Politik

Erfinden diese Frauen den „German Dream“?

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Ein Bericht aus dem neuen Politik-Magazin BILD POLITIK

Alles sieht nach noch einer PR-Aktion aus.

Eine Journalistin mit Migrationsgeschichte lädt zur Pressekonferenz im Berliner Regierungsviertel, auf dem Podium sitzen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, in der ersten Reihe ein muslimischer Bundeswehr-Offizier und andere Migranten, die „es geschafft“ haben. Thema: German Dream.

Es ist keine Konferenz für Politiker, keine tausendfach erzählte Erfolgsgeschichte über Migration. Die Gastgeberin heißt Düzen Tekkal.

Bekannt wurde die in Hannover geborene Tochter kurdisch-jesidischer Eltern mit ihrer Organisation „Hawar Help“ – einem Verein, der befreiten ISIS-Sklavinnen zurück ins Leben hilft, geflüchtete Kinder im Irak versorgt und den islamistischen Völkermord an den Jesiden dokumentiert. Sie führt ihn zusammen mit ihren Schwestern.

Ihr Lebensthema, sagt sie, sei Integration. Doch wer so viel Rassismus, Frauenhass und Entmenschlichung gesehen hat wie Tekkal, sieht Integration zwangsläufig anders.

Als die #metwo-Debatte damit begann, dass Menschen mit Migrationsgeschichte ihre Erfahrungen mit Diskriminierung schilderten und darin resultierte, dass das rassistische Deutschland auf der einen und die diskriminierten Migranten auf der anderen Seite standen, ging Düzen Tekkal dazwischen.


Sie erzählte von anderen Migrantinnen, die sie als Islamfeindin brandmarkten und von einem Professor, der ihre Leistung ganz unabhängig von ihrer Herkunft würdigte. Erfahrungen, die viele in der hoch emotionalisierten #metwo-Bewegung nicht hören wollten. Ebenso wenig wie ihren Appell an die Eigenverantwortung von Migranten, sich nicht auf die Kritik vermeintlicher Ungerechtigkeiten zu beschränken, sondern die Opferrolle durch eigene Leistung loszuwerden.

GermanDream für 1000 Schulen

Sich hochzukämpfen, es trotzdem zu schaffen, das ist für Tekkal der German Dream, der Deutsche Traum.

Darum geht es auch bei der neuen Initiative, die 1000 deutsche Schulen erreichen soll: Eigenverantwortung und Demokratie.Unterstützer sind u. a. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Siemens-Vorständin Janina Kugel oder Model Sara Nuru. Die Anschubfinanzierung lieferten private Spender.

  • Mit faustgroßen Steinen

    Scheiben von Moschee in Dresden eingeworfen

    Schon wieder Anschlag auf die Moschee an der Hühndorfer Straße in Dresden. Dieses Mal wurden drei Scheiben das islamische Gotteshaus eingeworfen

Es ist ein Stück Integrationspolitik – weshalb man sich fragen kann, warum jemand wie Tekkal in Deutschland eigentlich nicht in der Politik ist. Darauf angesprochen, erklärt CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zwar, dass Tekkal an vielen Themen in der CDU mitarbeite – doch die ganze Geschichte ist damit nicht erzählt.

2018 stand Düzen Tekkal, selbst CDU-Mitglied, kurz davor, den Posten der Staatsministerin für Integration zu bekommen. Sie galt als Favoritin von Kanzleramt und Fraktionsspitze, die Ernennung der renommierten Expertin sollte ein Zeichen setzen: für selbstbewusste Werte und gegen den „politischen Islam“.

Doch am Ende bekam eine Andere den Job: Annette Widmann-Mauz, bis dato ausgewiesene Gesundheitspolitikerin und Chefin der einflussreichen Frauen-Union, musste mit einem Amt versorgt werden. Auf dem eigentlich hochbrisanten Integrationsposten vermag sie bislang keine Akzente zu setzen.

Düzen Tekkal präsentiert derweil ihren German Dream, der heißt: Es trotzdem schaffen. Notfalls ohne Politik.

Mehr als 100 Kleinkinder wurden 2018 getötet

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