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Wird Höcke neuer AfD-Chef?

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Lange hatte er sich mit Kritik an Alexander Gauland, Alice Weidel & Co. zurückgehalten …

Doch beim alljährlichen Stelldichein der AfD-Parteirechtsaußen-Ultras vorm Thüringer Kyffhäuser-Denkmal konnte AfD-Parteischreck Björn Höcke am vergangenen Wochenende nicht länger stillhalten: Höcke drohte den Oberen, von denen immerhin Gauland persönlich erschienen war, er werde sich „mit großer Leidenschaft der Neuwahl des Bundesvorstands hingeben“. Mehr noch: In der aktuellen Zusammensetzung, so die Prognose des radikalisierten Ex-Sportlehrers, werde die Parteispitze Ende des Jahres sicher nicht wiedergewählt.

Seither diskutiert die Partei: Will Höcke beim Bundesparteitag Ende des Jahres womöglich selbst nach der Macht greifen und einen der beiden Co-Chefs (Alexander Gauland und Jörg Meuthen) herausfordern?

Schon im Vorfeld der Vorstandswahl vor zwei Jahren hatte es entsprechende Gerüchte gegeben. Am Ende aber hatte Höcke verzichtet – wohl auch im Wissen darum, dass seine Beliebtheit unter den Delegierten Grenzen hat.

Denn Höcke spaltet die Partei, immer noch. Uwe Junge (AfD Rheinland-Pfalz) forderte Höcke wegen seiner Attacke am Kyffhäuser bereits auf Facebook auf: „Wer so parteischädigend gegen den gewählten Bundesvorstand agiert, solle sich auch zur Wahl stellen.“

Fakt ist aber auch: Die Macht des Rechtsaußen-Flügels ist seit dem Schreck-Parteitag von Hannover, bei dem um ein Haar die Höcke ergebene Grusel-Fürstin Doris von Sayn-Wittgenstein das Rennen als Bundesvorsitzende gemacht hätte, arg angeschwollen.

Das zeigt die aktuelle BILD-Übersicht der Landesvorstände, die aufschlüsselt, in welchen Vorständen der Flügel bereits eine Mehrheit hat und wo erbittert um die Macht gestritten wird:

Akut ins Rutschen geraten ist das Machtgefüge ausgerechnet im größten Landesverband NRW, wo auf einem Parteitag am Samstag neun von zwölf der Vorstandsmitglieder zurücktraten, weil sie die Dominanz der AfD-Nationalisten in der Partei nicht länger ertrugen. Unter Applaus und Buhrufen der Delegierten verließen diese den Saal. Absurd: Die drei verbliebenen Vertreter des Extrem-Kurses blieben im Amt, weil ein Antrag auf ihre Abwahl knapp scheiterte. Sie können in NRW jetzt durchregieren.

In Schleswig-Holstein war zuvor Skandal-Fürstin Sayn-Wittgenstein mit Unterstützung des Rechtsaußen-Flügels zur neuen Parteichefin gewählt worden.

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Steffen Kailitz, Extremismusforscher an der TU Dresden, sagte BILD: „Der ‚Flügel‘ hat innerhalb der AfD keinen ähnlich starken organisierten Gegner mehr. Die rechtspopulistisch ausgerichtete ‚Alternative Mitte‘ um Beatrix von Storch und Konrad Adam kann dem ‚Flügel‘ nicht annähernd das Wasser reichen.“

Und Kailitz prophezeite: „Wenn die AfD bei den Ost-Wahlen gute Ergebnisse erzielt, wird das die ‚Flügel‘-Front weiter stärken. Diese Wahlen sollen den Boden für eine vollständige Übernahme der Partei durch den ‚Flügel‘ bereiten. Alle anderen Gruppierungen in der AfD werden restlos an den Rand gedrängt.“

Doch ganz so weit ist es – noch – nicht. Zwar sagt Kailitz bereits einen spannenden Kampf innerhalb des Rechtsaußen-Flügels um die Nachfolge des mittlerweile 78 Jahre alten Co-Chefs Alexander Gauland voraus. Aber er weist auch darauf hin, dass Höcke hier mit dem eigentlichen „Flügel“-Anführer Andreas Kalbitz einen Konkurrenten haben dürfte.

Tatsächlich gilt Brandenburgs AfD-Boss Kalbitz unter den Partei-Radikalen inzwischen als die einflussreichere Figur. Allein schon, weil er bereits Mitglied des Bundesvorstandes ist und in der Parteizentrale eifrig Strippen zieht.

Doch: Auch Gauland sollte man nicht zu früh abschreiben. Nach BILD-Informationen soll der Dino aktuell sogar erwägen, doch noch einmal für den Vorsitz anzutreten, sofern es seine Gesundheit zulässt. Gegen ihn hätten sowohl Höcke als auch Kalbitz ganz schlechte Karten, weil er Stimmen von Gemäßigten UND Parteirechten bekommt.

Wenn Gauland wieder antritt, müsste eher Gaulands Co-Chef Jörg Meuthen mit einem Gegenkandidaten vom „Flügel“ rechnen.

Nach BILD-Informationen wird in AfD-Führungszirkeln aber eher nicht davon ausgegangen, dass Höcke sich am Ende tatsächlich aus seiner für ihn gemütlichen Thüringer Nische herauswagt.

Wahrscheinlicher ist, dass Kalbitz zum Angriff bläst und seinen Hut in den Ring wirft.

Das aber wäre angesichts seiner „Jugendvergangenheit in einer Neonazigruppe“ („Die Zeit“) nicht unriskant …

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