Politik

Neuer Rezo-Ärgerfür CDU-Ministerin

0

Eigentlich hätte dieses Video von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (46) ein Beispiel für mehr Social Media bei der CDU sein können – stattdessen wurde der einminütige Clip zum neuen Kanonenfutter YouTuber Rezo.

Am Montag hatte das Landwirtschaftsministerium ein kurzes Video mit Klöckner und Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch veröffentlicht. Darin lobt Klöckner den Konzern dafür, dass es den Zucker-, Salz- und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe.

Folge: heftige Kritik im Netz. Einer der ersten Kommentare stammt von YouTuber Rezo.

Erst vor zwei Wochen hatte er die CDU in einem 55-minütigen Video für ihre Politik attackiert. Gegen CDU-Ministerin Klöckner holt Rezo zum nächsten Schlag aus. Vorwurf diesmal: Schleichwerbung für Unternehmen. „Fun fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als Werbung kennzeichnen müssen“, schreibt er.

Fun Fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als #Werbung kennzeichnen müssen.

— Rezo (@rezomusik) June 5, 2019

In wenigen Stunden bekam der Tweet mehr als 6000 Likes.

Angesichts des umstrittenen Rufs von Nestlé ist das Video doppelt bitter: Das Unternehmen steht in der Kritik, in Dürreländern mit Grundwasser zu handeln und für die Austrocknung einer ganzen Region in Pakistan verantwortlich zu sein.

  • „Gegen sinnlose Fliegerei“

    Jetzt macht ausgerechnet die CDU Rezo Dampf

    Eine führende Unions-Frau schlägt Rezo eine neue Kampagne vor, sagt: „Mir dauert das alles ein bisschen zu lange.“ Meint sie das ernst?

Klöckner reiht in ihrem Nestlé-Video dagegen Lob an Lob. „Die Frage ist, ist es mit unserer Umwelt gut vereinbar und ist es vor allen Dingen gut für die Gesundheit. Und deshalb freue ich mich, dass wir uns heute über die Philosophie von Nestlé unterhalten haben“, beginnt sie. Schließlich folgt das Lob für den Konzern und seine Produkte, „die die Bürger gerne mögen“.

Weniger #Zucker, Fette und #Salz in Fertigprodukten – dafür setzt sich BMin @JuliaKloeckner mit der #Reduktion|s- und #Innovationsstrategie ein.

Dass dies geht, zeigt @NestleGermany, die die Strategie unterstützen. Sie haben 10% der Inhalte reduziert; weitere 5% sollen folgen. pic.twitter.com/jLpVSHRoyJ

— BMEL (@bmel) June 3, 2019

Kritik gab es auch von prominenten Politikern:

• Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf der Ministerin am Mittwoch vor, sie habe ein „Werbevideo“ für Nestlé gedreht.

• Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach bezeichnete den Vorgang als „peinlich, ja bitter“. Bei Twitter schrieb er: „Klöckner lässt sich von Nestlé-Lobbyisten erst die Zuckersteuer und die Lebensmittelampel abverhandeln und tritt dann bei PR-Event von Nestlé auf.“

Umstrittene Praktiken bei Nestlé

Klöckners Reaktion: Sie verteidigt das Video und hält daran fest, ihre Reduktionsstrategie für Salz, Zucker und Fett in Lebensmitteln sei ein Erfolg. Nestlé diene als Beispiel dafür: „Erst unterstellen, dass nichts geschieht. Dann durchdrehen, wenn man was erreicht“, entgegnete sie auf Twitter. Das Ministerium äußerte zwar Verständnis für die Kritik, steht aber weiter zu dem Treffen mit dem Nestlé-Chef: „Politik heißt, im Gespräch zu bleiben“, hieß es in einem weiteren Tweet.

An die Hatespeaker, weil ich mit Nestlé gesprochen habe: Mal eigene Forderungen #Zuckerreduktion nachlesen! Dass Unternehmen unsere Zielen für bessere Nahrungsmittel umsetzen, ist ein Erfolg. Erst unterstellen, dass nichts geschieht. Dann durchdrehen, wenn man was erreicht 🙄

— Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) June 4, 2019

Nestlé werden wie anderen großen Konzernen immer wieder fragwürdige Geschäfte vorgeworfen: 2010 hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace angeprangert, dass das Unternehmen durch den Gebrauch von Palmöl zum Anlegen der Plantagen und der Zerstörung von Regenwald beitrage. Nestlé hatte daraufhin versprochen, bis 2020 nur noch Palmöl aus nachhaltiger Produktion zu nutzen.

Im Dokumentarfilm „Bottled Life“ wurde Nestlé 2012 vorgeworfen, in Weltregionen, die unter Dürre leiden, Geschäfte mit Grundwasser zu machen, das gereinigt und in Plastikflaschen teuer verkauft wird. In Pakistan sei das Unternehmen für die Austrocknung einer Region mit verantwortlich. Das Unternehmen hält dagegen, der Film zeige ein verzerrtes Bild und manipuliere die Zuschauer. Nestlé habe in der Region Lahore in Pakistan nur zwei Tiefbrunnen.

SPD macht der Union Dampf

Previous article

Behörden wollen beiAlexa mithören

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik