Politik

Bewohner flüchten aus Ostdeutschland

0

In Ostdeutschland leben so wenige Menschen wie seit 1905 nicht mehr

Deutschland ist seit 1990 wieder vereinigt – bei den Einwohnerzahlen liegen Ost und West aber so weit auseinander wie nie zuvor.

In Ostdeutschland leben so wenige Menschen wie seit 1905 nicht mehr, wie aus einer wirtschaftshistorischen Studie der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts hervorgeht.

Gleichzeitig zählt das Gebiet der alten Bundesrepublik laut der Studie so viele Einwohner wie niemals zuvor in der Geschichte.

„Die Einwohnerzahlen beider Landesteile driften trotz Wiedervereinigung nahezu ungebremst auseinander“, sagte Studienautor Felix Rösel. „Die anhaltende Wucht der deutschen Teilung wird bis heute in der Öffentlichkeit völlig unterschätzt. Dieser Aspekt wird häufig übersehen und bedarf besonderer politischer Berücksichtigung.“

Massenflucht und Abwanderung

Hauptursache für den Bevölkerungsschwund ist dem Institut zufolge die Massenflucht aus Ostdeutschland von 1949 bis zum Mauerbau im Jahr 1961. Darüber hinaus fehlte in der damaligen DDR auch die Zuwanderung junger Gastarbeiter in den 60er und frühen 70er Jahren. Schließlich habe die Abwanderung nach der Wende vor 30 Jahren zur unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung beigetragen.

„Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung im Jahr 1990 setzte sich in Ostdeutschland fort, was durch den Mauerbau im Jahr 1961 scheinbar nur unterbrochen wurde. Wie bereits in der direkten Nachkriegszeit verließen noch einmal Millionen Ostdeutsche ihre Heimat, diesmal ge­trieben von Massenarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit“, erklärt Ifo-Experte Rösel.

Westdeutschland hingegen habe ein zweites Mal vom Zuzug junger und gut qualifizierter Menschen aus dem Osten profitiert und die nach 1949 gerissene „Teilungslücke“ habe sich sich 1990 nochmals verdoppelt.

Westdeutschland hat heute eine um 60 Prozent höhere Einwohnerzahl als vor dem Zweiten Weltkrieg, Ostdeutschland eine um 15 Prozent geringere, so die Studie.

„Dresden und Leipzig hätten heute doppelt so viele Einwohner und wären Millionenstädte, wenn sie genauso wie der Westen gewachsen wären“, rechnete der Ifo-Forscher vor. Beide sächsischen Großstädte haben derzeit etwa 550 000 Einwohner.

Vor der deutschen Teilung vor rund 70 Jahren hatten sich Ost- und Westdeutschland dagegen nahezu parallel entwickelt. „Einkommen und Arbeitslosenquoten in Ost und West gleichen sich zwar langsam an, aber die Bevölkerungszahlen driften immer weiter auseinander“, sagte Rösel.

  • Alwine versteigert

    Diese beiden Berliner wollen ein Dorf neu erfinden

    Vom marodesten Kaff Brandenburgs zum modernen Ort der Zukunft: Das ist die Vision von zwei Berlinern für das Dorf Alwine in Brandenburg. 

Insbesondere der ländliche Raum im Osten sei infolge der deutschen Teilung „regelrecht ausgeblutet“, betonte Rösel. Es sei daher falsch, öffentliche Fördermittel vor allem an die Großstädte zu überweisen. „Wir brauchen genau das Gegenteil und müssen den sozialen Zusammenhalt sowohl in den Städten als auch in der Fläche fördern“.

Putins Polizei nimmtKreml-Kritiker Nawalny fest

Previous article

5G-Versteigerung bringtStaat 6,5 Milliarden Euro

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik