Politik

Was haben sich die Jusosdabei nur gedacht?

0

Auch EVP-Sitzenkandidat Manfred Weber (CSU) und Alice Weidel (AfD) als Zielobjekt

Wie tief kann eine Volkspartei im Europawahlkampf sinken?

Eine Wahlkampfaktion der Jusos im bayerischen Ansbach sorgt für empörte Reaktionen aus der Union – und mächtigen Ärger in den sozialen Netzwerken.

Auf einem inzwischen gelöschten Foto auf dem Facebook-Account der SPD-Europaabgeordneten Maria Noichl (52) war ein Turm von Blechdosen für einen Wurfwettbewerb zu sehen, auf denen unter anderem die Konterfeis von lebenden und toten Politikern zu sehen waren. Neben CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und CSU-Vize Manfred Weber, Spitzenkanddidat der EVP bei den Europawahlen, sowie zwei AfD-Politikern zeigt eine Dose auch das Bild von Adolf Hitler.

Noichl schrieb dazu: „Ein super Infostand der JUSO Ansbach. Danke! Ihr seids Spitze!“

Erst Zschäpe, dann Hitler

Der Verdacht liegt nahe, dass es die Jusos mit ihrer Dosenwurf-Aktion auf einen Skandal anlegten, denn es ist das zweite Mal in kurzer Zeit, dass der SPD-Nachwuchs sich eine solche Entgleisung leistet.

Bei einer ähnlichen Aktion in Berlin sollten die Bälle zugleich auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und die wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Rechtsterroristin Beate Zschäpe geworfen werden.

  • Streit um Juso-DOsenwerf-Aktion

    SPDler sollten auf Minister Seehofer und Zschäpe zielen

    In der Berliner SPD gibt es Aufregung um eine geschmacklose Dosenwerf-Aktion der Jusos im September.

Die Unionsparteien protestierten umgehend massiv: „Ich fordere die SPD-Führung auf, sich von solchen Aktionen sofort und klar zu distanzieren“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Bei Twitter schrieb er zudem: „Ihr schürt Hass in der Mitte der Gesellschaft. Otto Wels, Willy Brandt und Helmut Schmidt würden sich für Euch schämen.“

Ernsthaft @larsklingbeil ? @jusos vergleichen @akk @AndiScheuer @ManfredWeber mit Adolf Hitler? Und dann Dosenwerfen auf die Köpfe? Und Eure Abgeordnete sagen spitzen Aktion im Wahlkampf?@spdde 1/2 pic.twitter.com/3F2lqlz6UZ

— Paul Ziemiak (@PaulZiemiak) May 13, 2019

Sein CSU-Kollege Markus Blume reagierte noch schärfer: „Die schäbigen Vergleiche und Spiele der Jusos sind völlig inakzeptabel. Dass diese Aktion vom SPD-Establishment beklatscht und angefeuert wird, ist erschütternd und verlangt ein Einschreiten der SPD-Parteispitze“, sagte er. Solche Aktionen ließen Anstand vermissen. „Wenn die SPD in Panik den demokratischen Grundkonsens infrage stellt, belastet das den Koalitionsfrieden.“

SPD-Politikerin entschuldigt sich

Noichl entschuldigte sich am Montag umgehend für die Aktion: „Ich habe das zu Recht viel kritisierte Bild nun gelöscht und entschuldige mich für die Aktion, die Menschen verletzt hat. Dies war und ist nie meine Absicht oder die der Jusos Ansbach gewesen.“

Die Diskussion zeige ihr, dass sie die Aktion zunächst falsch eingeschätzt habe. „Danke für die sachliche Kritik, die mich erreicht hat.“

Die Ansbacher Jusos geben sich auf ihrer Facebook-Seite ebenfalls teilweise reumütig: „Wir bekennen uns klar zur Demokratie und respektieren alle demokratischen Parteien sowie ihre gewählten Vertreter. Verbrechen der NS-Zeit und anderer Diktaturen verurteilen wir aufs schärfste – hier gibt es nichts zu verharmlosen!“

Scharfe Kritik kam von Maram Stern, Chefdiplomat und stellvertretender Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses: „Wahlkampf und der Wettstreit der Ideen sind wichtig in einer Demokratie. Wer aber demokratische Politiker mit den schlimmsten Feinden der Demokratie wie Hitler und Mussolini auf eine Stufe stellt, überschreitet die Grenze des guten Geschmacks, verharmlost die Verbrechen der Nazis und beleidigt den demokratischen Mitbewerber. Es ist gut, dass sich die SPD für diese Aktion entschuldigt hat. Hitler-Vergleiche haben im Europawahlkampf wirklich nichts verloren.“

Raketenangriff auf Flüchtlingscamp in Syrien

Previous article

Erben heißt Verantwortung!

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik