Politik

Plasberg spottet über Wahlverlierer Timmermans

0

Ursula von der Leyen tourt durchs Europa-Parlament und wirbt um Stimmen für ihre Wahl zur EU-Kommissionspräsidentin. Doch der Ärger über die schräge Kandidatenkür ist noch nicht abgeflaut.

▶︎ Das Thema bei „Hart aber fair“: „EU-Posten-Geschacher: Kungelei statt Wählerwille?“

Die Gäste

Michael Roth, (48, SPD), Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, kann sich gar nicht freuen, dass es nach einem halben Jahrhundert wieder eine deutsche Kommissionsspitze geben soll, „denn von der Leyen ist eine „Meisterin in der Ankündigung, aber sie versagt in der Umsetzung.“ In ihrem Ministerium „reiht sich ein Skandal an den nächsten“. Daumen runter!

Matthias Krupa (50), Europa-Redakteur der „Zeit“, dagegen frohlockt über das Personaltableau: „Christine Lagarde (die Chefin der Europäischen Zentralbank werden soll, die Red.) und von der Leyen stehen für Aufbruch. Europa kann weiblicher und globaler werden.“ Daumen rauf!

Ska Keller (37), Fraktionsvorsitzende der europäischen Grünen/EFA im EU-Parlament, bremst den von der Leyen-Aufstieg ab: „Ich sehe keinen guten Grund, warum wir Grünen sie wählen sollten.“ Aber vielleicht klappt es ja doch.

Daniel Caspary (43), Chef der CDU-CSU-Gruppe im EU-Parlament, ist empört, dass der CSU-Spitzenkandidat Weber von Orban und Macron abgemeiert wurde: „Unfassbar, was hier passiert ist. Was nehmen sich die Staats- und Regierungschefs da raus. Aber wir müssen der Realität ins Auge sehen.“ Von der Leyen sei zwar eine „Ersatzlösung“, aber „dafür ist sie hervorragend“.

Thomas Freitag (69), Kabarettist, hat einen originellen Vorschlag: „Warum kann ein Kommissionspräsident nicht mal aus einem kleinen Land aus dem Osten kommen. Ist vielleicht absurd, aber ist mal ‘ne Idee.“ – Aber gerade die Ost-Europäer haben von der Leyen mit erfunden.

Dass Zoff-O-Meter schlägt kräftig aus. Da wackelt die Talkshow-Bude.

Ein Donnerwetter gegen die EU-Staatschefs zieht auf

CDU-Caspary: „Wir sind genauso schockiert wie die Wählerinnen und Wähler. Wir sind nicht Täter sondern Opfer.“

Aber wenn schon nicht Weber, dann eben von der Leyen. Caspary: „Es ist legitim, dass wir den Führungsanspruch haben.“

Schließlich waren die Konservativen in der EVP die stärkste Parteiengruppe.

Abreibung fürs EU-Parlament

„Zeit“-Experten Krupa: Das war kein „Hinterzimmer“-Gemauschel der 28 Regierungschefs, „die alle demokratisch gewählt sind“. Krupa zitiert die Regel: Parlament und Regierungschefs müssen sich „verständigen“. Das Parlament hat den Wählern ein „falsches Versprechen“ gegeben. „Es hat so getan, als wenn es selber die Macht hat.“

Dann schmiert er es den EU-Parlamentariern noch mal aufs Brot: „Es ist kein Spitzenkandidat aus dem Parlament geworden, weil es im EU-Parlament für keinen Kandidaten eine Mehrheit gegeben hat.“ Also mussten die Regierungschefs ran.

  • Werbetour für EU-Topjob

    Was kann von der Leyen heute den Grünen bieten?

    Auftakt zu einer Woche, in der es für Ursula von der Leyen (CDU) um alles geht. Heute wirbt sie bei Europas Grünen um Unterstützung.

Grünes Hintertürchen für von der Leyen

Ska Keller von den Grünen plaudert über das erste Treffen mit von der Leyen aus dem Nähkästchen: „Wir haben uns heute nett unterhalten. Wir haben uns über die großen Themen ausgetauscht. Aber es gab noch keine Zusagen.“

Kabarettist Freitag: Es ist ja schön, „wenn Frau von der Leyen jetzt ihren Kaffeeklatsch macht mit allen Parteien. Man muss sie jetzt in die Pflicht nehmen.“

Keller lässt ein grünes Hintertürchen offen und wird versöhnlicher als in ihrem Eingangsstatement: „Es müsste einen guten Grund geben, dass wir für sie stimmen sollten. Wir werden uns angucken, ob sie einen konkreten Vorschlag macht“ , zum Beispiel dass beim nächsten Mal, ein Spitzenkandidat den Kommissions-Chefposten bekommt. Mit Blick auf von der Leyen: „Es ist möglich, Brücken zu schlagen. Wir werden es versuchen, aber ob es klappt, da bin ich skeptisch.“

„Zeit“-Redakteur Krupa, der Mann für unbequeme Wahrheiten: „Sie kann das nicht auf den Tisch legen. Dazu braucht sie die Regierungschefs.“

Witz des Abends von Plasberg

SPD-Staatsminister Roth lobt noch mal den durchgefallenen sozialistischen Kandidaten Timmermans: „Er spricht sechs Sprachen.“ – Plasberg: „Dann könnte er im Parlament ja noch einen Job als Übersetzer bekommen.“

Eindringlichster Appell des Abends

Ska Keller: „Wir brauchen eine europäische Seenotrettung. Wir können nicht zuschauen, dass das Mittelmeer zum Grab für so viele Menschen wird.“

CDU-Caspary: „Da müssen andere Regierungen den Fuß von der Bremse nehmen.“ – Realist Krupa schlägt eine „Koalition der Willigen“ vor. Krupa: „Ich würde diesen Weg versuchen.“

Heiterster Vorschlag des Abends

Kabarettist Freitag: Alle Spitzenkandidaten der Parteien sollten sich künftig in ganz Europa im Fernsehen vorstellen: „Ich glaube nicht, dass sie singen sollten, sie sollten gute Argumente haben.“

Zitat des Abends

Staatsminister Roth: „Mir geht es darum, dass die Menschen nicht das Vertrauen in Europa verlieren. Ich denke mit anderen darüber nach: Wie kann man aus den Fehlern lernen.“

Das war ein Talk der Kategorie: Offene Worte, unbequeme Wahrheiten, Kraftstoff zum Nachdenken.

Mallorca: Protestdemos nach Vergewaltigung einer Deutschen

Previous article

Regierungschefin bezeichnet Auslieferungsgesetz als „tot“

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik