Politik

Showdown im Machtkampf um CDU-Vorsitz

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Das große Finale der Regionalkonferenzen um den CDU-Vorsitz: Alles gesagt und sogar von jedem? Nicht ganz.

Die mehr als 2 100 CDU-Mitglieder aus Berlin und Brandenburg, die am Freitag Abend ins Neuköllner Hotel Estrel kamen, erlebten einen inzwischen gut geschmiert laufenden, politischen Tour-Zirkus, der nach acht Stationen in ganz Deutschland (außer Bayern) die besten Gags auf den Punkt liefern.

„Wenn ich mit 38 Jahren in der CDU noch immer als ,blutjung‘ gelte, dann ist das die Beschreibung des Problems!“ Lacher, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jeden Abend sicher abholt.

  • Deutschlandtrend

    Umfrage-Schock für Merz und Spahn im Machtkampf-Finale

    Heute ist das Finale der Regionalkonferenzen, doch für zwei der drei aussichtsreichsten Bewerber gibt es schlechte Nachrichten.

  • Stress bei Regionalkonferenz

    Merz-Watsche für von der Leyen!

    Bei der Bremer Regionalkonferenz für den CDU-Vorsitz nahmen über 1500 Partei-Mitglieder teil. Eine von ihnen: Ursula von der Leyen.

Und doch fördert die immer neue Frage- und Gesprächssituation auch immer neue Einblicke und sogar konkrete Festlegungen zu Tage.

▶︎ Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz (63) zum Beispiel stellte in Berlin erstmals die umstrittene Ostsee-Pipeline North Stream 2 in Frage.

„Je mehr Putin im Ukraine-Konflikt eskaliert, desto mehr müssen wir darüber diskutieren, ob diese Pipeline wirklich gebaut wird. Dass muss Putin wissen, dass wir darüber reden“, sagte Merz und stellte sich damit klar gegen die bisherige Linie von Union und Kanzlerin.

Klare Positionen kamen von Merz auch zum Thema Volksabstimmungen: „Damit wir nicht dem Irrtum erliegen, Volksabstimmungen seien der Gipfel der Demokratie. Nein, sie sind es nicht“, sagte er.

Außerdem wandte er sich unmissverständlich gegen den Ausschluss der ungarischen FIDESZ-Partei aus der Gruppe der konservativen Europäischen Volkspartei. „Wenn die einmal draußen sind, dann kriegen wir die nie wieder zurück.“

▶︎ CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (56) wiederum legte sich fest, ihren Kandidaten für das Amt des CDU-Generalsekretärs noch auf dem Parteitag in Hamburg benennen.

Der CDU-Bundesvorstand hatte dies unlängst noch offengelassen. Auch eine spätere Ernennung mit anschließender Nachwahl ist möglich. Auf die konkrete Nennung von Kandidaten für das Amt des Generalsekretärs wollten sich allen drei nicht einlassen.

▶︎ Und auch aktuelle Dinge fanden in den zurückliegenden Regionalkonferenzen immer wieder Eingang in die Debatte.

Beim Finale nahm sich Jens Spahn den Ausfall des Kanzlerfliegers vor: „Was da gerade wieder mit der Flugbereitschaft los ist, kann sich ein Land wie unseres nicht erlauben“, ruft er in den Saal und erntet kräftigen Applaus, und sogar hörbare Zustimmung vom Kontrahenten Merz.

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    Die Angst vor der Armutsfalle! Das Thema bei „Maybrit Illner“: „Billige Arbeit, Abstiegsangst – wer stoppt die Spaltung des Landes?“

▶︎ Kramp-Karrenbauer zog in ihrer Strategie, sich als die erfahrenste, im Amt erfolgreichste und entschlossenste Kandidatin darzustellen zum Schluss noch einmal deutlich an.

„Wir haben kein Erkenntnis-Problem, wir müssen es endlich tun! Darum geht es“, nahm sie einen Punkt auf, der sich wie ein roter Faden durch alle Konferenzen gezogen hatte. „Wie kommen wir zu neuer Stärke. Dazu habe ich eine Idee, einen Plan!“ Denn diese Tour war auch ein Kräftemessen im Spiel mit Seele und Psychologie der Partei.

„Ich habe einen Plan!“ Botschaft: In meiner Gefolgschaft marschiert die Union auf sicheren Wegen in eine starke Zukunft.

▶︎ Und wie zuvor schon Merz, der bei jedem Auftritt betonte, wie gut er im Falle seiner Wahl mit Kanzlerin Angela Merkel zusammenarbeiten werde, setzte auch Kramp-Karrenbauer diesmal ein Zeichen, dass sie signalisieren sollte, wie sicher sie von ihrer Wahl ausgehe:

„Es ist Aufgabe einer Vorsitzenden, starke Köpfe um sich zu versammeln“, sagte sie im Präsens. Als Lehrsatz und Statement.

Am Ende stand diesmal der gesamte Saal und applaudierte allen dreien, die von Berlins CDU-Landeschefin, Kulturstaatsministerin Monika Grütters jeder einen Goldenen Bären erhielten.

Wer immer am Ende das Rennen um den CDU-Vorsitz machen wird: In der Union dürfte vor allem die Erinnerung an lebendige, offene und kontroverse Debatten bleiben, die vielleicht auch in Zukunft zum Standard gehören.

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