Politik

Wie der Plasberg-Talk komplett das Thema verfehlte

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Die Koalition am Abgrund, der Wähler auf der Zinne, die Jugend kurz vor den Revolte, die Volksparteien in Panik, die Sozialdemokratie über Nacht kopflos, und was macht Frank Plasberg zum Thema für sein „Hart aber Fair“? Die Pflege!

Simple Erklärung für den meilenweiten Vorbeischuss Vor einem Jahr hatten drei Minister verabredet, gemeinsam etwas für die Pflege zu tun, und jetzt wollen/sollen sie ihre Bilanz loswerden. „Das war von langer Hand geplant!“ erklärt Plasberg unverfroren. Planfernsehen à la ARD!

Die Gäste:
Jens Spahn (39, CDU). Der Bundesgesundheitsminister verspricht: „Wir schaffen zusätzliche Stellen und bessere Arbeitsbedingungen!“
Franziska Giffey (41, SPD). Die Familienministerin will vor allem mehr junge Leute für den Pflegeberuf begeistern.
Hubertus Heil (46, SPD). Der Bundesarbeits- und Sozialminister plant Entlastungen für Familien mit behinderten Kindern und pflegebedürftigen Eltern.
Silke Behrendt-Stannies. Die Altenpflegerin prangert Überlastung an: „In eine Stunde müssen 100 Minuten rein!“
Bernd Meurer. Der Präsident der privaten Pflege-Anbieter betreibt drei Heime.
Clarissa Gehring. Die Altenpflege-Schülerin war schon ein paar Mal kurz davor, die Ausbildung abzubrechen.
Gottlob Schober (52). Der ARD-Journalist lästert, die drei Minister stünden da „wie ein Marketing-Tool“.

Das wird Giffey, Heil und Spahn allerdings nicht gerecht: Sie stehen eher da wie die drei Weisen aus dem Sorgenland.

Zum Start ein schlechter Witz

Plasberg muss mächtig rudern, um dem Publikum seine Fehlentscheidung als kluge Idee zu verkaufen: „Es gibt tatsächlich noch andere Probleme als den Klimawandel“, fängt er an.

Dann schiebt er, auf dass das drohende GroKo-Ende nicht völlig unerwähnt bleibe, noch ein schales Späßchen nach: „Herr Heil, würden Sie für den Weg in Ihr Ministerium noch eine Monatskarte für den Bus kaufen?“

Statt Selbstkritik eine Presseschelte

Giffey will mit einem Sympathiebeweis für ihre rausgeekelte Parteichefin punkten: „Es wäre gut, wenn Frau Nahles etwas länger…“ Der erste Beifall ist der Lohn für dieses späte Trostpflaster.

Heil wiederum nutzt die Chance, den Schwarzen Peter von der Politik zu den Medien zu schieben: „Es hat Kommentare von Journalisten gegeben, die waren unter der Gürtellinie!“ empört er sich im wohlgeübten Blitzableiter-Modus.

Durchhalteparole mit Kraftwort

Spahn inszeniert sich als Macher: „Die GroKo hat den verdammten Auftrag, zu regieren!“ schleudert er in die Runde.

Und wie? Das wird schnell klar: In langen öden Talk-Minuten geht es um „fachpraktische Ausbildungsplätze“, „Pflegelohnuntergrenze“, „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ oder „staatliche Gewährleistungsverantwortung“. Puh!

Rüffel des Abends

Pflege-Unternehmer Meurer schiebt das Zoff-o-Meter an:
„Das Problem ist, dass uns Fachkräfte fehlen“, zürnt er. Das predigt er schon seit Jahren, und mit den bisherigen Maßnahmen ist er überhaupt nicht zufrieden.

Spahn reagiert sauer: „Immer wenn was passiert, ist’s zu wenig, reicht’s nicht, gibt’s Genörgel!“ wettert er. „Ich fänd’s mal gut, wenn wir aus dem Genörgel rauskämen, in eine konstruktive Debatte!“

Härteste Kritik

Meurer schimpft trotzdem weiter und prügelt auf einen ein, der gar nicht da ist: Heiko Maas.

„30.000 Krankenschwestern auf den Philippinen, hochqualifiziert, müssen ein Jahr warten, bis sie die deutsche Botschaft überhaupt betreten dürfen!“ poltert er. „Und wenn die dann endlich in Deutschland sind, haben sie nochmal zehn, zwölf Monate Anerkennungsverfahren!“

Meurers Vorwurf: „Offenbar fehlt dem Herrn Maas die Bereitschaft, sich von den diplomatischen Höhen mal in die Realität zu bewegen!“

Interessantester Vergleich

ARD-Schober wirbt für mehr Gewerkschaftspower: „Ich habe immer gesagt: Wenn ihr euch organisieren würdet, könnten ihr als Pflegekräfte mächtiger sein als Piloten und Lokführer zusammen!“

Altenpflegerin Behrend-Stannies setzt noch einen drauf: „Wenn Lokführer oder Piloten streiken, dann regen sich Menschen auf, dass sie nicht von A nach B kommen. Ohne Pflegekraft kommt man noch nicht mal vom Bett bis zum Klo!“

Wichtigstes Versprechen

„Wir werden während dieser Legislaturperiode, und die geht bis 2021, zu besseren Lohn- und Gehaltsbedingungen kommen“, sagt Heil den Gästen aus der Pflege ins Auge. „Die Zusage haben Sie! Von mir, an dieser Stelle! Das ist mein Ziel!“

Kleine Einschränkung: „Ich habe es nicht allein in der Hand – wir alle drei nicht…“ Auch die Tarifpartner müssten mitziehen.

Flaues Finale

Altenpflegerin Behrend-Stannies bleibt skeptisch: „Auch im Schneckentempo kann man gegen die Wand fahren.“

Giffey flötet noch mal Harmonie: „Diese Regierung ist nicht gewählt worden, um sich zu streiten, sondern um ihren Job zu machen!“

Und Plasberg versteckt seine falsche Programmentscheidung hinter einem ungewöhnlich platten Spruch: „Eine ungewöhnliche Sendung an einem ungewöhnlichen Tag!“ Dann reicht er sein Publikum an die „Tageshemen“, in denen es natürlich voll um die neue SPD-Dreierspitze geht. Halleluja!

Zitat des Abends

„Das ist eine schwierige Materie!“ (Plasberg)

Fazit

Schon der verquaste Sendetitel „Beispiel Pflege: Was schafft die GroKo noch?“ verriet den linkischen Versuch, sich um die fällige Programmänderung zu drücken. Das war ein Talk der Kategorie „Thema verfehlt“.

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