Politik

Merkel reist zu denÄrmsten der Armen

0

Während daheim in Deutschland die Mai-Demonstrationen zum „Tag der Arbeit“ durch die Städte ziehen, besucht Kanzlerin Angela Merkel (64, CDU) von Mittwoch bis Freitag die ärmste Region der Welt: Burkina Faso, Mali und Niger in der afrikanischen Sahel-Zone. Drei Länder an drei Tagen, knapp 10 000 Flug-Kilometer in einen Landstrich, der wie kein zweiter von Armut, Dürre und Terror gezeichnet ist.

Erste Station: Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso, dem früheren Obervolta. Zum ersten Mal überhaupt besucht Angela Merkel dieses Land. Es ist Nummer 88 auf der Liste der von ihr als Kanzlerin bereisten Länder. Sie trifft Präsident Roch Marc Kaboré, spricht mit Studenten der Uni und nimmt an einer Sitzung der G5-Sahel-Staaten (Mauretanien, Tschad, Niger, Mali und Burkina Faso) teil. Neben Hunger und Armut beschäftigt vor allem der wachsende Terror den Staatenbund, der sich aus Zentral-Mali in die Nachbarstaaten ausbreitet.

Die islamistische Al-Qaida hat dort Ableger, ISIS und Tuareg-Rebellen machen die Region mit bewaffneten Überfällen unsicher. Vier Anschläge wurden 2015 verzeichnet, 2018 waren es schon 160.

Wenige Stunden vor dem Eintreffen der Kanzlerin überfielen Bewaffnete eine protestantische Kirche im Norden des Landes, töteten fünf Gläubige und den Pfarrer.

  • 6 Tote bei Angriff in Burkina Faso

    Terror vor Merkel-Besuch

    Mindestens sechs Tote bei einem Angriff auf eine Kirche in Burkina Faso! Kanzlerin Angela Merkel bereist das westafrikanische Land in dieser Woche.

Zweite Station: Gao in Mali, wo derzeit knapp 1000 Bundeswehr-Soldaten Dienst tun und im Rahmen UN-Mission „Minusma“ versuchen, das Land zu stabilisieren. 2012 hatten Tuareg bereits Teile des Nordens in ihre Gewalt gebracht, hinzu kam ein Putsch in der Hauptstadt. Eine Stunde und 50 Minuten bleibt die Kanzlerin auf dem Truppenstützpunkt, der wie eine Festung gesichert ist, um den Soldaten für ihren Kampf gegen Rebellen in der Höllen-Hitze zu danken. 44 Grad Celsius sind für Donnerstag vorausgesagt.

Dritte Station: Niamey, die Hauptstadt des Niger. Dort trifft sie Präsident Mahamadou Issoufou, den Angela Merkel seit ihrem letzten Besuch 2016 bei verschiedenen Anlässen gesprochen und auch schon nach Berlin eingeladen hat. Sie wird Vertreter der Zivilbevölkerung treffen und ein Frauenhaus besuchen, dem sie im Dezember 2017 rund 100 000 Euro Preisgeld des ihr in Finnland verliehenen Gender-Equality-Preises gespendet hatte.

Niger rangiert auf dem 189. Platz des UN-Entwicklungsindex’, der Lebenserwartung, Einkommen, Bildung und Alphabetisierung widerspiegelt – es ist der letzte Platz. Mali liegt auf Platz 182, Burkina Faso auf 183.

Die Lage in den Ländern ist bedrückend bis aussichtslos. Armut, Dürre, wenig Bodenschätze, Elektrifizierung für weniger als ein Prozent der Bevölkerung, kaum sauberes Trinkwasser und Abwasserentsorgung, archaische Rollen- und Gesellschaftsbilder, Terror und Krieg, Analphabetismus, kaum rechtsstaatliche Strukturen, Geburtenraten von mehr als fünf Kindern pro Frau und obendrein wahabitische Missionare, die aus dem eher liberalen Islam der Region einen radikalen machen.

Die Menschen in den Ländern der Sahel-Zone sind meist zu arm, um überhaupt flüchten zu können, dafür sind Mali und Niger Transitländer für Migranten aus weiter südlich gelegenen Staaten wie etwa Nigeria.

Seit der Bürgerkrieg in Libyen wieder heftiger wird, sind die Migrationsrouten allerdings im Norden Malis und des Niger versperrt. Ausgerechnet das bettelarme Niger gibt 20 Prozent seines Haushalts für Militär und Verteidigung gegen die Terror-Banden aus. Mittel, die für Soziales und die Entwicklung des Landes dringend gebraucht würden.

Angela Merkel wird einige Millionen Euro Entwicklungshilfe übergeben, auch von der EU kommen noch einmal 100 Millionen Euro. Tropfen auf den heißen Sand südlich der Sahara. Was Mali und Niger vor allem wollen, sind Kleinwaffen für den Kampf gegen die Rebellen. Doch das sind die so ziemlich am wenigsten in Deutschland und Europa vermittelbaren Güter. Auch in der GroKo würde sich die SPD da querlegen.

So spendet Deutschland meistens Lastkraftwagen und versucht mit Entwicklungshilfe im Norden von Mali und Niger ein paar Jobs zu schaffen, damit Schleppen und Schleusen in der Wüstenregion nicht die einzige Einnahmequelle für die bettelarmen Menschen sind. Die Erfolge sind bescheiden.

Bananen-Protest in Polen

Previous article

„Was hat der geraucht?“

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik