Politik

Maas lobt Mehrausgaben für die Bundeswehr

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Russische Raketen, chinesische Cyberwaffen, amerikanische Alarmrufe auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Anne Will (52) fragt in ihrer ARD-Talkshow: „Die neue Welt-Unordnung – muss Deutschland mehr Verantwortung übernehmen?“

Die Gäste

Heiko Maas (52, SPD). Der Außenminister arbeitet an einer Allianz gegen Trump.

Sevim Dağdelen (43, Linke). Die Fraktionsvizechefin fordert: „Die Bundesregierung muss Trump beim Wirtschaftskrieg gegen China die Gefolgschaft verweigern!“

Jürgen Trittin (64, Grüne). Der Außenpolitiker gibt Trump die Schuld an der Gefahr eines neuen nuklearen Wettrüstens.

Georg Mascolo (54). Der Ex-„Spiegel“-Chef warnt: „Deutschland darf auf keinen Fall der Stationierung neuer Atomwaffen zustimmen!“

Constanze Stelzenmüller (56). Die Publizistin schimpft: „Trump hat die EU angegriffen und die Nato infrage gestellt!“

Fünf Gäste aus Politik und Medien, und alle wettern gegen den US-Präsidenten. So etwas gab es zuletzt in den Nachrüstungsdebatten der 1980er Jahre. Kommt es auch heute zu einer Einheitsfront?

Knallstart mit Trump-Bashing

Trittin legt sofort los, schimpft über „Eskalation von jenseits des Atlantik“ und ahnt, es zeichne sich ein „Wirtschaftkrieg“ ab. Klingt wie in den schönsten Zeiten der Studentenbewegung.

Maas lobt Merkel: Für die Rede der Kanzlerin bei der Münchner Sicherheitskonferenz habe es begeisterten Applaus gegeben, nach der Rede des US-Vizepräsidenten dagegen eher betretenes Schweigen.

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    Lesen Sie hier, was Sie sich vom außenpolitischen Top-Treffen der Mächtigen merken müssen – und was sich hinter den Kulissen abspielte.

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    US-Vize Pence warnt Deutschland vor Nord Stream 2

    „Wir können die Verteidigung des Westens nicht garantieren, wenn unsere Bündnispartner sich vom Osten abhängig machen“, sagte Pence.

Frechste Frage

Die Talkmasterin schüttet Essig in den Wein: Ob Deutschland wirklich vorankomme mit dieser „Konfrontationsrhetorik“ und solchen „Multilateralismus-Songs“?

Publizistin Stelzenmüller sagt eine „schizophrene Amerikapolitik“ vorher: Deutschland müsse mal unterstützen, mal sich widersetzen. Klingt nach Eiertanz.

Ehrlichste Selbstkritik

„Wir sind in Europa zerstritten wie nie, und wir Deutschen haben durch unsere Politik dazu beigetragen!“ bekennt die Publizistin.

Für Linke-Dağdelen ist alles wie immer ganz einfach: Die Kanzlerin hole das „dreckige Fracking-Gas“ aus den USA ins Land, und die Rüstungsausgaben steigen immer weiter. Ihr Vorwurf: „Absoluter Wahnsinn! Verantwortung für die Sicherheit übernimmt man nicht, indem man immer mehr Geld ins Militär pumpt!“

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Ohrfeige des Abends

Dafür gibt‘s von Stelzenmüller eine Schelle: „Zu sagen, wir müssen abrüsten, wenn alle andere um uns aufrüsten, ist Quatsch!“

Doch die Linke wettert weiter: „Die Amerikaner haben uns verraten, indem sie den INF-Vertrag gekündigt haben!“

Klarste Feststellung

Maas rückt einiges zurecht: Den Vertrag über das Verbot nuklearer Mittelstreckensysteme haben nicht die Amerikaner, sondern die Russen gebrochen, indem sie solche Raketen aufstellten und dann fadenscheinige Erklärungen verteidigten. „Früher waren die Ausreden der Russen besser!“ spottet er.

„Das atomare Wettrüsten ist wieder da!“, warnt Journalist Mascolo. Maas sagt, er wolle versuchen, bei der UN Druck zu machen, um den INF-Vertrag vielleicht doch noch zu retten. Trittin lacht höhnisch, doch der Minister bekommt den ersten Beifall.

Schlimmste Fehleinschätzung

„Ohne Abrüstung hätte es keine Wiedervereinigung gegeben!“ behauptet die Linke, und die Talkmasterin lässt das tatsächlich durchgehen, obwohl jeder weiß, dass damals die US-Aufrüstung in Richtung einer Raketenabwehr im Weltraum (SDI) die Sowjets zur Aufgabe zwangen.

Trotzdem fordert Dağdelen unverdrossen wie einst Honecker den „Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland“.

Boshafteste Spitze

Maas lobt die geplante Aufstockung des Verteidigungsetats: „Wir geben mehr Geld aus für die Bundeswehr, und mit Recht“ sagt er klipp und klar. „Wir haben zu viele Flugzeuge, die nicht fliegen, zu viele Panzer, die nicht fahren, zu viele Schiffe, die nicht schwimmen!“

„Abrüstung ist ein schwieriges Thema“, gibt der Minister zu. Darauf Will spitz: „Machen Sie nur Themen, die leicht sind?“

Zahl des Abends

Dann geht das Zoff-O-Meter los. Trittin wütet gegen deutsche Waffenexporte nach Ägypten und Saudi-Arabien. Maas erinnert an die Waffenexporte in die Türkei in den Zeiten von Rot-Grün.

„Die deutschen Rüstungsexporte sind 2018 um 20 Prozent zurückgegangen“, stellt der Minister fest und hat den Punkt.

Duell des Abends

„Multilateralismus, das hört sich immer an wie ein apothekenpflichtiges Arzneimittel“, sagt Maas danach. „Manchmal habe ich den Eindruck, alle wollen Multilateralisten sein, aber immer nur dann, wenn es ihnen nützt …“

Trittin holt zu einem seiner gefürchteten Rundumschläge aus: „Mörderischer Krieg im Jemen“, „Golfkrieg“, „Deutschland beteiligt sich an der nuklearen Modernisierungsstrategie der USA“ durch „Brennelemente für die Trident-Raketen“…

Maas bleibt locker: „Sie reden über Dinge, die unter Rot-Grün nie abgeschafft worden sind, aber jetzt von anderen verlangt werden. Das ist ein bisschen einfach!“

Zitat des Abends

„In Polen und in den baltischen Staaten gibt es ein ganz anderes Bedrohungsempfinden!“ (Maas)

Fazit

Fünf Linke, fünf Meinungen, es wurde also doch nicht der befürchtete Polit-Eintopf aus der ARD-Talk-Kantine serviert. Trotzdem viel Furor und wenig Fairness, Ideologie statt Realismus, jede Menge Fake-News und immer wieder die alten Propagandaparolen – das war ein Talk der Kategorie „Nicht vergnügungssteuerpflichtig“.

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