Politik

Neuer Streit um das Elektroauto

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Es sieht nicht gerade gut aus für die EU im Kampf der Giganten um die Märkte der Welt. Auch Maybrit Illner macht sich Sorgen. Das Thema im ZDF-Donnerstags-Talk: „Zwischen Trump und China – rettet die ‚Planwirtschaft‘ Europa?“

Die Gäste

► Peter Altmaier (60, CDU). Merkels Wirtschafter will eine neue Industriestrategie, denn „sonst werden wir zur verlängerten Werkbank der anderen!“

► Sahra Wagenknecht (49, Linke). Die Fraktionschefin bleibt linientreu: „Wir brauchen eine EU, die nicht in erster Linie die Interessen großer Unternehmen und Banken vertritt!“

► Karl Haeusgen (52). Der Vizepräsident der deutschen Maschinenbauer warnt: „Wir erleben gerade einen Kampf der Wirtschaftssysteme!“

► Sandra Navidi (50). Die New Yorker Finanzexpertin schimpft: „Trump schwächt alle anderen, damit die USA stärker dastehen!“

► Felix Lee (43). Der Journalist, für die „taz“ in China, rät: „Deutschland sollte China gegenüber nicht zu misstrauisch sein.“

An Trump scheiden sich nicht nur die Geister, auch das Zoff-o-Meter dreht immer sehr schnell hoch. Wie wird es heute?

Erst einmal eine Tirade

„Es sieht so aus, als würden die Chinesen Zugeständnisse machen“, sagt die Talkmasterin und fragt die Finanzexpertin: „Glauben Sie, dass Trump diesen Handelskrieg gewinnen wird?“

Navidi startet sofort ihr übliches Trump-Bashing: „Strategie nicht ersichtlich! Persönliche Ressentiments! Fehlanalysen! Defizit auf Rekordhöhen! Tausende Arbeitsplätze verloren!“

Salto des Abends

An den jüngsten News kommt Navidi dann allerdings doch nicht vorbei: „Die Chancen, dass China wenigstens teilweise einlenken wird, sind nicht schlecht“, gibt sie zu. Aber: „Das sind Maßnahmen, die sie sowieso treffen müssten.“

Maschinenbauer Haeusgen, in China schon lange am Werk, grätscht die Expertin sauber ab: Ein Einlenken Chinas sei „ein Ergebnis, über das wir uns in Deutschland freuen“, stellt er fest. „Trump ist der einzige, der das in China erreichen kann. Mit Trump-Bashing kommen wir nicht weiter. In der Sache hat er recht!“

  • Wegen 5G-Bann

    Huawei klagt gegen die US-Regierung

    Der chinesische Mobilfunk-Gigant zieht vor Gericht. Die Klage soll klären, ob es Beweise dafür gibt, dass Huawei Daten ausspioniert.

  • EU verhandelt heute mit USA

    Nervenkrieg um Auto-Zölle

    Deutschlands Autobosse blicken mit Hochspannung auf die amerikanische Hauptstadt. Wird die EU-Kommissarin für Handel, Cecilia Malmst…

Klügste Analyse

„Vor einem Jahr war die chinesische Führung noch siegesgewiss“, erklärt China-Korrespondent Lee, „aber das ist jetzt anders. Die Stimmung ist schon sehr angespannt!“

Denn: „Trumps Strafzölle schwächen die chinesische Wirtschaft, und das ist jetzt schon zu spüren.“

Dann geht das Zoff-o-Meter los!

Die Linke-Fraktionschefin versucht es mit der alten sozialistischen Gleichmacherei: „Die USA verteidigt ihren Status als Wirtschaftsweltmacht“, sagt Wagenknecht. „Und die Chinesen wollen eine Wirtschaftsweltmacht sein!“

Auch hier geht der Unternehmer sofort dazwischen: „Man muss vorsichtig sein, die Chinesen und die Amerikaner über einen Kamm zu scheren“, sagt Haeusgen.

Wichtigste Klarstellung

Denn, so der Maschinenbauer: „Der wesentliche Unterschied ist immer noch der, dass die Amerikaner in unserem westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsverständnis arbeiten. Trump ist ein demokratisch gewählter Präsident in einem demokratischen Land!“

Wagenknecht lässt trotzdem nicht locker und leitet schnell den nächsten Spielzug ein: „Das Problem ist ja, das wir unsere digitale Infrastruktur abhängig gemacht haben von den fünf großen Datenkraken im Silicon Valley!“

Interessanteste Wortschöpfungen

Das aber, so die Linke-Fraktionschefin, „ist die Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Darüber wird die gesamte Vernetzung auch der europäischen Industrie laufen!“

Das Argument ist dann jedoch sogar Navidi nicht geheuer: „Ich sehe hier noch kein Robogeddon und auch keine Robapokalypse“, beruhigt sie.

Elegantester Seitenhieb

Altmaier weist auf seine neue „Nationale Industriestrategie 2030“ hin, die Illner jetzt zu ihrem Talk-Titel anregte. Ziel des Ministers: „Wohlstand durch Marktwirtschaft und Wettbewerb.“ Aber auch das macht er klar: „Wenn uns Amerika, China, Japan oder Südkorea durch unfaire Praktiken bedrohen, müssen wir unsere Unternehmen schützen!“

Unternehmer Haeusgen freut sich, dass jetzt endlich auch mal über Wirtschaftspolitik geredet werde, „nach so vielen Runden Sozialpolitik!“

Schärfste Zuspitzung

Altmaier sorgt sich besonders um die Autoindustrie: „Wenn die Autos künftig elektrisch und autonom fahren, aber die Batterien aus China kommen, und die Plattformen aus den USA, dann montieren wir hier in Deutschland vielleicht nur noch die Räder und die Außenspiegel!“

Außerdem warnt er vor Firmenkäufen, bei denen Chinesen Mondpreise bezahlen, um „technologische Expertise abzusaugen“.

Ketzerische Frage

Haeusgen schwimmt wieder kühn gegen den Talkshow-Mainstream: „Wer sagt denn eigentlich, dass das Elektroauto wirklich die Technologie der Zukunft ist“, fragt er. Vielleicht sei es auf lange Sicht klüger, auch für andere Technologien offen zu bleiben.

Altmaier scheint da aber nicht viel zuzutrauen: „Irgendwann muss man sich entscheiden“, erklärt er.

„Nein“, sagt der Unternehmer knapp. Und Wagenknecht eilt ihm zu Hilfe: „Es gibt stichhaltige Argumente, dass die Batterie nicht die Zukunft sein kann“, bestätigt sie. Vor allem sei die Ökobilanz des E-Autos verheerend.

Härtester Vorwurf

Auch die Energiewende findet bei der Linken keine Gnade: Die Bundesregierung habe 100 Milliarden ausgegeben, um grüne Energie zu fördern, aber gleichzeitig zugesehen, wie die Solarindustrie den Bach runtergegangen ist: „Das war ein Riesenfehler!“

Haeusgen weiß, was damals lief: Die Bundesregierung habe zwar Subventionen in die Solaranlagen gepumpt, aber die Chinesen hätten einfach noch mehr gegeben.

Bester Rat

„Mit Chinesen muss man hart verhandeln“, lächelt Lee. „Die Chinesen tun das selber ja auch. Man wird überhaupt erst dann ernst genommen, wenn man hart verhandelt!“

Zitat des Abends

„Der Staat ist ein lausig schlechter Unternehmer“ (Haeusgen)

Fazit

Erst hohe Empörungsquote um Trump, aber auch viel Mecker über China und dazu eine Prise sozialistischer Fundamentalblödsinn. Dann viele Minuten lang schwer verdauliche Fachtexte im Tarantel-Tempo. Das war ein Talk der Kategorie „Schnellsiedekurs“.

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