Politik

„Das interessiert mich einen Scheiß“

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Deutschland trägt Grün und Blau: Im Westen sind die Klimaschützer, im Osten die Heimatschützer en vogue. Sandra Maischberger fragt nach den früheren Trendfarben Schwarz, Rot und Gelb: „Der Wahlschock: Haben sich die Volksparteien überlebt?“

 
Die Gäste:

▶ ︎Reiner Haseloff (65, CDU). Sachsen-Anhalts Ministerpräsident warnt vor einem „gespaltenen Land“.
▶ ︎Kevin Kühnert (29, SPD). Der Juso-Chef schimpft: „Wir verlieren den kulturellen Anschluss an die junge Generation!“
▶ ︎Nico Semsrott (33, „Die Partei”). Der Kabarettist verspricht: „Wir schaffen es, Dinge lustig, kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen.“
▶ ︎Marion von Haaren (62). Die ARD-Journalistin bekam 1982 einen „Jugend forscht“-Sonderpreis für die Doku „Krebserregende Stoffe in der Reifenproduktion“.
▶ ︎Robin Alexander (44). Der „Welt“-Journalist glaubt: „Andrea Nahles kann das Wahlergebnis eigentlich nicht an der SPD-Spitze überleben!“
 
Alt und Jung, Ost und West, Schwarz und Rot, dazu die Spaßfraktion und zwei Meinungspusher: Das Zoff-o-Meter ist alarmiert!

Die knackigsten Kommentare

„Die Union ist in schweren Wassern, die SPD schon am Ertrinken“, sagt der „Welt“-Journalist. „Die Leute gehen lieber zu den Parteien, wo sie klare Antworten bekommen“, stellt die ARD-Journalistin fest.
 
Satiriker Semsroth sitzt mit seiner schwarzen Kapuze neben der Talkmasterin wie der Sensenmann, den er gern spielt, und spottet: „Dass ich hier eingeladen bin, halte ich für ein Alarmsignal!“
 
Dann geht schon das Zoff-o-Meter los …
 
… und zwar an unerwarteter Stelle: Maischberger nennt „Die Partei“ eine „Heiopei“-Partei. Das findet Semsroth erstmal gar nicht lustig: „Wir sind keine Heiopei!“
 
Dann aber haut der Hoodie-Humorist gleich wieder einen raus: „Wir meinen Politik ernst, aber unsere Kommunikation ist satirisch. Bei den anderen Parteien ist es umgekehrt!“

Dialog des Abends

Bei der nächsten Nummer will Semsroth auf Kosten der CDU punkten: „Veraltete Werte!“, schnaubt er.
 
Haseloff grätscht gleich mal dazwischen: „Nächstenliebe?“, fragt er sanft.
 
„Wird nicht umgesetzt“, behauptet Semsroth.
 
„Sozialstaat?“, schlägt Haseloff als nächstes vor.
 
Das passt dem Satiriker natürlich nicht. „Patriarchalische Machtstrukturen“, schimpft er stattdessen.
 
„Aber da sind doch Frauen bei uns an der Spitze“, wundert sich Haseloff und macht den Punkt.

Härteste Attacke

„Welt“-Alexander bringt das Kommunikationsproblem der Volksparteien am Beispiel „Klima-Greta“ auf den Punkt: „Niemand ist bereit zu sagen, Greta, du hast nicht recht, wir haben einen Plan!“
 
Kühnert ist erkennbar auf Krawall gebürstet. Über die Reaktion Annegret Kramp-Karrenbauers auf das Schmäh-Video des Youtubers Rezo sagt er: „Sie hat sich verrannt! Sie hat nicht die Größe, einzugestehen, dass sie einfach Blödsinn gesagt hat!“

Geharnischste Gegenrede

Mit seinen nächsten Sprüchen tritt Satiriker Semsroth gleich auf mehrere Minen. Als er über den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik schwafelt, geht Kühnert hoch: „Das ist ein heftiger Vorwurf“, wettert er. „Der trifft mich persönlich!“

Danach will Semsroth den „Welt“-Journalisten veräppeln und läuft voll in eine Respektschelle: „Das ist Kabarett unter Ihrem Niveau“, beschwert sich Alexander. „Sie wollen nur einen billigen Gag machen!“

Schönste Wortschöpfungen

Über die Diskussion der Großen Koalition zum Mindestlohn sagt Kühnert: „Das Laber-Rhabarber will keiner mehr hören!“ Die ARD-Journalistin wiederum erklärt die AfD-Erfolge damit, dass im Osten „der Hoffnungsüberschuss nicht mehr existiert“. Wow!

Gretchenfrage des Abends

Kurz vor Schluss kommt doch noch das Thema des Tages: „Man braucht nicht nur eine Idee, man braucht auch jemanden, der sie durchs Ziel trägt“, sagt Maischberger zu Kühnert. „Offensichtlich gibt es in der SPD viele, die glauben, Frau Nahles ist das nicht mehr. Glauben Sie das auch?“
 
Kühnert pumpt mächtig Luft in den Brustkorb: „Das interessiert mich einen Scheiß!“
 
Die Talkmasterin ist verblüfft: „Das glaube ich Ihnen nicht!“
 
„Doch, ganz ehrlich“, behauptet Kühnert. „Ich bin kein gläubiger Mensch …“

Interessantester Punkt

Die Erklärung des Juso-Chefs: „Wir haben ein Wahlergebnis, was blöd gelaufen ist, und jetzt kommen wir an und führen eine Personaldiskussion darüber, wer an der Spitze von 152 Bundestagsabgeordneten der SPD sitzt!“
 
„Aber wer führt denn diese Diskussion?“, stichelt die Talkmasterin.
 
„Naja, die SPD-Bundestagsfraktion, von der ich kein Teil bin“, erwidert Kühnert. „Es ist ein Blitzableiter, weil die Unzufriedenheit natürlich groß ist …“

Deutlichste Drohung

„Ob Frau Nahles da nächsten Dienstag oder ob jemand anders an der Spitze der Fraktion sitzt“, sagt Kühnert, „die entscheidende Frage ist doch, mit welchem Kurs, mit welcher Strategie verbindet sich das am Ende?“

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Seine Forderung: „Es sind jetzt diejenigen, die für die Große Koalition waren, am Zug, sehr präzise zu begründen, welche Hoffnung sie eigentlich noch mit dieser Koalition verbinden. Ich bin gespannt auf diese Argumente! Und ich erwarte, dass am Ende unser höchstes Gremium, der Parteitag, darüber befindet!“

Klügste Analyse

„Warum verteidigt Herr Kühnert Frau Nahles?“, fragt Alexander und gibt selbst die Antwort. „Das liegt daran, dass er sie erst im Dezember stürzen will, wenn er die Große Koalition abräumen will. Sie jetzt zu stürzen, käme für Herrn Kühnert zu früh!“
 
Die Mundwinkel des Juso-Chefs zucken, aber er hält sich mit einer Antwort zurück. Stattdessen sagt Haseloff: „Es gibt neben dem ganzen Geplänkel noch eine Aufgabe, nämlich zu regieren und diese Demokratie stabil zu halten. Die Volksparteien werden überleben.“ Punkt!

Zitat des Abends

„Die Jusos haben noch mehr Mitglieder als die Grünen – um die Kräfteverhältnisse mal klarzurücken!“ (Kühnert).
 
Fazit: Die Idee, den Talk mit Satire aufzumotzen, trug nur wenige Minuten, dann wurde es öde. Das war ein Talk der Kategorie „Quark“.

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