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Arbeitsminister Heil will Job mit Putzfrau tauschen

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Wenn der Staat Geld verteilt, muss immer einer bluten – der Steuerzahler. Das Thema bei „hart aber fair“: „Respekt für Rentner oder Wahlgeschenk: Was bringt die neue Grundrente?

Die Gäste

Hubertus Heil, SPD, Arbeits- und Sozialminister, will Rentner mit seiner „Respekt“-Rente vor Altersarmut retten. Kostet Milliarden.

Susanne Holtkotte, Reinigungskraft in einem Krankenhaus, nimmt das persönlich: „Super, das würde Menschen wie mir helfen.“

Christoph Schwennicke, Chefredakteur der Zeitschrift „Cicero“, hält das für „Rentenpopulismus der der SPD, um der Bedeutungslosigkeit zu entkommen.

Verena Bentele, SPD, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, jubiliert: „Das bringt Gerechtigkeit!“

Johannes Vogel, FDP-Bundestagsabgeordneter und Rentenexperte, gibt contra: „Ungerecht und teuer, wer so einen Vorschlag macht, muss scheitern!“

Geht’s ums Geld, geht’s selten ohne Zoff. Das ist nach den ersten fünf Minuten klar.

Susanne Holtkotte rechnet schon mal nach. Heute würde sie 715 Euro Rente bekommen, mit Heils Respekt-Rente wären es 1202 Euro.

Heil will zahlen, ohne dass geprüft wird, ob der Rentner noch was auf der hohen Kante hat. Richtig, findet Holtkotte: „Wer vierzig Jahre arbeitet und was spart, für den ist es sein gutes Recht, dass das nicht angerechnet wird.“ Sie selber schafft es nicht, sich was zurückzulegen. Ihre Forderung: „Wir müssen vernünftige Löhne haben, dann zahlen die Leute auch vernünftig in die Rentenkasse ein.“

Da wird die Reinigungskraft bald am Kabinettstisch in Berlin für kämpfen können. Denn bei seinem „Wer mit wem“- Spiel, zu dem Plasberg am Ende der Sendung aufruft, verspricht Heil der Putzfrau: „Wirklich mal einen Tag tauschen. Ernst gemeint!“ Willkommen im Kabinett.

Wer muss sich nackig machen?

Doch Plasberg zählt erst mal auf, was „nackig machen“, auf Bürokratendeutsch „Bedarfsprüfung“, heisst: Privatvermögen offenbaren, Kontostand, Immobilien, Schmuck, wer wohnt noch im Haushalt und was wird geteilt.

Der liberale Vogel zuckt die Schultern: „Das muss jeder von uns jährlich bei seiner Steuererklärung machen.“ Aber er meint auch, wer die Heil-Rente bekommt, sollte nicht sein „Auto und die kleine Wohnung aufgeben müssen“. Aber ohne Bedarfsprüfung bekämen auch „gut Versorgte“ die neue Rente: „Prinzip Gießkanne.“ Ihm missfällt, dass jeder Nutznießer sein soll, „ob er viel oder wenig, ob er er Voll- oder Teilzeit gearbeitet hat“. Sein Fazit: „Ungerecht.“

Sozial-Präsidentin Bentele mosert, dass 35 Arbeitsjahre die Voraussetzung für Heils Rentenzahlung sind. Stimmt, meint Heil. Über diese „Abbruchkante“ muss man reden: „Wir diskutieren, wie wir einen Übergang sanfter gestalten.“ Kostet natürlich auch mehr.

Bentele rechnet das auch gleich für die künftigen Rentnergenerationen hoch: „Viele junge Leute verdienen verdammt wenig.“ Die sollen künftig auch nicht „an der Tafel Schlange stehen“, sondern Heils Rente kassieren.

Rentenzahlung trotz Haushaltsloch

„Cicero“-Chef Schwennicke wundert sich: Finanzminister Scholz „hat ein großes Loch in der Kasse entdeckt. Sie werden ein Finanzierungsproblem bekommen. Haben Sie mal einen Strich unter die Rechnung gemacht?“ Heil rechnet mit ein paar Milliarden an Rentenplus für die „Reinigungskraft, den Busfahrer, die Friseurin, für die fleißigen und tüchtigen Leute, die das Land am Laufen gehalten haben.“

Plasberg präsentiert die neueste Umfrage: 61 Prozent der Bevölkerung finden Heils Vorschlag gut. „Läuft, Herr Heil?!“, nimmt Plasberg den Renten-Wohltäter auf die Schippe.

Schwennicke lässt nicht locker: „Im Himmel ist Jahrmarkt. Das finden die Leute gut. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die SPD ihre Kernklientel versammelt“ – vor der Europawahl und den nächsten Landtagswahlen. Schwennicke: „Es geht um die nackte Existenz der SPD. Das ist der Hintergrund, warum die SPD jetzt damit herauskommt.“

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Wer macht den Zahlemann?

Benteles Beispiel für Deutschland: „In der Schweiz zahlen auch Manager in die Rentenkasse ein.“ Und natürlich: Vermögenssteuererhöhung und „dass endlich alle Unternehmen Steuern zahlen“. Steuerflucht bekämpfen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Holtkotte: „Wie das in zwanzig Jahren aussieht, das weiß ich nicht. Es wird immer viel geredet. In meinem Job ist das so, da müssen alle an einem Strang ziehen.“ Ihr Vorschlag zur Güte für die Koalitionsgespräche: „Ich bin nicht gegen die Bedarfsprüfung. Aber wenn jemand ein bisschen was gespart hat, dann soll er das auch behalten.“

Heils Geheimnis: „Ich habe viel Zuspruch vom Koalitionspartner. Die rufen an.“

Das war ein Talk der Kategorie: Viel große Töne, aber noch hat kein Rentner mehr Geld in der Tasche.

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