Politik

Merkel über ihre Beziehung zu drei US-Präsidenten

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Zur Klatsche ihrer CDU bei der Europawahl schwieg die Kanzlerin, jetzt bekam sie Sendezeit im internationalen Rampenlicht – und sprach unter anderem über ihre Beziehung zu den drei US-Präsidenten, die sie in ihrer Amtszeit erlebt hat.

Angela Merkel (64, CDU) stellte sich am Montag den Fragen der Journalistin Christiane Amanpour, das TV-Interview wurde am Dienstagabend bei CNN-International veröffentlicht. Das Gespräch: Ein wilder Mix aus aktuellen Themen und einer Bilanz der scheidenden Kanzlerin.

Die Eingangsfrage lautete: „Historiker von heute beschreiben Sie als das Gesicht der guten Deutschen. Aber sie sagen auch, dass unter Ihren fast 15 Jahren an der Macht die alten dunklen Dämonen wieder aufgestiegen sind: Nationalismus. Populismus. Antisemitismus. Was sagen Sie dazu?

Merkel muss zustimmen: Antisemitismus in Deutschland hat nach den Worten von der Kanzlerin in den vergangenen Jahren zugenommen. „Es gibt leider bis heute keine einzige Synagoge, keinen einzigen Kindergarten, der jüdisch geprägt ist, vor dem nicht deutsche Polizisten stehen und aufpassen müssen, dass nichts passiert. Das ist über die Jahrzehnte nie verschwunden. Aber das hat zugenommen“, sagte Merkel. In Deutschland seien solche Entwicklungen „immer noch in einem bestimmten Kontext, auch unserer Vergangenheit zu sehen“.

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Und weiter: Das bedeute, „dass wir uns dagegen stellen müssen“. Der jungen Generation müsse immer wieder gesagt werden, „was die Geschichte an Schrecklichem hervorgebracht hat, was von deutschem Boden ausgegangen ist“. Es müsse auch klar gemacht werden, „warum wir für Demokratie sind … warum wir keine Toleranz zeigen gegenüber Verletzungen der Menschenrechte, warum unser Artikel 1 unseres Grundgesetzes ,Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ so wichtig und fundamental ist“, argumentierte die Kanzlerin.

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Amanpour meinte, dass Merkel ja oft als Boxsack von US-Präsident Donald Trump herhalten musste. Merkel: „Ja, wir hatten sehr kontroverse Debatten. Aber wir haben auch Gemeinsamkeiten gefunden. Als Bundeskanzlerin muss ich eine sehr enge Beziehung zu den USA haben. Eine der wichtigsten Entscheidungen der Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg war es, Deutschland und Europa, die Chance zugegen, sich wirtschaftlich zu entwickeln.“

Und weiter: „Dies wurde durch den Marshall Plan erreicht. Amerika hat uns immer verteidigt.“

Merkels und
Obama

Dann erzählte die Merkel über ihre Beziehung mit Trumps Vorgänger Barack Obama: Die Verhältnis habe sehr unsanft begonnen. „Ich bin 2008 in seinem Wahlkampf sehr kritisiert worden, als er in Berlin vor dem Brandenburger Tor sprechen wollte, ich aber gesagt habe: Er ist noch nicht Präsident. Und hier sprechen nur Präsidenten“, so Merkel.

Obama sprach daraufhin vor der Siegessäule. Zu seiner umjubelten Rede waren rund 200 000 Menschen geströmt.

Der erste US-Präsident, den Merkel erlebte, war George W. Bush. Über die Szene, in der ihr Bush im Jahr 2006 bei einem Treffen den Nacken massierte, sagt sie: „Es war nur eine Geste der Freundschaft.“

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Ob Merkel sich als Feministin sieht, wollte Amanpour wissen. „Die niederländische Königin Maxima hat mir einmal erklärt, wie sie Feminismus sieht. Dass Frauen überall genau dieselben Rechte haben und dass dies Parität ist (…), von der Politik bis zu den Medien bis zur Geschäftswelt. Das muss unser Ziel sein. Aber wir sind noch nicht da.“

Und weiter: „Ich bin in meiner Zeit als Kanzlerin für viele Mädchen zu einem Vorbild geworden. Wir brauchen mehr Frauen in solchen relevanten Positionen. Und das heißt, Männer müssen ihre Gewohnheiten ändern.“

Mit Blick auf das baldige Ende ihrer politischen Karriere wollte Amanpour von Merkel wissen, ob sie müde sei und sich wie ein „Wrack“ fühle. „Ich bin bereit, bis zum Ende dieser Legislaturperiode – das habe ich auch den Menschen versprochen – dann als Bundeskanzlerin zu arbeiten.“

Die Kanzlerin sagte: „Und ich hätte mich sicherlich nicht zu diesem Interview bereit erklärt, wenn ich nicht Lust hätte, noch ein bisschen etwas politisch zu sagen. Und diese Freude muss man jeden Tag haben. Man muss, ich muss weiter neugierig auf Menschen sein können. Das bin ich. Immer wieder begegnet man neuen, faszinierenden Menschen. Und das ist für mich der wichtigste Kraftquell für Politik.“

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