Politik

Lindner macht sich überNahles-SPD lustig

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Die Beletage der traditionsreichen Arbeiterpartei hat das Konzept „Ein neuer Sozialstaat für eine neue Zeit“ ohne Gegenstimme abgesegnet. Maybrit Illner fragt: „Weg mit Hartz IV – gut fürs Land oder nur für die SPD?“

Die Gäste

• Andrea Nahles (48, SPD). Die Parteichefin muss endlich mal liefern, das berühmte „Bätschi“ reicht nicht!

• Christian Lindner (40, FDP). Der Boss der Liberalen ist in Wirtschaftsfragen der eigentliche Oppositionschef.

• Katja Kipping (41, Linke). Die Obergenossin feuert aus allen Rohren gegen die GroKo, will stattdessen Rot-Rot-Grün.

• Markus Feldenkirchen (43). Der „Spiegel“-Autor sieht in Hartz-IV den Hauptgrund für das Siechtum der SPD.

• Robin Alexander (43). Der Chefkorrespondent der „WELT“ war 2017 und 2018 der am häufigsten in ARD/ZDF-Talkshows eingeladene Journalist. Schafft er den Hattrick?

Drei Mal Politik, zwei Mal Medien, alles sauber im Links-Rechts-Proporz, da winkt wenig Überraschung. Dafür Zoff-o-Meter-Stress?

Interessanteste Neuwörter

Für Lindner sind die SPD-Vorschläge „Retropolitik“. Nahles nennt die Sorge um den Zusammenhalt der Gesellschaft das „Movens“ der SPD. Heißt „Antrieb“, klingt aber viel schicker.

Für ihren Plan werde die SPD allerdings „eine andere Regierung brauchen“, orakelt Kipping und zieht damit den ersten Beifall. Lindner wiederum bekommt Applaus für die Forderung, dass Hartz-IV-Empfänger ihren Zuverdienst aus Minijobs behalten sollen.

Billigste Parole

Kipping wettert mit Sozialschmerzmiene gegen Sanktionen, bei denen die Betroffenen „nicht mehr wissen, was sie ihren Kindern auf den Abendbrottisch stellen sollen“. Doch Nahles kontert die Konkurrentin auf dem linken Flügel umgehend mit der SPD-Forderung nach einer „Kindergrundsicherung“ aus.

Der „Welt“-Journalist Robin Alexander erinnert Kipping an den Spruch „Hartz-IV ist Armut per Gesetz“ auf dem „erfolgreichsten Plakat der Linken“: „Ohne das wären Sie heute immer noch ein Vertriebenen-Verband der DDR-Diktatur!“

Schönstes Polit-Ping-Pong

Prompt geht das Zoff-o-Meter los, denn die Linke-Chefin ist sauer: „Herr Alexander hat vor 15 Jahren ganz anders darüber geschrieben!“ patzt sie den Journalisten an.

„Warum lernen Sie nicht auch dazu!“, ätzt Alexander zurück.

Kippings Konter: „Nicht jeder Konvertit lernt dazu!“

„Ich bin immer noch katholisch!“ schießt Alexander zurück.

Schärfster Spruch

Lindner möchte, dass die Hartz-IV-Sanktionen bleiben, denn: „Wir haben auch eine Verantwortung für die vielen Millionen Menschen, die das alles bezahlen müssen. Solidarität setzt voraus, dass man versucht, möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen!“

Über den Finanzminister spottet „Spiegel“-Autor Feldenkirchen: „Olaf Scholz möchte den Wolfgang-Schäuble-Gedächtnispreis der schwarzen Null einheimsen!“ Lindner kann darüber gar nicht lachen: „Die Schuldenbremsen steht im Grundgesetz!“

Staubigste Idee

„Jetzt gibt es wieder einen Konsens, dass an den Investitionen in die Zukunft gespart wird, nur damit die SPD die Umverteilungsmaschine anwerfen kann!“ klagt der FDP-Chef.

Kipping kramt mal wieder tief in ihrer Mottenkiste: Wenn die Bundesregierung auf die Aufrüstungsverpflichtung aus der Nato verzichte, sagt sie, könne man alle Kinder aus der Armut rausholen.“

Das klingt doch sehr nach Honeckers „Frieden schaffen ohne Nato-Waffen“…

Lustigster Versprecher

„Spiegel“-Feldenkirchen findet die Nahles-Ideen auch deshalb so gut, weil sich „Christian Lindner endlich mal wieder so richtig über die FDP aufregen kann!“

Großes Hallo!

„Über die S-PD“, verbessert Talk-Nanny Illner. Lindners zweideutiges Lächeln lässt allerdings vermuten, dass der Journalist, wenn auch unfreiwillig, wohl gar nicht so weit daneben lag…

Beim Thema Mindestlohn steuert der „Welt“-Mann die Satire des Abends bei: „Ganz gleich, wie hoch er ist, Frau Kipping wird immer mehr fordern. Wenn Frau Nahles 12 Euro sagt, sagt Frau Kipping 14 Euro, und die AfD sagt: 16 Euro, aber nur für Deutsche!“

Fairnesspokal des Abends

„Ganz aktiver und ausdrücklicher Dank an Christian Lindner bei der Frage Grundgesetzänderung – Kooperationsverbot – endlich auch Investitionen in die Digitalisierung an den Schulen zu machen!“ sagt Nahles im Kurzsprech-Stakkato.

Der FDP-Chef lässt sich aber durch Lob nicht ausspielen. Als sich die SPD-Chefin um die Automobilindustrie sorgt, grätscht er sie gleich wieder voll ab: „Dann machen Sie die doch nicht kaputt!“

Schönste Bosheit

Talkmasterin Illner meint, der Nahles-Plan allein werde womöglich nicht reichen, um der Partei aus der Patsche zu helfen: „Welche Probleme der SPD können solche Sozialleistungen nicht lösen?“ fragte sie in die Runde.

Prompt antwortet der FDP-Chef: „Sigmar Gabriel!“ Der Witz auf Kosten von Nahles und ihrer Partei sitzt – das Protokoll vermerkt Heiterkeit im Saal …

Gretchenantwort des Abends

„Ich habe einen Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode“, sagt die SPD-Chefin zur Frage nach Neuwahlen. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum wir – nachdem wir uns das ganze Jahr 2018 auf diese Frage konzentriert haben – das neue Jahr nicht nutzen, um das umzusetzen, was wir verabredet haben. Also nee – ohne mich!“

Illner spielt das böse Schröder-Verdikt über die angeblich fehlende Wirtschaftskompetenz seiner Spätnachfolgerin ein. „Wie reagieren Sie darauf?“

„Gar nicht“, antwortet Nahles eisig. „Er kann seine Meinung äußern. Jeder darf das, in Deutschland. Aber ich denke, das ist dann auch alles, was ich da sagen möchte.“ Genosse geht anders…

Zitat des Abends

Wir sollten nicht so viel spekulieren, sondern arbeiten und gute Nerven behalten.

(Lindner auf die Frage nach einem neuen Jamaika-Versuch)

Fazit

Fleißige Runde, alle füllten ihre Punktzettel. Keine intellektuelle Zentralverriegelung bei den Politprofis, kaum Parteilichkeit bei den Journalisten und auch nicht zu viel Talktanten-Pädagogik bei der Leitung. Stattdessen nützliche Infos und handfeste Details im Schnelldurchlauf.

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