Politik

Kramp-KarrenPOWER

0

Nach Attacke-Rede auf Parteitag: AKK schlägt Merz knapp mit 35 Stimmen Vorsprung

6:02 Min.

WAS FÜR EIN KRIMI!

Annegret Kramp-Karrenbauer (56) ist die neue CDU-Vorsitzende!

▶︎ Die 56-jährige Saarländerin setzte sich im 2. Wahlgang gegen Friedrich Merz mit 51,75 Prozent durch! Ein hauchdünner Vorsprung von nur 35 Stimmen!

Damit löst AKK Angela Merkel nach 18 Jahren an der Spitze der Christdemokraten ab.

AKK bekam 517 von insgesamt 999 abgegebenen Stimmen, Friedrich Merz 482. (48,25 Prozent).

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war im ersten Wahlgang ausgeschieden. Er erhielt 157 Stimmen und damit deutlich weniger als Kramp-Karrenbauer (450 Stimmen) und Merz (392 Stimmen).

Nach ihrem Sieg war AKK sichtlich bewegt, konnte die Tränen nicht zurückhalten. In ihrer Rede nach dem Erfolg im Wahl-Krimi rief sie zur Geschlossenheit auf: „Dieser Aufschwung muss weitergehen, und er muss verbunden sein und verbunden bleiben mit dem Ziel, das uns alle eint, nämlich aus der Union mit allen Flügeln, mit allen Mitgliedern, mit allen, die Verantwortung tragen, die gemeinsame, die große Volkspartei der Mitte zu erhalten und zu formen“.

  • Parteitag in Hamburg

    Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue CDU-Chefin

    1001 Delegierte entscheiden heute in Hamburg über den CDU-Vorsitz. Angela Merkel geht, wer wird ihr Nachfolger?

Mit dieser Rede hat AKK den Sieg errungen

Die Bewerbungsreden waren die letzte Chance der Kandidaten, unentschlossene Delegierte zu erreichen, die Stimmung zu ihren Gunsten zu drehen.

AKK startete mit ihrer Rede – und ging auf Attacke! Es war eine fulminante Ansprache, nach verhaltenem Applaus zu Beginn riss AKK den Saal mit: Annegret KAMPF-Karrenbauer!

Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld war sich sicher: „AKK hat mit ihrer Rede die Seele der Partei getroffen. Merz war bei seiner Rede von der Gefühlslage der Partei weiter entfernt als AKK.“

Und damit hat AKK den Grundstein für ihren Sieg gelegt!

„Mut“ für die Aufgaben der Zukunft

▶︎ Die CDU müsse den Mut haben, „nicht den Schwarzmalern hinterherzulaufen“, sagte die Generalsekretärin am Freitag auf dem CDU-Parteitag in Hamburg. Die CDU müsse die Digitalisierung vorantreiben, einen starken und konsequenten Staat durchsetzen und Verantwortung für das Gemeinwohl auch mit einem Gesellschaftsjahr schaffen.

▶︎ Die CDU müsse mit ihren Ideen eine Strahlkraft entwickeln und daraus ihre Stärke ziehen und nicht, weil sie den stärksten Angriff auf den politischen Gegner fahre, sagte Kramp-Karrenbauer. „Das reicht mir für eine Volkspartei wie die CDU nicht aus.“ Die Partei müsse stark sein und „unzweideutig“ zu ihrem Wertekompass stehen.

Es gibt nur „die eine CDU“

Besonders großen Applaus erhielt die 56-Jährige, als sie vor dem Hintergrund der im Anschluss anstehenden Kampfabstimmung um den Parteivorsitz mit Blick auf Friedrich Merz und Jens Spahn sagte, keiner der drei Kandidaten „wird der Untergang für diese Partei sein“.

Für sie gebe es keine konservative, liberale oder wirtschaftsfreundliche CDU, sondern nur „die eine CDU“, die für viele eine Art Familie sei.

„Weil ich so bin, wie ich bin“

Kramp-Karrenbauer erklärte in ihrer Rede auch, warum genau SIE die Richtige für den Vorsitz ist, warum SIE die CDU führen soll. Sie betonte ihre Erfahrung: „Ich stehe hier als Mutter, Innenministerin, Bildungsministerin und Ministerpräsidentin.“

Sie habe in den 18 Jahren gelernt, was Führung bedeutet. Sie habe Wahlen gewonnen, „weil ich so bin, wie ich bin.“

Und damit hat sie auch heute mehr als ihre Mitbewerber gepunktet!

  • Taktstock vom G20-Konzert

    Das taktlose Abschiedsgeschenk der CDU für Merkel

    Was schenkt man einer Parteichefin zum Abschied? Die CDU schenkte Angela Merkel auf dem Parteitag ein besonderes Geschenk.

Mäßige Merz-Rede

So fulminant die Rede von AKK war die Rede von Friedrich Merz bei weitem nicht. Er entschied sich für den staatsmännischen Auftritt, brauchte lange um in Fahrt zu kommen.

Auch wenn er an zwei Stellen seiner Rede den wohl größten Applaus aller Kandidaten erntete, reichte das nicht aus, um die Mehrheit der CDU-Delegierten hinter sich zu vereinen.

Weder die mit Begeisterung vernommene Kampfansage an die AfD noch der Aufruf, den Amerikanern gelegentlich auch die Stirn bieten zu müssen, konnten die Attacke-Rede von AKK überbieten.

Sicher ist auch, dass Merz bei den Regionalkonferenzen zu viele Fehler gemacht hat. Sowohl die Millionärs-Debatte („Ich gehöre zur gehobenen Mittelschicht“) als auch das Lostreten einer Debatte über das Recht auf Asyl ging nach hinten los.

Hinzu kam die immer wieder aufflammende Debatte über seinen Aufsichtsratsjob beim US-Vermögensverwalter Blackrock.

  • Merkels Abschiedsrede

    „Es war mir eine große Freude, es war mir eine Ehre“

    Es ist das Ende einer Ära! 18 Jahre war Bundeskanzlerin Angela Merkel die Chefin der CDU. Das sind die Highlights ihrer letzten Rede.

Experte: „Die CDU war kurz vor dem Einschlafen, da ist sie jetzt rausgekommen“

Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld sah in dem Parteitag einen atmosphärischen Höhepunkt: „Merkel hat den Parteitag auf ein historisches Podest gehoben. Die Kandidaten haben das dann weitergeführt, haben gezeigt, dass sie die Zukunftsbegeisterung ausbauen wollen. Das haben alle drei Kandidaten mit anderen Worten gesagt.“

Er geht nicht davon aus, dass die Partei sich jetzt spalten werde: „Vorher wurde immer gesagt: Das ist die große Spaltung. Dafür gab es heute keinen Beleg, Die Kandidaten waren bemüht, solche Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen. Man kann bei allen Dreien davon ausgehen, dass man diese positive Grundstimmung behalten will – und der Gewinner die anderen beiden einbinden wird.“

Für Weidenfeld sendete dieser Parteitag vor allem eine Botschaft: „Das wichtigste Signal: Wir müssen jetzt die Zukunft packen, darauf kommt es jetzt an! Die CDU war kurz vor dem Einschlafen, da ist sie jetzt rausgekommen!“

Was bedeutet die Wahl von AKK für Angela Merkel?

Die Wahl von AKK bedeutet auch, dass es für Kanzlerin Angela Merkel wahrscheinlicher wird, bis zum Ende dieser Legislaturperiode im Kanzleramt zu bleiben.

Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass sich Merkel ein paar Monate vor den neuen Wahlen im Jahr 2021 als Kanzlerin verabschiedet, um AKK noch die Möglichkeit zu geben, sich als Kanzlerin zu positionieren – und diesen Vorteil in die Wahl mitzunehmen.

Und was bedeutet die Wahl für die anderen Parteien?

Weidenfeld ist sich sicher: „Wenn die CDU diese Inspiration beibehält und sie vital praktiziert, dann haben die anderen Parteien einen schärfere Konkurrenten. Wenn die CDU auch atmosphärisch so weitermachen kann, dann wird sie von allen Seiten gewinnen – besonders von den Grünen.“

Wie geht es jetzt weiter?

Das Motto des Parteitages ist wohl die wichtigste Aufgabe für die neue Frau an der CDU-Spitze. Es geht um die Geschlossenheit in der Partei, darum, dass aus einem Richtungsstreit keine tiefe Gräben werden.

▶︎ Zuvor hörte man immer wieder, dass ein Sieg von AKK eine Art Festschreibung des Kurses von Angela Merkel bedeutet. Ein Merz-Sieg wurde zuvor als ein Kurs-Wechsel gewertet.

Mit dem Sieg von AKK wurde die Seite der Merz-Anhänger, die einen kompletten Neustart wollten, enttäuscht.

Sie jetzt miteinzubeziehen, ihnen eine Stimme zu geben – und sie nicht zu enttäuschen, das wird jetzt eine der wichtigsten Aufgaben für Kramp-Karrenbauer. Denn CDU-Wähler lieben bekanntermaßen keinen Streit der Parteispitze!

▶︎ Genauso wichtig ist es, nun die Aufbruchstimmung der letzen Wochen mitzunehmen, Aufbruch glaubhaft zu verkörpern und auch umzusetzen.

Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld sagte zu BILD: „Eine Partei, die über viele Jahre in Ruhe vor sich hin dümpelte – und damit erfolgreich war, in grauer Rhetorik und unscharfer Programmatik sich zu ergehen, eine solche Partei hat eine Sehnsucht nach Aufbruch, nach neuer Dynamik. Und das wurde beim Parteitag gefeiert. Die offene Frage ist, ob die Partei nach dem Parteitag diese neue Dynamik auch wirklich liefert.“

▶︎ Er geht nicht von einer Spaltung der Partei aus: „Viele Delegierte haben bei allen Dreien applaudiert. Das war kein Aufzeigen von gespaltenen Lagern! Der rote Faden war bei allen Reden ein Appell, dass der Geist von Hamburg der Start in eine neue Ära sein solle.“

Gleichzeitig betont Weidenfeld: „Die Anhänger von Merz werden AKK unterstützen. Wer ein Merz-treuer Anhänger ist, muss jetzt kraftvoll mitmachen.“

Auch Kanzlerin Angela Merkel hat die CDU in ihrer Abschiedsrede als Parteivorsitzende mit beschwörenden Worten zur Einigkeit aufgerufen.

▶︎ „Wohin uns nicht enden wollender Streit führt, dass haben CDU und CSU in den letzten Jahren bitter erfahren“, sagte Merkel am Freitag auf dem CDU-Parteitag in Hamburg in ihrer letzten Rede nach 18 Jahren als Parteichefin. Wohin dagegen Einigkeit die Christdemokraten führe, sei auch klar: In den 70 Jahren der Bundesrepublik hätten CDU und CSU in 50 davon den Bundeskanzler gestellt.

Merkel betonte vor diesem Hintergrund das von ihr bestimmte Motto des Parteitages: „Zusammenführen. Und zusammen führen.“ Nach 18 Jahren im Parteivorsitz und 72 Wahlkämpfe nach ihrer ersten Wahl im Jahr 2000 in Essen habe die CDU weiterhin als Volkspartei der Mitte den Führungsanspruch in Deutschland.

Was bedeutet die Niederlage für Friedrich Merz?

Ob Friedrich Merz selbst in der Partei aktiv bleiben wird, ist offen. Gut möglich, dass der 63-Jährige in der Wirtschaft weiterarbeiten wird.

Damit wäre es eine kurze Rückkehr auf die öffentliche Bühne gewesen – allerdings eine, die der Dynamik im Wettstreit um den CDU-Vorsitz sicher gut getan hat.

▶︎ Wie vorher erwartet wurde, hatte Jens Spahn keine Chance das Amt des CDU-Vorsitzenden zu übernehmen. In seiner Rede machte er deutlich, dass er kein „Weiter So“ und „kein Zurück in die Vergangenheit“ wolle. Notwendig sei eine Vision für die Zukunft. „Ich will, dass wir unsere Freiheit verteidigen, gegen alle Feinde der Freiheit heute und in Zukunft jeden Tag.“

Er selbst laufe nicht weg, wenn es eng werde und er sei auch bereit, gegen den Strom zu schwimmen. Die CDU müsse unterschiedliche Positionen aushalten.

Spahn war im ersten Wahlgang abgeschlagen auf knapp 16 Prozent der Stimmen gekommen – ein beachtliches Ergebnis. Aus CDU-Kreisen hört man außerdem, dass Spahn gerade in den letzten Tagen durch sein Verhalten und Auftreten Respekt gewonnen habe!

Nach der Wahl sagte Spahn: „Ich kann mit dem Ergebnis echt gut leben. […] Mir ging es vor allem darum, auch meinen Punkt zu machen. Ich habe auch etwas gelernt in den letzten Wochen. Ich bin ein Stück gelassener geworden und einfach auch ein Stück mehr ich. Ich habe auch etwas gelernt über die Seele der Partei und ihre Bedeutung für die Bundesrepublik“, sagte er im phoenix-Interview beim CDU-Parteitag in Hamburg.

Es war das erste Mal seit 1971, dass die CDU-Delegierten bei der Wahl ihres Vorsitzenden zwischen mehreren Kandidaten entschieden hatten. Angela Merkel begrüßte zuvor den Wettbewerb. „Das ist Demokratie pur, wenn Auswahl besteht“, so Merkel.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Kandidaten auf acht Regionalkonferenzen der Parteibasis präsentiert.

Das taktlose Abschiedsgeschenk der CDU

Previous article

Reaktionen auf den Wahlsieg von Kramp-Karrenbauer

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik