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Nur Trump schweigt – und geht erst mal mit Kid Rock golfen …

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Zwei Jahre haben alle auf den Bericht von Sonderermittler Robert Mueller zur Russland-Affäre gewartet. Nun sind die Untersuchungen abgeschlossen und scheinen den Präsidenten zu entlasten – und was macht Trump? Er schweigt!

Das ist ungewöhnlich: Insgesamt 170 Mal hatte er die Russland-Ermittlungen auf Twitter als „Hexenjagd“ bezeichnet. Und mindestens 231 Mal schrieb oder sagte er laut der Datenwebsite „factba.se“: „No Collusion“ – „keine Absprachen“ mit Russland also.

Doch als Sonderermittler Robert Mueller am Freitag nach 675 Tagen seine Arbeit einstellte und seinen Bericht dem Justizministerium vorlegte, verstummte der sonst so wortgewaltige 45. Präsident der USA.

Stattdessen ging der US-Präsident erst mal in Florida golfen – offenbar mit dem Musiker Kid Rock. Ein Sprecher des Weißen Hauses bestätigte, dass Trump mit drei Personen golfen gewesen sei.

▶︎ Kurze Zeit später wurde klar, wer einer der Golfpartner gewesen ist: Am Samstag bedankte sich der Rüpel-Rocker Kid Rock auf Twitter für einen großartigen Tag auf dem Golfplatz Trump International und postete ein Foto von sich mit dem Präsidenten. Trump sei ein „wunderbarer Mann“, der „so bodenständig“ sei und mit dem es „Spaß“ mache, Zeit zu verbringen, schwärmte Kid Rock. Dann schrieb er: „KEEP AMERICA GREAT“ – Trumps Werbeslogan für die Präsidentschaftswahl 2020.

Another great day on the links! Thank you to POTUS for having me and to EVERYONE at Trump International for being so wonderful. What a great man, so down to earth and so fun to be with!! KEEP AMERICA GREAT!! -Kid Rock pic.twitter.com/cSsswI5PbW

— Kid Rock (@KidRock) March 23, 2019

Trump selbst twitterte auch – über den Sieg über die Terrormiliz ISIS in Syrien, das amerikanische Bruttoinlandsprodukt und über ein Treffen mit Staatsoberhäuptern aus der Karibik-Region.

Today in Florida, @FLOTUS and I were honored to welcome and meet with leaders from the Bahamas, Dominican Republic, Haiti, Jamaica, and Saint Lucia! pic.twitter.com/tElFdkIYfC

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) March 22, 2019

Aber zum Mueller-Bericht schrieb er NICHTS!

Auch als Trump am Abend vor konservativen Geldgebern und First Lady Melania (48) hinter verschlossenen Türen eine Rede hielt, verlor er nach Aussagen von Anwesenden kein Wort über den Bericht, auf den die Welt so gespannt wartet.

▶︎ „Trumps Schweigen ist bemerkenswert“, schrieb die „Washington Post“ und orakelte: „Er könnte denken, dass er gewonnen hat. Oder verloren. Oder es könnte auch gar nichts bedeuten.“

Keine Anklage gegen Trump oder seinen Sohn

Tatsache ist: Auch der Präsident weiß Medienberichten zufolge noch nicht, was in dem Bericht steht.

► Was er jedoch weiß: Es wird keine weiteren Anklagen geben. Nicht gegen ihn. Nicht gegen seinen Sohn Donald Jr. (41) oder seinen Schwiegersohn Jared Kushner (38), die sich während des US-Wahlkampfs im Trump Tower mit einer russischen Anwältin getroffen hatten. Allein das ist ein genugtuender Sieg für Trump.

Gleich acht seiner Anwälte waren am Freitag nach Florida geeilt. Maggie Haberman, die Washington-Korrespondentin der „New York Times“, die ebenfalls in Palm Beach war, twitterte: „Trumps Anwälte und Berater haben ihn bedrängt, ruhig zu bleiben. Zu warten und zu sehen, was in dem Report steht.“ Die Journalistin berichtete zudem: „Er war gut gelaunt.“

Der Bericht könnte jedoch jede Menge Sprengstoff bergen. Und sein Inhalt wird vermutlich das Bild von Trump in den USA entscheidend beeinflussen – sofern er denn veröffentlicht wird.

Sollte sich tatsächlich alles als eine Hexenjagd der Demokraten herausstellen, kann Trump sagen: „Seht ihr! Ihr könnt mir vertrauen.“ Wirft der Bericht ein schlechtes Licht auf ihn, können die Liberalen sagen: „Er ist nicht für das Amt geeignet.“

► Die Fragen, auf die Trumps Gegner Antworten wollen: Warum ist der US-Präsident immer wieder auf Schmusekurs mit Russlands Präsident Wladimir Putin (66) gegangen? Was ist mit dem „Steele-Dossier“, in dem es unter anderem um urinierende russische Prostituierte ging? Wieso hatten Mitarbeiter seiner Kampagne rund 100 Kontakte zu Russen, die in Verbindung zum Kreml stehen?

Der sonst so impulsive Trump wartet deshalb offensichtlich ab, bevor er sich auf eine Strategie festlegt. Und er demonstriert, dass er in seinen zwei Jahren im Weißen Haus dazugelernt hat.

Wladimir Putin machte es ihm nach und hüllte sich ebenfalls in Schweigen.

Amerikas Demokraten reagierten dagegen gereizt. Die Parteispitze hatte sich am Samstag in einer Not-Versammlung zusammengesetzt. Sie versuchten, Trumps Justizminister William Barr (68) unter Druck zu setzen. Ihre einstimmige Forderung: „Wir wollen den kompletten Bericht sehen. Bis aufs letzte Komma.“

Doch der Justizminister, der am Samstag neun Stunden mit seinem Stellvertreter Rod Rosenstein (54) durch den Bericht ging, vertröstete sie nicht nur auf heute. Er machte auch erneut klar, dass der Kongress und die Amerikaner vorerst nur SEINE Zusammenfassung sehen werden. Basta.

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Der politische Analyst David Gergen (76), der mit Gerald Ford, Richard Nixon, Ronald Reagan und Bill Clinton vier US-Präsidenten beriet, brachte es auf den Punkt: „Wenn der Bericht keine Hinweise auf eine Zusammenarbeit enthält, dann wird das nicht nur die Loyalität seiner Basis stärken, sondern auch viele unabhängige Wähler auf seine Seite bringen.“

Die Demokraten, die bisher glaubten, dass ihr Sieg im November 2020 klare Sache sei, müssten neu denken.

Genau das könnte der Grund dafür sein, warum Trump gerade lieber bei Sonnenschein und 25 Grad Wärme Golf spielt, als zu twittern: Er genießt seinen Sieg und bereitet sich auf seine Präsidentschaft vor, in der kein Sonderermittler mehr in seinem Rücken steht. Und: Die Entscheidung, was von dem Bericht veröffentlicht wird, liegt bei Justizminister Barr – einem Untergebenen des Präsidenten.

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