Politik

CO2-Zoff zwischen Habeck und Altmaier

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Fahren, Fliegen & Heizen wird teurer, denn die Politik will die Verbraucher fürs böse Kohlendioxid zur Kasse bitten.

Maybrit Illner seufzt: „Rettet das Klima! Wer zahlt den Preis?“

Die Gäste

▶︎Peter Altmaier (60, CDU). Der Bundeswirtschaftsminister warnt: „Die Energiewende kann eine Billion Euro kosten!“

▶︎Robert Habeck (49, Grüne). Der Chef-Öko der deutschen Politik steht in der Umfragen-Sonne und deshalb immer unter (sauberem) Strom.

▶︎Marie-Christine Ostermann (41, FDP). Die Lebensmittelgroßhändlerin ist stets zur Stelle, wenn’s um Arbeitsplätze geht.

▶︎Antje Boetius (52). Die umweltpreisgekrönte Polar- und Tiefseeforscherin weiß, „wie wir unseren Planeten doch noch retten können“.

▶︎Christoph M. Schmidt (56). Der Chef der „Wirtschaftsweisen“ fordert eine CO2-Steuer: „Wir müssen eine Koalition der Willigen in Europa bilden!“

▶︎Petra Pinzler (53). Die „Zeit“-Journalistin hat mit ihrer Familie versucht, ein Jahr lang konsequent CO2 zu vermeiden.

Dreimal Wirtschaft, dreimal Umwelt: Klettern Illners Talker heute ins gleiche Rettungsboot oder pushen sie nur das Zoff-o-Meter?

Abenteuerlichster Vorschlag

CO2-Sparfuchs Pinzler darf den Erstschlag führen: Sie hat es immerhin geschafft, den CO2-Ausstoß ihrer Familie um ein Drittel zurückzufahren, vor allem mit mehr Fahrrad und weniger Fleisch.

Verblüffende Schlussfolgerung der „Zeit“-Journalistin: „Wenn alle Berliner ihr Auto abschaffen würden, wären wir schon weiter!“ Habeck lächelt sanft: Sehr schön, aber das würde er so wohl erst mal nicht ins grüne Wahlprogramm schreiben …

Schon springt das Zoff-o-Meter an!

Der grüne Parteichef dreht gleich mal auf: „Die Regierung hat zehn Jahre lang ihre Hausaufgaben nicht gemacht!“ ruft er und sagt: „Die Klimaziele sind nicht erreicht!“ Und er benennt auch gleich den Adressaten seiner Empörung: „Herr Altmaier, da brauchen Sie gar nicht den Kopf zu schütteln!“

  • Earth Hour

    So viel Ersparnis bringt eine Stunde ohne Strom

    Zur Earth Hour schalten Millionen Menschen für den Klimaschutz das Licht aus. In der Stunde werden aber auch jede Menge Kosten gespart.

Der Minister schüttelt aber trotzdem: „Wir habe mehr erreicht, als man denkt“, kontert er. „Wir dürfen weder die Wirtschaft noch den Bürger höher belasten!“

Eindringlichste Warnung

Altmaier hat gegen Habecks Zorn einen Blitzableiter mitgebracht, sagt listig: „Wir müssen erreichen, dass auch Länder wie China, die jeden Monat neue Kohlekraftwerke bauen, mehr für das Klima tun!“

Doch damit lässt sich der Grüne nicht ausbremsen, stattdessen malt er immer neue Menetekel an die Wand: Gesundheitliche Kosten! Weltfinanzkrise! Nicht kalkulierbare Folgen!

Klügste Kritik

Wissenschaftler Schmidt gibt die Stimme der Vernunft, ihn stören vor allem die Ungerechtigkeiten beim Strompreis: „Im Moment zahlt der Mieter in Gelsenkirchen dem Solarpanelbetreiber in Niedersachsen die Rendite“, stellt er fest, „und das ist sozial ziemlich schief!“

Klare Ansage des Professors: „Man verfolgt im Leben immer verschiedene Ziele. Ein Ziel sollte sein, dass man die deutsche Wirtschaft nicht umbringt!“

Schlimmste Panikattacke

Dann streiten sich die beiden Berufspolitiker minutenlang über Emissionshandel, Ökosteuer, Energiegeld, Lenkungswirkung, Belastung der Wirtschaft und Sozialverträglichkeit.

Der Polarforscherin platzt der Kragen: „Die Zukunft ist kaputt!“ bellt sie in die Runde. „Das ist die größte Belastung!“

Ihr Alarmruf: „Wir haben noch zehn, zwölf Jahre, dann ist es unumkehrbar! Die Zeit ist um! Noch drei heiße Sommer können wir uns nicht leisten!“

Provokanteste Frage

„Die Franzosen haben eine viel bessere Klimabilanz als wir, weil sie Atomstrom nutzen“, sagt die Talkmasterin zu Habeck. „Dürfen wir die Atomenergie weiter so verfemen wie bisher?“ Auch die kleine Klima-Greta habe dazu ja schon was gesagt.

Klar: Die große Atomangst haben die Deutschen weitgehend exklusiv, und die kleine Greta will schließlich für ganz Europa da sein, auch für die Franzosen.

Habeck möchte nicht recht auf das Thema einsteigen. Umso lieber weist Altmaier darauf hin, dass der deutsche Stromverbraucher doppelt so viel zahlt wie der französische. Aber, so der Minister: „Wir haben durch den Verzicht auf Kernenergie gesellschaftlichen Frieden erreicht …“

Schelle des Abends

Habeck gefällt die ganze Richtung nicht. „Ich will es mal ein bisschen systematisieren“, sagt er, „weil hier alles durcheinander geht …“

„Nicht wirklich!“ wehrt Illner pikiert den Angriff auf ihre Kompetenz als Talkmasterin ab.

Interessantester Gedanke

Illners nächste Frage: Es gehe immer um Entschädigungen für die Kraftwerksbetreiber, aber „wer entschädigt eigentlich die Verbraucher?“

„Wenn man alles entschädigt, wird es teuer“, antwortet Habeck kühl. „Deshalb sollten wir Kohlekraftwerke gar nicht entschädigen. Da kann man, wenn man sich das traut, viel Steuergeld einsparen.“

Sozialster Spruch

▶︎Altmaier rechnet dem „Herrn Kollegen Habeck“ ein Beispiel zur finanziellen Belastung durch den Klimaschutz vor: Der Politiker mit seinem Dienstwagen und der Stahlarbeiter müssten beide tanken, aber der Arbeiter habe im Vergleich viel höhere Ausgaben.

▶︎Habeck reagiert sauer. „Ärgerlich!“ faucht er. „Das ist wirklich zu billig, Herr Altmaier!“

▶︎Polarforscherin Boetius funkt SOS: „Der Klimawandel ist da! Wir sind in einem Notstand! Es muss was getan werden!“

Schon klar – aber was?

Letztes Gefecht

Altmaier bügelt den Habeck-Vorschlag zur Energiesteuer ab: „Zuviel Bürokratie! Am Ende haben Sie ein paar tausend Steuerbeamte mehr und die Gerechtigkeit trotzdem nicht erreicht!“

Der Grüne wird laut: „Blöd! Dumm! Das ist Denken der 60er Jahre! Wir werden dramatische Umstürze haben!“

An Illners Frage nach Verboten – Flüge, Fleisch – für einen besseren Klimaschutz will der populäre Seelenstreichler trotzdem nicht ran, lieber macht er es sich auf einem Gemeinplatz bequem: „Wir brauchen nicht bessere Menschen, wir brauchen eine bessere Politik!“

Und das stimmt immer.

Zitat des Abends stammt von Peter Altmaier über die Verteilung der Klimakosten.

„Es wird Gewinner und Verlierer geben!“

Fazit: Viel moralmanipulative Kampfrhetorik, ziemlich ausgeleierte Rederituale und ständige wohlmeinende Alarmattacken: Das war ein Talk der Kategorie „Panikpauke“.

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