Politik

Warum ausgerechnet Thorsten Schäfer-Gümbel?

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Der ewige Wahlverlierer bringt vor allem eines mit: Zeit

Andrea Nahles (48) schmeißt als SPD-Partei- und -Fraktionschefin hin. Jetzt übernehmen drei Interims-Vorsitzende die Führung der krisengebeutelten Partei.

Das sind die drei neuen SPD-Chefs:

▶︎ Malu Dreyer (58), beliebte Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz, die ihre Wiederwahl auf wundersame Weise gegen CDU-Konkurrentin Julia Klöckner schaffte.

▶︎ Manuela Schwesig (45), Polit-Star aus dem Osten. Sie war mit 34 schon Familienministerin und führt heute eine Ampel-Koalition in Meck-Pomm an.

▶︎ Und: Der ewige Wahlverlierer Thorsten Schäfer-Gümbel.

Die neue SPD-Troika: Sie besteht aus zwei Hoffnungsträgerinnen der Partei – und Thorsten Schäfer-Gümbel.

Thorsten – wer nochmal?

Thorsten Schäfer-Gümbel (abgekürzt: „TSG“, 49) hatte 2008 den Parteivorsitz in Hessen von Andrea Ypsilanti übernommen, kämpfte seitdem mit Bravour, aber ohne Erfolg gegen den Abwärtstrend der SPD an.

Dreimal führte er als Spitzenkandidat seine Partei durch die Landtagswahlen – und verlor dabei jedes Mal. Auch, wenn er manchmal über den Wahlergebnissen der Bundes-SPD blieb: 2018 holte er mit 19,8 Prozent das schlechteste Ergebnis der Hessen-SPD seit 1946.

Im März kündigte er an, dass bald Schluss ist: Er ziehe sich aus der Politik zurück, habe auch schon einen neuen Job als Arbeitsdirektor im Vorstand der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Ab 1. Oktober trete er die neue Stelle an, daran ändere jetzt auch sein Intermezzo in der SPD-Troika nichts, erklärte er heute.

Warum wurde der Wahlverlierer für diesen Job ausgewählt?

Die Statuten der SPD sehen vor, dass ein Vize-Vorsitzender die kommissarische Führung übernehmen muss.

▶︎ Die Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer und Manuela Schwesig eignen sich für den Interims-Job, weil sie keine allzu großen Ambitionen auf den dauerhaften SPD-Vorsitz haben.

▶︎ Olaf Scholz kam als Dritter im Bund nicht infrage, weil er der nächste „richtige“ SPD-Chef werden könnte – und als Bundesfinanzminister nach eigenen Angaben „keine Zeit“ hat.

▶︎ Bleibt eigentlich fast nur: Thorsten Schäfer-Gümbel. Er kann gefahrlos den Watschen-Mann geben, weil er ab Herbst erklärtermaßen sowieso weg ist.

Dazu kommt: Im Gegensatz zu den beiden Landeschefinnen bringt er vor allem Zeit mit, kann sich um Aufräumarbeiten, Organisation und die Suche nach einem neuen Parteichef kümmern.

Experte: „Was Besseres können Sie in der SPD nicht kriegen“

„Es geht hier auch um Positionen“, erklärte der Politik-Experte Hajo Funke gegenüber BILD. TSG sei geeignet, weil er für „verantwortliche und durchdachte Mitte-Links-Positionen innerhalb der SPD“ bekannt sei.

Überhaupt halte er die neue Führungs-Troika für das richtige Konzept: „Was Besseres können Sie in der SPD nicht kriegen“, sagte Funke. Die neue Führungsmannschaft sei durch drei Leute besetzt, die nach innen integrations- und kooperationsfähig seien, mit denen die SPD „nicht versacken“ werde, sagte der Experte.

Und: Diesmal seien keine Narzissten an der SPD-Spitze. Darum sei diese kommissarische Führung sogar „besser als frühere Führungs-Trios der SPD“. Funke meint damit: Helmut Schmidt, Willy Brandt und Herbert Wehner vor fünf Jahrzehnten sowie Gerhard Schröder, Rudolf Scharping und Oskar Lafontaine vor rund zwei Jahrzehnten.

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