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„Ich arbeite, um meinen Kindern ein Vorbild zu sein“

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Dabei bekommt Nicole (fünf Kinder) gerade mal 150 Euro mehr als mit Hartz IV

Berlin – Nicole Bongé (35) steht jeden Morgen um 5 Uhr auf. Dann schmiert die alleinerziehende Mutter Pausenbrote. Das dauert, denn sie hat fünf Kinder: Elektriker-Azubi Oliver (19), Gymnasiastin Chantal (15), Chanelle (11), Charleen (9) und Evangelie (7). Gemeinsam leben sie in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in Berlin-Marzahn (860 Euro warm für 103 Quadratmeter).

Um 6 Uhr weckt sie den Nachwuchs, die drei jüngsten schlafen in einem Zimmer. Um 6.10 Uhr fährt sie auf Schicht. Schließlich ist sie 30 Stunden die Woche Altenpflegehelferin. Fünf Tage die Woche ab 6.30 Uhr, mal bis 12, mal bis 14 Uhr. Dort geht es dann Schlag auf Schlag. Für „große Körperpflege“ hat sie 40 Minuten, für „Betten und Lagern“ 15 Minuten.

Dafür bekommt sie rund 1100 Euro netto von einer Leiharbeits-firma. Dazu 640 Euro vom Amt für die Wohnung und 1038 Euro Kindergeld. Zusammen 2778 Euro.

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Wenn sie jeden Morgen einfach weiterschlafen und Hartz IV beziehen würde, hätte sie gerade mal 150 Euro weniger.

Restaurant-Besuche sind nicht drin

„Aber ich will für meine Kinder ein Vorbild sein. Ich hätte zu Hause genug zu tun, aber die Kinder sollen sehen, dass die Mama arbeitet“, sagt sie. „Ich lege großen Wert auf ihre Schulbildung.“

Sie selbst machte mit 18 ihren Hauptschulabschluss nach. Schließlich wurde sie mit 15 schon das erste Mal Mutter. Jetzt kontrolliert sie die Hausaufgabenhefte der Kinder. Sie hat den Laden sehr gut im Griff.

Jeder Cent muss umgedreht werden, die Klamotten werden weitergereicht.
Auswärts essen geht die Familie fast nie. Mama kocht, Königsberger Klopse, Schnitzel, da kommt fast nichts aus der Dose, keine Fertiggerichte. Und putzt, kaum ein Staubkorn ist zu sehen.

„Zur Einschulung der Kleinen waren wir mal beim Chinesen, aber das war es dann auch“, sagt Mama Bongé.

Sie guckt beim wöchentlichen Discounter-Großeinkauf auf Angebote. Wenn die Marken-Margarine mal 99 Cent statt 1,59 Euro kostet, landen 20 Pakete im Tiefkühlschrank.

Die kleinen Mädchen bekommen zwei bis vier Euro Taschengeld die Woche. „Ich sag immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, so die Mutter.

Nicole Bongé lebt vom Vater der jüngsten drei Kinder getrennt, vom Vater der ersten beiden, ihrer großen Liebe, trennte sie sich früh.

Nun hat sie einen syrischen Freund (31), der in seiner Heimat vor der Flucht Lehrer war und jetzt in Berlin als Erzieher arbeitet.

Ohne Arbeit war alles einfacher

Sie arbeitet hart, hat wenig Geld und spürt doch keinen Sozialneid. „Ich finde es gut, dass wir den Bedürftigen helfen“, sagt sie. „Man hätte am Anfang besser kontrollieren sollen, wer reinkommt. Aber wenn in unserem Land Krieg wäre, würden wir auch wegwollen. Das sind Menschen wie du und ich.“

Ihre Vorfahren, Hugenotten, von denen sie noch ihren französischen Nachnamen hat, kamen einst selbst als Fremde nach Berlin. Bongés Plan ist, noch eine Ausbildung zur Krankenschwester oder als Erzieherin zu machen. Sie glaubt, dass sie mit ihrem Gehalt nach dem Abschluss ganz vom Amt wegkommen könnte. „Dieses Aufstocken bedeutet viel Stress mit Papieren“, sagt sie.

Als sie bis vor viereinhalb Jahren noch Hausfrau war und nicht arbeitete, war das einfacher.

Im Sommer, das ist ihr Traum, will sie mit ihren vier Mädchen mal richtig Urlaub machen, in Ägypten. Deswegen legt sie jetzt jeden Euro beiseite, so gut es geht.

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