Politik

AfD-Mann fürchtet Attentate auf Gauland und Weidel

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Der kaltblütige Mord an Walter Lübcke erschüttert die Republik fast so sehr wie einst der Terror der RAF.

Auch ARD-Talkmaster Frank Plasberg ist erschrocken: „Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?“

Die Gäste

  • Herbert Reul (66, CDU), der NRW-Innenminister geht als Law-and-Order-Mann auch beim Kampf gegen Rechtsextremisten voran.
  • Uwe Junge (61, AfD), der Fraktionschef der Rechten in Mainz und Oberstleutnant a.D. diente auf dem Balkan und in Afghanistan.
  • Irene Mihalic (42, Grüne), die Polizeioberkommissarin a.D. ist innenpolitische Sprecherin ihrer Bundestagsfraktion.
  • Mehmet Daimagüler (51, FDP), der Strafverteidiger vertrat Opfer im NSU-Prozess und unterrichtet künftige Polizeiführer.
  • Georg Mascolo (55), der ARD-Journalist kennt sich in der rechten wie der linken Szene bestens aus.
     
    Heute schlug das Zoff-o-Meter schon vor der Sendung an:  Die Einladung des AfD-Politikers zu „Hart aber Fair“ löste einen mittelschweren Shitstorm aus!

Untertreibung des Abends

Zum Start verbreitet Reul erst mal Zuversicht: „Alle sind hellwach!“ sagt er über die Sicherheitsbehörden im Kampf gegen den Rechtsextremismus.
 
Das Attentat auf seinen CDU-Kollegen ist für den Innenminister ein „erschreckendes Beispiel“. Über Hass-Tiraden gegen sich selbst sagt Reul cool, aber keineswegs unernst: „Die machen einen nicht gerade fröhlich…“

Deutlichste Warnung 

„Ich glaube, dass jeder, der sich für unsere Werteordnung einsetzt, zur Zielscheibe wird“, fürchtet Daimagüler. „Wenn wir unsere Kommunalpolitiker allein lassen, erodiert das Fundament unserer Demokratie!“
 
Junge fühlt sich auch an Plasbergs Talk-Tresen auf Rechtsaußen pudelwohl, doch ihm missfällt sichtlich, in welche Richtung sich die Diskussion entwickelt: „Sie versuchen, AfD und Rechtsextremismus in Zusammenhang zu bringen“ wirft er dem Anwalt vor.
 
Über Lübckes Mörder sagt der Rechtsaußenpolitiker mit militärischer Bestimmtheit: „Dieser Killer hat mit der AfD nichts zu tun!“

Schlimmste Verharmlosung 

Die Mitverantwortung der AfD für den Mord an Lübcke kriegt Junge damit aber nicht vom Tisch: Mascolo hält ihm vor, dass sich auf der Website der Partei Befürworter von Gewalt noch vier Jahre nach der umstrittenen Rede des CDU-Politikers „austoben“ durften, bis die Hass-Posts endlich gelöscht wurden.
 
„Wir wollen solche Posts nicht“, behauptet der AfD-Mann und verspricht: „Wir gehen gegen Parteimitglieder vor, die sowas machen!“
 
„Es ärgert mich unfassbar, dass es solche Fälle gibt“, schiebt er noch nach. „Aber es rutscht immer wieder noch mal was durch…“

Klarste Analyse 

„In Ihrer Partei findet ein offenes Ringen statt, wohin der Weg führen soll“, stellt Mascolo klar.
 
Junge verteidigt sich mit dem Parteiengesetz, das es leider so schwer mache, unliebsame Kameraden loszuwerden: „Mir dauern die Verfahren zu lange!“

Faulste Ausrede

Plasberg konfrontiert Junge mit einem Tweet von 2017, in dem der AfD-Mann drohte: „Der Tag wird kommen, an dem wir alle Ignoranten, Unterstützer, Beschwichtiger, Befürworter und Aktivisten der Willkommenskultur im Namen der unschuldigen Opfer zur Rechenschaft ziehen werden!“
 
Junge will das so verstanden wissen, dass die Befürworter der „verfehlten Migrationspolitik“ eines Tages vor den Wählern, „aber auch vor unseren Nachkommen, unseren Kindern“ Rechenschaft ablegen müssten: „Es geht um Verantwortlichkeiten!“

Ach so …

Schärfster Vorwurf 

„Das ist jetzt ein bisschen zu kuschelig“, spottet Daimagüler und startet die nächste Attacke: „Der Hass ist nicht ein Phänomen in Ihren Reihen, sondern der Hass ist Ihre Geschäftsgrundlage!“ poltert er.
 
Junge kontert mit einem Plakat aus seinem Wahlkreis. Unter dem Porträt des AfD-Politikers steht darauf: „Ich bin verantwortlich für den Tod von Walter Lübcke“.
 
„Wollen wir nicht abrüsten?“ fragt er nun vorwurfsvoll in die Runde. „Oder müssen erst Gauland, Weidel oder Junge dran glauben?“

Zahlen des Abends

Ein ARD-Einspieler zeigt: Von 763 bekannten Gefährdern sind 700 Islamisten, aber nur 39 Rechtsextremisten. Reul hat eine Erklärung für den auffälligen Unterschied: „Der Islamist prahlt und protzt im Netz. Der Rechtsextreme tut das nicht – er handelt.“
 
Die Zahl der Straftaten von Links- und Rechtsextremisten ist mit knapp über tausend im Jahr etwa gleich, doch auf das Konto der Rechtsextremisten gehen drei Mal so viele schwere Körperverletzungen und zuletzt bereits sechs Morde.

Interessanteste Hintergrund-Info 

Plasberg berichtet über den Shitstorm gegen ARD und AfD wegen der Einladung Junges in die Talkshow: „Es gab sogar Aufforderungen an unsere Gäste: Geht nicht in diese Sendung!“
 
„Ich bin plötzlich zum Hassprediger geworden“, amüsiert sich Junge unter seinem Landsknechtsschnurrbart und wirft sich stolz in die Brust: „Die AfD hat es nicht nötig, sich zu verstecken! Sechs Millionen Wähler! 35 000 Parteimitglieder!“

Dann geht das Zoff-o-Meter richtig los

Junge kritisiert den Satz des ermordeten CDU-Politikers, wer mit der Migrationspolitik nicht einverstanden sei, könne das Land ja verlassen: „Das war eine Äußerung, die negative Reaktionen hervorrufen musste, für jemanden, der sein Land liebt!“
 
Reul revanchiert sich mit einer oft und gern geäußerten Erwartung: „Wenn die Leute sehen, dass die Politik in der Lage ist, bei dem Thema Migration Antworten zu geben“, sagt er, „dann werden so Typen wie von der AfD nicht mehr gewählt.“

Ungewöhnlichster Beitrag

Plasberg will Schärfe rausnehmen: „Wollen wir nicht Sprache abrüsten und sagen: ‚Menschen in der AfD‘ – nicht: ‚Typen‘?“ schlägt er vor.
 
„Aber das zeigt doch die Haltung!“ triumphiert Junge und zeigt auf den CDU-Politiker.
 
Reul ärgert sich die Platze: „Passen Sie mal auf!“ herrscht er den AfD-Mann an. „Ich habe bisher immer geschwiegen! Sie haben stundenlang versucht, hier war zu erklären. Sie hätten einfach nur sagen müssen: Ich distanziere mich…“ Aber Junge grinst nur.

Fragwürdigste Idee

Zum Schluss spielt Plasberg die vielzitierte Warnung von Friedrich Merz ein: „Wir verlieren offenbar Teile der Bundeswehr an die AfD. Wir verlieren Teile der Bundespolizei an die AfD.“
 
Plasberg nennt einen ganz speziellen Grund für Beamtenfrust: „Wenn man sieht, was die Berliner Polizei als Streifenwagen fährt, möchte man ihnen sofort einen Gutschein von Sixt ausstellen!“
 
Dem AfD-Politiker gönnt der Talkmaster nicht nur den letzten Satz, sondern auch einen für ARD-Verhältnisse extrem freundschaftlichen Abschied: „Ich hoffe, Sie hatten nicht den Eindruck, an einem Tribunal teilgenommen zu haben!“  

Zitat des Abends

Junge über die Kontrolle extremistische Tendenzen in der Truppe:

„Als Kompaniechef hat man mir vorgeschlagen, mit den Soldaten duschen zu gehen, um verdächtige Tattoos festzustellen!“

Fazit

Nur in kleinen Mengen nützlicher intellektueller Futterbau, statt dessen stark verdünntes Realitätsbewusstsein, vergebliche Befreiungsversuche aus der ideologischen Zwangsjacke und ständig Kloppe mit dem schweren Säbel:

Das war eine Talkshow der Kategorie „Klärendes Talk-Gewitter.

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