Politik

„Kühnert verzapft Unsinn“

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Wirtschaftsprofessor Lütge: Da fehlen elementarste Grundkenntnisse über ökonomische Zusammenhänge

Spott, Zweifel am wirtschaftlichen Sachverstand, aber auch der Vorwurf der Geschichtsvergessenheit: Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert (29) muss wegen seiner Sozialismus-Fantasien viel Kritik einstecken.

In einem zum „Tag der Arbeit“ geführten Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte der Politiker die Verstaatlichung von Betrieben wie BMW angeregt. Außerdem soll seiner Meinung nach nur noch der Besitz einer selbstgenutzten Wohnung erlaubt sein.

Vernichtend fiel das Urteil des Münchner Wirtschaftsprofessors Christoph Lütge (49) aus: Der Fall Kühnert offenbare vor allem eines, twitterte Lütge: „Es mangelt in Deutschland weiterhin massiv an ökonomischer Bildung in der Schule. Einen derartigen Unsinn zu verzapfen, kann nur gelingen, wenn einem die elementarsten Grundkenntnisse über ökonomische Zusammenhänge fehlen.“

  • Kommentar

    Die SPD hat mehr als ein Kühnert-Problem

    Juso-Chef Kevin Kühnert steht nach seinen Sozialismus-Thesen massiv in der Kritik. Dazu ein Kommentar.

  • SPD-Mann geht auf Kühnert los

    „Was hat der geraucht?“

    Kevin Kühnert will die Vergesellschaftung deutscher Konzerne wie BMW. Für seinen Sozialismus-Kurs wird der Juso-Chef harsch kritisiert.

Kritik aus der Union

Auch vom Koalitionspartner erntete der Juso-Chef heftigen Widerspruch.

CSU-Generalsekretär Markus Blume (44): „Kühnert soll in die Linkspartei eintreten. Mit solchen Leuten ist kein Staat zu machen und kann eine Regierung nicht funktionieren“, erklärte er.

CSU-Chef Markus Söder (52) forderte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf, den Sozialismus-Thesen von Kühnert entgegenzutreten. Bei der Erarbeitung der Reform der Grundsteuer könne Scholz ein klares Signal gegen Sozialismus setzen, sagte Söder am Rande einer Osteuropa-Reise in Sofia.

„Retro-Weltbild eines verirrten Fantasten“

Noch deutlicher wurde Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (44, CSU). Scheuer zu BILD: „Zum Glück haben wir den Sozialismus überwunden, bei dem zwar alle gleich, aber alle gleich arm waren. Die Forderung, Betriebe wie BMW zu kollektivieren, zeigt das rückwärtsgewandte und verschrobene Retro-Weltbild eines verirrten Fantasten. Das kann ich alles gar nicht ernst nehmen.“

▶︎ Ex-Minister Hermann Gröhe (58, CDU) sinnierte ironisch über den neuen Namen von BMW nach der Kollektivierung:

Und in den Sozialistischen Motorenwerken Bayerns (vor der Revolution „BMW“) machen die Kevin-Kühnert-Pioniere ihre Arbeitseinsätze! Mit #Kühnert zur Polit-Sekte! https://t.co/mmLa3U8zoO

— Hermann Gröhe (@groehe) May 1, 2019

Die neue Generalsekretärin der FDP, Linda Teuteberg, riet Kühnert, noch mal in die SPD-Parteistatuten zu schauen.

#Freiheit oder #Sozialismus: Die #SPD muss dringend ihr Verhältnis zum #Eigentum klären und Herr #Kühnert das Godesberger Programm statt Karl #Marx lesen. Wir Freien Demokraten werden die Soziale #Marktwirtschaft verteidigen. #Wirtschaftsdiskurs #FDP

— Linda Teuteberg (@LindaTeuteberg) May 1, 2019

Hintergrund: 1959 hatte sich die SPD im Godesberger Programm darauf geeinigt, als Volkspartei auftreten zu wollen. Ausdrücklich bekannte man sich zur Marktwirtschaft.

▶︎ Ihr FPD-Kollege Olliver Luksic legte nach und erklärte, dass privates Eigentum und die soziale Marktwirtschaft geschützt werden müssten.

Niemand soll privat Wohnungen besitzen- dann haben wir aber mindestens ein Problem, so verschärft man auch den Wohnungsmangel. ⁦@fdp⁩ dringender denn je gebraucht. Privates Eigentum und soziale Marktwirtschaft schützen💪 https://t.co/xpVSJbRdgR

— Oliver Luksic (@OlliLuksic) May 1, 2019

▶︎ Selbst aus den eigenen Reihen kam Kritik. Unter anderem vom SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, der Kühnerts Vorstoß „groben Unfug“ nannte.

was für ein grober unfug. was hat der geraucht? legal kann es nicht gewesen sein.
Gedankenspiele des Juso-Chefs: Kühnert will BMW verstaatlichen https://t.co/26sck5f7lz via ⁦@SPIEGELONLINE⁩

— Johannes Kahrs (@kahrs) May 1, 2019

▶︎ Auch Unterstützung und Verteidigung gab es, etwa von SPD-Mann Ralf Stegner, der inhaltlich allerdings auf Distanz blieb:

Jetzt fallen alle über den @KuehniKev und sein Interview her,vom JU Chef bis zum Seeheimer.
Man muss nun wahrlich nicht alle Positionen teilen, aber mir ist ein Juso-Chef, der links von der SPD steht, allemal lieber als eine Junge Union,die ihre Mutterpartei noch rechts überholt.

— Ralf Stegner (@Ralf_Stegner) May 1, 2019

Kühnert selbst verlinkte in Twitter auf einen Meinungs-Artikel von „Spiegel online“, in dem Autor Markus Feldenkirchen den heutigen Juso-Chef mit Alt-Kanzler Gerhard Schröder (75) vergleicht: Schröder habe sich selbst einst als Marxist bezeichnet und als Juso das Ziel genannt, die „Vorrechte der herrschenden Klassen“ zu beseitigen.

Als Kanzler habe Schröder dann Sozialleistungen gekürzt.

▶︎ Der Journalist Philip Plickert erinnerte in seinem Tweet an das Scheitern des Sozialismus:

Auch nach dem krachenden Scheitern des #Sozialismus wollen es Gestalten wie Kevin #Kühnert immer noch einmal versuchen. Nein Danke https://t.co/cXUSL9AYdX

— Philip Plickert (@PhilipPlickert) May 1, 2019

▶︎ Die FDP-Landtagsabgeordnete Franziska Müller-Rech aus Nordrhein-Westfalen stellte zur Diskussion, was ist mit den Menschen passieren soll, die auf Mieteinnahmen angewiesen sind?

Weltfremd hat ein jugendliches Gesicht: Für @KuehniKev wäre es der "Optimalfall", wenn es keine privaten Vermietungen mehr gäbe. Ich geh mal kurz meiner Mutter Bescheid sagen, dass Kevin sie von ihrer Altersvorsorge befreien will… https://t.co/2jE0jHDwHr via @zeitonline

— Franziska MüllerRech (@mue_re) May 1, 2019

▶︎ Einzig von einem Europawahl-Kandidaten der Satirepartei „Die Partei“ bekam Kühnert uneingeschränktes Lob. Allerdings mit der vergifteten Empfehlung, die SPD solle bei der Gelegenheit gleich ihren konservativen Flügel verkaufen:

Die Forderung von Kevin #Kühnert nach einer Kollektivierung von BMW & co ist inhaltlich natürlich richtig, macht aber im gesellschaftlichen Gesamtkontext nur Sinn, wenn die SPD ihre beiden Sparten verkauft:

– Seeheimer Kreis an die die FDP
– Rest an einen "Interessenten"

— Nico Semsrott (@nicosemsrott) May 1, 2019

Zum Spott, den Kühnerts Vorstoß auslöste, gehörte auch ein Tweet, der die Zukunft des Namens Kevin in Frage stellte:

Kevin #Kühnert schaffts noch, dass bald keiner mehr sein Kind so nennen mag… pic.twitter.com/jcrAlNdOiC

— Hasso Mansfeld (@rasenspiesser) May 1, 2019

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