Politik

„Ich will nichtParteivorsitzender werden“

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Dampf im Kessel. Achtung Explosionsgefahr! An diesem heißen Sommerabend steht in den Parteizentralen Panik auf der Tagesordnung.

Das Thema bei „Anne Will“: „Nach Nahles Rücktritt – wie geht es weiter mit der GroKo?“

Die Gäste

Olaf Scholz (60), Vizekanzler und Stellvertretender SPD-Parteivorsitzender, wurde
von den eigenen Genossen als „eiskalter Technokrat“ abgewatscht. Sagt den Parteivorsitz ab: „Ich will nicht Parteivorsitzender werden. Das ist mit dem Amt eines Ministers der Finanzen nicht zu schaffen.“

Claudia Kade (46), Redakteurin bei der „Welt“ sagt die brutale Wahrheit: „Die SPD ist die brutalste Partei in Deutschland. Wie gehen die mit ihrem Führungspersonal um?“

Norbert Röttgen (53, CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, macht den GroKo-Retter: „Ich bin der Meinung, dass wir weiter regieren sollen – aber ganz anders als bisher.“

Luisa Neubauer (23), Klima-Aktivistin bei „Fridays for Future“, redet Klartext: „Wir brauchen jetzt eine Regierung, die liefert, sonst hat sie nicht das Recht zu regieren.“

Cerstin Gammelin (54), Redakteurin im Berliner Parlamentsbüro der „Süddeutschen Zeitung“, senkt den Daumen über Klimapolitik der GroKo: „Da kommt nichts voran. Man dreht sich nur im Kreis.“

Wenn es am Abgrund bröckelt, hilft Zoff nicht weiter. Aber trotzdem heftige Debatten.

Abrechnung mit der SPD

▶︎Kade über den Nahles-Abgang: „Bei der SPD werden die Parteivorsitzenden durchgehechelt. Da bleibt keine Zeit zum Durchatmen.“

▶︎Scholz zieht die rote Karte gegen die eigene Partei: „Frauenfeindlich!“ Und er fällt das schärfste Urteil über die SPD: „Da wurden Verhaltensweisen kritisiert, die man bei einem Mann nicht kritisiert hätte.“

▶︎Und zum Nahles-Abgang sagt er: „Ich bin völlig betroffen. Mich verbindet eine lange persönliche Freundschaft mit Andrea Nahles. Ich habe mich bemüht, ein guter Ratgeber zu sein.“ Aber: „Sie hat ihre Entscheidung für sich getroffen.“

Härteste Selbstkritik von CDU-Röttgen – immerhin Ex-Umweltminister: „Ich meine es gut mit meiner Partei. Da muss man auch über die Defizite sprechen. Wir haben keine Substanz zu bieten gegenüber den rasanten Entwicklungen, die Angst machen.“

Heisser Klima-Fight zwischen Klima-Kämpferin Neubauer und der verschnarchten Politik.

▶︎Röttgen : „Wir haben dieses Thema nicht prioritär behandelt. Das müssen wir ändern, sonst wird die Verzweiflung sich weiter durchfressen.“

▶︎„Fridays für Future“- Demonstrantin Neubauer: „Das Thema ist absolut entscheidend, seit dreißig Jahren – und nicht erst seit wir auf die Straße gehen. Das ist eine katastrophale Bilanz von der CDU!“

▶︎Röttgen ganz klein mit Hut: „Wir müssen beweisen, dass wir den Schuss gehört haben. Wir können nicht so weiterorgeln wie bisher. Wir brauchen neuen Schwung.“

Klima-Zoff im Studio

Finanzminister Scholz rattert lang und breit alle GroKo-Klima-Pläne runter – und schon gibt’s GroKo-Klima-Streit.

SPD pro CO2-Steuer, aber CDU-Röttgen: „Ich bin das skeptisch.“

GroKo-Klima-Note: Unbefriedigend.

  • Nach dem Nahles-Aus

    CDU bereitet sich auf GroKo-Ende vor

    Zerfetzt sie nach nur 15 Monaten auch die Groko? Fest steht: Die CDU flehte die SPD geradezu an, die Regierung nicht zu verlassen.

Für Sozi-Scholz ist wichtig, „dass Leute, die nicht so viel haben, dabei nicht so belastet werden. Er verspricht Subventionen für Elektroautos, „dass es für die Leute wirtschaftlich ist, solche Autos zu kaufen“.

Und Scholz setzt noch eins drauf: „Es ist klar, dass 2019 das Jahr des Klimaschutzes wird.“

Klima-Angst vor der AfD?

„Süddeutsche“-Redakteurin Gammelin kommt aus Sachen.

Da sahnt die AfD ab, weil die Schließung der Braunkohlegruben Arbeitsplätze kostet. Sie fühlt mit: „Da kann man den Leuten nicht sagen: sofort aussteigen, das zerstört unsere Umwelt. Für die Leute war das ihr Leben. Das ist eine andere Realität.“

Härteste Aussage des Abends von Klima-Aktivistin Neubauer: Man kann Klimaschutz nicht blockieren, „weil Leute das Gefühl haben, ihnen wird was weggenommen“.

Zitat des Abends

„Hoffentlich finden wir einen gemeinsamen Regierungswillen. Das ist die letzte Chance.“ (Norbert Röttgen)

Das war ein Talk der Kategorie: Aua! Schmerzhaft wie eine Zahnwurzelbehandlung.

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