Politik

Strunz: „Politik hält die Menschen für dumm und blöd“

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Deutschland einig Vaterland! Schön wär’s!

Das Thema bei „hart aber fair“: „Sprachlos, verständnislos, wütend: Wie gespalten ist Deutschland?“

Ossis gegen Wessis, „Deutschland den Deutschen“ contra Multikulti – ein Lieblingsthema in den deutschen Talkshows.

Die Gäste

▶ Dirk Rossmann, Gründer der Drogeriemarkt Kette „Rossmann“, 3 800 Filialen allein in Deutschland. Schrieb ein Buch über sein Leben: „… dann bin ich auf den Baum geklettert! Von Aufstieg, Mut und Wandel!“

▶ Michel Abdollahi, im Iran geboren, Schriftsteller und Kulturreporter beim NDR. Sein Eindruck: „Der Ton ist nicht nur rauer geworden, er hat vor allem Bilder bekommen – wie in Chemnitz“.

▶ Annette Behnken, evangelische Pastorin, predigt in „Das Wort zum Sonntag“: „Die Stimmung ist gereizt – nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.“

▶ Claus Strunz, Buchautor „Geht’s noch Deutschland?“ – Seine Erfahrung: „Probleme anzusprechen ist nicht gleich Rassismus, aber man wird in die rechte Ecke geschoben, wenn man es tut.“

▶ Antje Hermenau, wortgewaltige Sächsin als Stimme des Ostens: „Die Menschen hier haben den Hals voll, weil sie das Gefühl haben gegen eine Wand zu reden und nicht gehört zu werden.“

Was sich liebt, das zofft sich.

Gilt auch für die Deutschen.

Sagt der deutsche Muslim Abdollahi: „Der Islam ist im Moment das Feindbild. Damit müssen wir Muslime leben. Ich kriege Hassbotschaften, ‘geh doch zurück in den Iran’“. Andere drohen ihm mit Mord und Totschlag, „und keiner denkt an meine Steuern, die ich brav gezahlt habe und mit der die Infrastruktur geschaffen wurde, über die sie mir jetzt diese Post schicken können.“

Abdollahi: „Je schlimmer die Botschaften, desto wichtiger ist es zu antworten.“

Hat Seehofer Schuld mit seinem Spruch, dass die Migrationsfrage die „Mutter aller Probleme“ sei, fragt Plasberg. Strunz als Seehofer-Verteidiger: „Ich glaube, dass er recht hat.“

Pastorin Behnken ist erschüttert: „Ich kann nicht verstehen, wie man das verteidigen kann.“

  • Abschied als Partei-Chef

    Hier läutet Seehofer zum letzten Mal die CSU-Glocke

    Der scheidende CSU-Chef Horst Seehofer hat am Montag zum letzten Mal eine Vorstandssitzung seiner Partei geleitet.

  • Seehofer-Plan

    Asylbewerber sollen bis zur Abschiebung in Gewahrsam

    Bundesinnenminister Horst Seehofer will abgelehnte Asylbewerber schneller abschieben, vor allem wenn sie straffällig geworden sind.

Strunz kontert: Ob Renten, Arbeitsplätze, Schulen, „alles Beispiele, dass man mit den Folgen nicht klargekommen ist.“ Und wenn die Bürger dagegen aufbegehren, kriegen sie von der Politik zu hören, sie wären „zu dumm, es zu begreifen, zu blöd. So kann man mit den Bürgern nicht kommunizieren.“

Rossmanns Toleranz-Bekenntnis für seine Drogerien: „Wir haben nichts dagegen, wenn Frauen Kopftuch tragen. Aber wenn Männer Frauen nicht die Hand geben, das würde ich nicht wollen.“ Rossmanns Befürchtung: „Es gibt junge Muslime, die gehen immer mehr in die Moschee, die halten ihre Kindern fern von der deutschen Kultur.“

Die nächste Toleranz-Baustelle:
Sippenhaft für Kinder von AfD-Mitgliedern?

In Berlin verweigern Eltern einer Privatschule dem Sohn eines AfD-Mitglieds die Aufnahme.
Hermenau: „Sippenhaft“ – „Eine Schande, dass das passiert.“

Abdollahi: „Das macht man jeden Tag mit den Migranten.“

Das Wort zur AfD von der Wort-zum-Sonntag-Predigerin Behnken: „Wichtig ist, ob die Menschen dialogbereit sind. AfD ist nicht gleich AfD. Mir kommt es darauf an, ob man mit den Menschen reden kann.“

Nächste Toleranz-Baustelle: Der Sachsen-Pranger

Hermenau empört: Mit dem „Spiegel“-Titel „Sachsen – wenn Rechte nach der Macht greifen“ „wurde ein ganzer Volksstamm an den Pranger gestellt.“

Zu den Demos der Rechten in Chemnitz: Die Leute sagten „in unserem kleenen Chemnitz ist noch nie eener umgebracht worden“ und gingen auf die Straße. „Die Bürgermeisterin hatte die Haare schön, aber hat sich nicht gekümmert. Manche haben gemerkt, dass neben ihnen Nazis waren, andere nicht. Die hätten sich distanzieren müssen.“

Strunz: „Mich besorgt, dass die Nazis und die Hitlergruß-Menschen das Demonstrationsrecht aushöhlen. Das ist das Pulverfass. Man hat den Eindruck der Hilflosigkeit gespürt. Die Medien müssen den Menschen in der Hilflosigkeit eine Stimme verschaffen, ohne sie zu stigmatisieren.“

Hermenau, die Stimme des Ostens: „Wir sind vor dreißig Jahren aus der Umarmung der Russen raus. Wir wollten Deutsche sein. Aber es hat sich soviel geändert, dass sich viele fragen: Ist das das Land, dem wir beigetreten sind? Hat uns irgendeiner gefragt, ob wir das so wollen?“

Viele Kommunen sagen bei Flüchtlingszuweisungen: „Das ist unsere Quote. Deckel drauf. Sie wollen selber entscheiden“ – wie die osteuropäischen Staaten.

Baustelle Arm und Reich

Strunz: „Die Menschen haben Angst vor Absturz.“ Ehepaare mit Kindern können sich keine Wohnung in der Stadt leisten. Vorschlag von Rossmann: „Wir brauchen einen Aufbruch, müssen verstärkt in den Sozialwohnungsbau investieren, erbschaftssteuerfrei.“

Das Rossmann-Familienvermögen: 3,2 Milliarden Euro. Das wäre genügend Knete zum Investieren.

Abdollahi lebte ein paar Tage in dem von Rechtsradikalen bewohnten Dorf Jamel und brachte von dort den Spruch mit „Wenn man sich wirklich kennenlernt, kann man sich nicht hassen.“

Sein Schlusswort: „Wir leben in einem wunderschönen Land. Aber trotzdem müssen wir die Probleme angehen.“

Das war ein Talk der Kategorie: Putzmunter, frei von der Leber weg.

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