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„Wie eine verzweifelteSpielerin im Casino“

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Brexit-Experte sieht schwarz für Premierministerin ++ Konservative Abgeordnete planen noch einen Coup gegen May ++ Auch Vertraute wollen ihren Rücktritt

Quelle: Reuters
1:25 Min.

Während die Premierministerin Theresa May sich den Fragen der Opposition im Unterhaus stellte, trafen sich ihre innerparteilichen Gegner – um ihren Sturz zu planen. Es wird eng für May.

Die glücklose Premierministerin musste in den vergangenen Monate viel einstecken: Der von ihr mühsam ausgehandelte Brexit-Deal mit der EU wurde ganze DREI Mal vom Parlament (und ihrer eigenen Partei) abgeschmettert. Die Opposition nimmt sie nicht mehr ernst, weil ihre eigene Partei offen ihren Sturz plant.

Doch anstatt zurückzutreten oder Neuwahlen auszurufen, hält sie an der Macht fest. Die Blamage war perfekt, als die Parteikollegen ihrer britischen Konservativen die heutige parlamentarische Fragestunde „geschwänzt“ haben. Ein deutliches Zeichen gegen sie.

Professor Iain Begg, Brexit-Experte von der London School of Economics, warnt: „Es ist nicht mehr zu erklären, wieso May noch nicht zurückgetreten ist. Sie hat gar keinen Support mehr und klemmt sich unermüdlich an ihren Deal, den das Parlament deutlich abgeschmettert hat.“

Für den Brexit-Experten verhält sich May „wie eine Spielerin im Casino, die immer weiter an ihr Glück (ihren Deal) glaubt, egal wie schlecht die Chancen stehen“. Begg fügte im Gespräch mit BILD jedoch hinzu: „Und wie wir wissen, gewinnt das Casino am Ende immer.“

Es läuft laut Begg auf ein „Endspiel“ für May in den kommenden Tagen hinaus. Bisher wolle man sie noch nicht stürzen, weil man „Boris verhindern“ wolle, sagte Begg. Doch immer mehr Tories scheinen nun in Kauf zu nehmen, dass Boris Johnson vielleicht doch besser ist als May im aktuellen Zustand.

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May versucht es mit „Neuem Deal“

Die Premierministerin hat nur noch ein Ziel: Den Deal mit der EU durchs britische Unterhaus bringen! Auf ihre eigene Partei kann sie sich nicht ganz verlassen. Im VIERTEN Anlauf sollte die oppositionelle Labour-Party mit Versprechungen gelockt werden. Sogar das von Labour geforderte zweite Referendum sollte ins Spiel gebracht werden. Aber nur, wenn der Deal Erfolg hat.

Vergebens. Die Labour-Party nimmt May nicht mehr ernst. „Alles, was wir jetzt mit ihr verhandeln, hat keine Grundlage. Sie wird bald weg sein, ihr Nachfolger würde jeden Brexit-Deal mit uns zerschmettern“, klagte Labour-Chef Jeremy Corbyn in der heutigen Parlamentsdebatte.

„High Noon“ im House of Commons!

„Was May anbietet, ist viel zu schwach“, sagte Labours Brexit-Sprecher Kier Starmer. „Die Premierministerin würde gut daran tun, einfach ihre Niederlage einzugestehen.“ Der Brexit-Verfechter Boris Johnson, einer der schärfsten innerparteilichen Kritiker Mays und zugleich aussichtsreicher Anwärter auf ihre Nachfolge, sagte, er werde nicht für den Vorschlag stimmen. „Wir können und müssen das besser machen.“

Hinterbänkler proben den Aufstand

Mehrere Tories kündigten heute Morgen an, den Vorsitzenden des einflussreichen „1922 Committee“ (Ausschuss der konservativen Hinterbänkler), Sir Graham Brady, anzuschreiben. Sie verlangen: Die Partei-Regeln müssen geändert werden, damit May endlich zum Rücktritt gezwungen werden kann!

Die Regeln erlauben zurzeit lediglich ein parteiinternes Misstrauensvotum pro Jahr. Da May eine Abstimmung am 12. Dezember 2018 gewonnen hatte, wäre sie ohne Regeländerung bis Dezember 2019 unantastbar.

Diese Immunität könnte heute noch beendet werden.

Der ehemalige Staatssekretär im Familienministerium, Tim Loughton, twitterte heute ein Foto seines Briefes an Brady, in dem er den Rücktritt Mays fordert. Darunter schrieb er: „Genug gesagt.“

Enough said. pic.twitter.com/QIdk4ETb6G

— Tim Loughton MP (@timloughton) May 22, 2019

Dieser Schritt könnte bereits heute um 16 Uhr (Ortszeit) beschlossen werden. Das „1922 Committee“ trifft sich dann zu einer Eil-Sitzung. Das Thema: Wie können die Regeln geändert werden, um May loszuwerden.

Der Generalsekretär der Gruppe, Nigel Evans, erklärte die Situation in drastischen Worten: „May hat das Gegenteil von wirklich allem gemacht, was sie versprochen hat. Wir können und dürfen das nicht mehr einfach akzeptieren, sie muss weg!“

Sie fordern auch, dass die Premierministerin ihren chancenlosen Deal NICHT mehr ins Parlament bringt und ihnen eine weitere Schmach für die Tories und ihre Chefin erspart. Doch Theresa May bleibt bisher störrisch – und kämpft weiter!

May hat mit der EU im November einen Brexit-Vertrag ausgehandelt. Dieser wurde jedoch vom Parlament drei Mal abgelehnt. Einen vierten Anlauf im Unterhaus will May im Juni unternehmen. Die Frist für den EU-Austritt ist derzeit der 31. Oktober.

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