Politik

Härtere Strafen für Gaffer

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Sie jagen nach immer schrecklicheren Bilder und nehmen dabei billigend in Kauf, dass Unfallopfern nicht oder nur verspätet geholfen werden kann oder Tote pietätlos behandelt werden: Gaffer.

Nach dem Willen des Bundesrates sollen Gaffer, die Rettungseinsätze stören, härter bestraft werden. Die Länder forderten den Bundestag am Freitag auf, strengere Gesetze gegen Schaulustige einzuführen, die Fotos oder Videos von Unfallorten machen. Bisher seien lediglich lebende Personen vor bloßstellenden Aufnahmen geschützt, heißt es in dem Beschluss. Das solle auf Tote ausgeweitet werden.

Aus den Koalitionsfraktionen kam Unterstützung für die geplante Rechtsverschärfung. Das Bundesjustizministerium kündigte die Vorlage eines entsprechenden Gesetzentwurfs an.

Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf (CDU) warf der Bundespolitik vor, bisher hinter ihren selbstgesetzten Zielen zurückzubleiben. Es sei „schlichtweg abstoßend“, wenn Gaffer Todesopfer fotografierten. „Diese erschreckende ‚Trophäenjagd‘ kennt keine Pietät, keinen Respekt vor den Toten mehr.“

  • Unfall auf der A3

    Transporter kippt um – Gaffer filmen Rettungseinsatz

    Der Fahrer eines Autotransporters verlor am Montagmorgen die Kontrolle über sein Fahrzeug und verunglückte auf der A3 .

  • Keine Rettungsgasse gebildet

    Polizei verlangt 23 000 Euro Bußgeld

    Die Polizei hat nach einem schweren Unfall auf der A5 hart gegen Fahrer durchgegriffen, die keine Rettungsgasse gebildet hatten

Bereits 2017 führte der Bundestag härtere Strafen ein: Seitdem gilt es als Straftat, bei Unglücksfällen vorsätzlich Einsatzkräfte zu behindern. Sensationslustige, die Verletzte und verunglückte Autos fotografieren oder filmen, müssen mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren rechnen. Dabei ist egal, ob die Aufnahmen veröffentlicht werden oder nicht – was zählt, ist, dass die Hilflosigkeit eines Menschen zur Schau gestellt wird.

Rettungsdienste: Zu wenige Polizisten vor Ort

Rettungsdienste fürchten, dass an Unfallorten zu wenig Polizisten sind, um die Täter zu verfolgen, und somit die höheren Strafen wenig ändern werden. Der Vorsitzende des Berufsverbands Rettungsdienst, Marco König: „Das ist nett gemeint.“

Der Rettungsdienst selbst könne in solch emotionalen Situationen keine Handgreiflichkeiten riskieren. Außerdem würden Strafverfahren zu häufig eingestellt und gerichtlich nicht verfolgt. Es sei zudem extrem selten, dass Leichen an einem Unfallort nicht sofort abgedeckt würden.

Der ADAC begrüßte, dass die Bundesländer mit ihrem Antrag den Druck auf den Bundestag erhöhten. „Wer tödlich verunglückte Opfer durch Bildaufnahmen oder Videos bloßstellt, muss bestraft werden“, erklärte der Verband. „Für diese Art von Schaulustigkeit und Sensationslust kann es kein Verständnis geben.“

So gefährlich und skrupellos sind Gaffer

Allein in den vergangenen Monaten gab es mehrere schwere Unfälle, bei denen Gaffer filmten, anstatt zu helfen, oder gar Hilfe verhinderten, indem sie die Rettungsgasse versperrten.

▶︎ Bei einem schweren Unfall auf der A3 östlich von Regensburg kippte im März ein Transporter um, mehrere Gaffer hielten an, um zu fotografieren. Glücklicherweise wurde die Polizei hier nicht beeinträchtigt.

▶︎ Auf der A5 in der Nähe von Karlsruhe kam es im März zu einem LKW-Auffahrunfall, Hunderte Fahrer bildeten keine Rettungsgasse, um die Krankenwagen und Polizei durchzulassen, und auf der Gegenspur entstand durch Gaffer ein Stau von mehreren Kilometern.

▶︎ Bei einem Unfall auf der A1 zwischen dem Kreuz Dortmund-Unna und Kamen kam es im Februar zu einem LKW-Unfall, die beiden Fahrer der Unfallfahrzeuge waren schwer verletzt. Doch das schien viele vorbeifahrende Gaffer nicht zu interessieren oder sie sogar zu motivieren. Die Polizei konnte 50 von ihnen zurückfotografieren.

Ihnen drohen nach der bisherigen Gesetzgebung 150 Euro Bußgeld, ein Monat Fahrverbot, ein Punkt in Flensburg und unter Umständen auch ein Strafverfahren.

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