Politik

Riesige Protestwelle gegen Trump

0

US-Präsident: „Wo sind die Demonstranten? Das sind Fake News!“

Quelle: Reuters
1:38 Min.

Am zweiten Tag seines pompösen Staatsbesuchs im Vereinigten Königreich droht US-Präsident Donald Trump (72) die harte Konfrontation mit der Wirklichkeit.

Gestern Staatsbankett an der Tafel der Queen mit Heilbutt-Filet und Erdbeertörtchen, heute der Zorn der Untertanen: Auf den Straßen Londons demonstrierten am Dienstag Zehntausende gegen den Besuch des US-Präsidenten.

Der kreative Riesen-Protest zog sich über den Tag, doch Trump will davon gar nichts gesehen haben…

  • Auf Pressekonferenz mit May

    Trump tritt gegen Londons Bürgermeister nach

    US-Präsident Donald Trump hat Theresa May ein neues Handelsabkommen angeboten. Londons Bürgermeister griff er abermals an.

Spaß-Puppe zeigt twitternden Trump auf Klo aus Gold

Gegen Mittag versammelten sich Tausende Menschen auf dem Trafalgar Square der britischen Hauptstadt – sie hielten Schilder hoch („Nein zu Rassismus, nein zu Trump“, „Trump ist nicht willkommen“), demonstrierten gegen den Staatsbesuch.

Danach setzte sich der Demonstrations-Zug in Bewegung. Das Ziel: Die Straße „White Hall“ im Regierungsviertel Westminister – unweit des britischen Regierungssitzes (Downing Street 10), wo sich Mittags Premierministerin Theresa May (62) und Trump trafen. Dabei sangen die Protestler „Say hey, ho, Trump and Tories have got to go“ (Deutsch: „Sag hey, ho, Trump und die Tories müssen gehen“).

Laut Veranstaltern („Zusammen gegen Trump“) waren 75 000 Menschen, trotz Regen, auf den Straßen Londons unterwegs. Erwartet worden war, laut einigen Medienberichten, bis zu 250 000 Menschen.

Doch Trump scheint eine andere Realität erlebt zu haben. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Theresa May erklärt er: „Tausenden haben auf den Straßen mit US-Fahnen gejubelt.“ Die Anti-Trump-Demonstration sei hingegen „sehr klein“ gewesen – gegenteilige Behauptungen nannte er „Fake News“.

▶︎ Schon am Montagabend hatte sich der US-Präsident über seine Kritiker lustig gemacht. Er schrieb auf Twitter: „Ich habe bis jetzt keine Proteste gesehen, aber ich bin sicher, dass die Fake News sich sehr bemühen werden, welche zu finden.“


Doch eigentlich konnte er den Protest nicht übersehen: Wie bei seinem Besuch im Vorjahr hing ein sechs Meter großer Trump-Ballon, der ihn als Riesenbaby in Windeln zeigt, über den Köpfen der Demonstranten. Seine Eskorte fuhr,
so berichtete es der „Daily Mirror“, sogar direkt an ihm vorbei.

„Wir versuchen, den Präsidenten daran zu erinnern, dass er in diesem Land nicht willkommen ist“, sagte Leo Murray, einer der Gestalter des Ballons. „Wir wollen zugleich auf lustige Art und Weise zeigen, wie sehr die Leute Donald Trump und seine Politik des Hasses ablehnen.“

Aktivisten platzierten auf dem zentralen Trafalgar Square dazu einen rund fünf Meter hohen Trump-Roboter. Dom Lessem, der Schöpfer des Riesen, sagte dem britischen Radiosender „LBC“, rund 22 300 Euro investiert zu haben.

Die auf einer goldenen Toilette sitzende Trump-Statue bewegte ihre Arme und twitterte fleißig.

Aus Lautsprechern ertönte die Stimme des US-Präsidenten. Immer wieder waren die bekanntesten Sätze Trumps zu hören: „Keine geheime Absprache“, „Hexenjagd“, „Ihr seid Fake News“ und „Ich bin ein gefestigtes Genie“.

One of the centerpieces of the London protests. Trump on a golden commode, and it talks, says “fake news” and “witch hunt” pic.twitter.com/AFiGhbXVGA

— Richard Engel (@RichardEngel) June 4, 2019

Andere Aktivisten verteilten Trump-Toilettenpapier.

Das treibt Trumps Gegner auf die Straße

Die Organisatoren der Proteste warfen Trump unter anderem Sexismus und Rassismus vor. Den Protesten hatten sich Menschenrechtsgruppen wie Amnesty international, Brexit-Gegner und die Klimaschutz-Bewegung angeschlossen.

Als prominentester Redner trat der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn (70) auf. In seiner Rede nahm er bei vielen Themen, wie Einwanderung und Klimaschutz, eine gegenteilige Position zu Trump ein. Vor allem warnte er vor einer Privatisierung des nationalen britischen Gesundheitsdienstes NHS im Zuge eines Handelsabkommens mit den USA.


Corbyn ist Chef der Labour-Partei, der auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan angehört. Mit dem hatte Trump sich am ersten Tag seines Besuchs bereits ein giftiges Twitter-Scharmützel geliefert. Khan erinnere ihn an den „sehr dummen und inkompetenten“ Bürgermeister von New York, Bill de Blasio – doch sei der Londoner Bürgermeister „nur halb so groß“. Trump schrieb den Namen des Labour-Politikers mit pakistanischen Wurzeln falsch als „Kahn“ statt „Khan“.

  • Vom US-Präsidenten verspottet

    Londons Bürgermeister kontert Trump

    Londons Bürgermeister Sadiq Khan lässt die scharfe Kritik von Donald Trump nicht auf sich sitzen, schlägt mit einem Video zurück.

  • Eklat bei Staatsbesuch in London

    Trump nennt Bürgermeister Khan „Totalversager“

    Kurz vor Beginn seines Staatsbesuchs in Großbritannien hat US-Präsident Donald Trump den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan bei Twitt…

Khan schlug zurück, konterte zuletzt mit dem Satz: „Donald Trump ist im Grunde genommen das Aushängeschild für die rechtsextreme Bewegung auf der ganzen Welt.“

Trump nannte ihn später „eine negative Kraft“, die „Menschen in diesem Land verletzt“.

Die Trumps bei Theresa May

Zuvor trafen sich die Trumps vor dem Regierungssitz, Downing Street 10, mit der britischen Premierministerin Theresa May (62) – für die Staatsgäste wurde extra der rote Teppich ausgerollt

Für den Mittag stand eine gemeinsame Pressekonferenz auf dem Programm. Trump versprach ein „phänomenales Handelsabkommen“, das nach dem Brexit in Kraft treten soll. Die Premierministerin lobte er für ihre Verhandlungsführung.

May betonte, man werde versuchen, „die tollen Beziehungen“ noch zu vertiefen.

Trump hatte im Vorfeld seines Besuchs Irritationen ausgelöst, als er sich in zwei Interviews mit britischen Zeitungen in die Brexit-Debatte eingemischt hat. Dort sprach er sich unter anderem für Brexit-Hardliner Boris Johnson als Nachfolger von May aus.

Queen mit deutlicher Mahnung an Trump

Die britische Königin Elizabeth II. (93) und Donald Trump betonten am Montag die engen Beziehungen ihrer beiden Länder seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Queen lobte die „enge und langjährige Freundschaft“ der beiden Staaten, forderte Trump jedoch ungewöhnlich deutlich auf, internationale Institutionen zu erhalten.

Angesichts der Opfer des Zweiten Weltkriegs hätten die beiden Länder mit anderen Verbündeten eine Reihe von internationalen Institutionen aufgebaut, um sicherzustellen, dass sich die „Schrecken des Konflikts“ nicht wiederholten, sagte die Königin.

Auch Trump betonte das im Zweiten Weltkrieg entstandene unverbrüchliche Band zwischen den beiden Nationen. Beide Staatschefs wollen am Mittwoch in Portsmouth an der Südküste Englands an Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie teilnehmen, dem sogenannten D-Day.

▶︎ Die Trumps schenkten der Queen eine Brosche aus Silber und Seide. Ehemann Philipp überreichten sie eine personalisierte Jacke der „Air Force One“ und eine signierte Biographie des Weltkriegsveterans James Doolittle.

Massen-Demo gegen Regierung in Tschechien

Previous article

„Kein Pillepalle mehr“ in der Klimapolitik

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik