Politik

Talkshow-Zoff um deutschen Heimat-Begriff

0

Die Sendung hat noch gar nicht angefangen. Schon tobt ein Shitstorm durch das Netz.
Das fängt ja gut an!

Das Thema bei „Hart aber fair“ mit Moderator Frank Plasberg (61) in der ARD am Montagabend: „Heimat Deutschland – nur für Deutsche oder offen für alle?“

So viel „deutsch“ im Titel ist für viele unbekömmlich. „Diese Sprache ist der Grund, warum auch mir gesagt wird, ich soll in meine Heimat zurück“, motzt die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli (40).

Heimat Deutschland-nur für Deutsche oder offen für alle? Diese Sprache ist der Grund, warum auch mir gesagt wird, ich soll in meine Heimat zurück, ein Grund für Drohungen, die ich bekomme, für den Hass, ein Grund dafür, dass Rechte denken, sie sind stärker. https://t.co/cidOT37ZWh

— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) February 24, 2019

Andere twittern: „Geht die Headline vielleicht noch populistischer?“ Plasberg tut so als wäre nichts gewesen und ruft die Gäste auf.

► Katrin Göring-Eckardt (52), Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, geboren in Friedrichroda/Thüringen. Heimat ist für sie der Thüringer Wald und Bratwurstduft: „In Thüringen ist überall der Rost an.“

► Hubert Aiwanger (48), von den „Freien Wählern“, bayerischer Staatsminister für Wirtschaft und Landesentwicklung, geboren in Ergoldsbach/Niederbayern, ist begeistert: „Der Begriff Heimat hat zum Glück wieder Konjunktur, denn sie bedeutet Geborgenheit“.

► Idil Baydar (44), Kabarettistin, geboren in Celle: „Heimat ist meist so gemeint, dass Menschen wie ich nicht dazugehören, obwohl wir hier unsere Wurzeln haben – und den deutschen Pass.“ Heimat sind für sie „Kartoffeln mit brauner Soße“ und türkischer Tee.

► Armin Nassehi (59), Soziologie-Professor in München, Abitur in Gelsenkirchen: „Heimat ist vor allem ein Ort, wo man sein kann, ohne sich rechtfertigen zu müssen, dass man da ist.“ Wenn das so wäre, wären viele froh.

► Nikolaus Blome (55), BILD-Politikchef, geboren in Bonn, hat den Geruch von Omas Buchsbaum noch immer in der Nase und warnt: „Vorsicht, Misstrauen und manchmal auch Angst ist ein Ur-Impuls des Menschen und hat nicht nur mit Ausländern zu tun.“

Ein Heimat-Talk ohne sanftes Waldesrauschen, dafür mit schwerem Zoff-Gewitter!

Zoffkanone Baydar: „Ist das völlig in Ordnung, wenn ich zwei Heimaten habe?“ Amtliche Auskunft vom Bayernminister: Ja! „Der Mensch hat im Laufe seines Lebens vielleicht mehrere Heimaten.“ – Baydar trumpft auf: „Özil!“ Der Name reicht, um sie in Rage zu bringen: „Die Vorwürfe gegen ihn waren die Spitze vom Eisberg an Frechheit.“

Bei Özils Erdogan-Schleimer-Foto winkt sie nur ab. Der Zoff-Pegel glüht.

Nächster Feuerstoß gegen BILD-Politikchef Blome. Sein guter Rat: „Wer sich Heimat erwerben will, ist ziemlich in der Bringschuld.“ – Baydar gießt Sprach-Benzin ins Feuer: „Nach zwei oder drei Jahrzehnten müssen wir immer noch beweisen, wie deutsch wir sind. Ich muss mich fragen: Bist du nicht deutsch genug, verdammt?“ Nächster Feuerstoß: „Ich bin gemeint, wenn die AfD sagt, die müssen wir entsorgen. Dann bin ich gemeint, nicht Sie“, fährt sie den verdutzten Blome an. Die beiden werden keine Talkshow-Freunde.

Mit Aiwanger wird’s gemütlich

Heimatkunde aus dem Ministermund: „Lasst die Leute ihre Heimat lieben und sich dabei eine heile Welt zurechtlegen.“ Er erinnert sich: „In meinem Dorf hat man früher die Tür nicht zugesperrt.“ Heute heißt es: „Zieh die Tür zu, zieh den Autoschlüssel ab. Man hat das früher lockerer gesehen.“

Göring-Eckardt seufzt: „Die Heimat ist ein Sehnsuchtsort. Heimat zu haben ist nicht selbstverständlich.“

Schlechte Noten für Dieter Bohlen

Der quetschte in seiner „Supertalent“-Show eine Fünfjährige aus Herne aus, woher ihre Eltern kämen. Herne reichte ihm nicht. Er wollte „Thailand“ hören. Professor Nassehi: „Dieter Bohlen ist nicht gerade bekannt als Geistesgröße!“ Durchgefallen!

Baydar kennt die Ausquetscherei: „Wenn ich sage, meine Eltern kommen aus der Türkei, höre ich: ,Oh Gott Erdogan!‘ (…) Immer muss ich mir anhören, wie scheiße Erdogan ist. (…) Türkisch ist eben negativ belegt.“

Heimatkunde zwei von Aiwanger zum Modebegriff „Heimatministerium“ mit Horst Seehofer an der Spitze: „Das ist eine Überschrift für die politische Agenda, dass sich die Menschen in der Stadt und auf dem Land wohlfühlen sollen.“ – Blome: „Wenn der Staat da versagt, werden die Menschen sich abwenden.“

Allerweltsweisheit des Abends von Nassehi: „Wer Heimat sagt, produziert starke Gefühle in die eine oder die andere Richtung.“ – Dazu ein guter Rat von Göring-Eckardt: „Wir dürfen den Begriff Heimat nicht den Rechten überlassen.“

Klügster Satz des Abends von einer Zuschauerin: „Ich bin eine Deutsche mit Migrationshintergrund und ich bin stolz auf beides.“

Versöhnungsangebot des Abends von Zoff-Kanone Idil Baydar: „Ich nehme Euch alle mit nach Hause und mein Papa kocht für Euch.“ Auch für Blome?

Das war ein Talk der Kategorie: Hart aber fair, aber vor allem schwer konfus.

Wegweisender Glyphosat-Prozess beginnt in San Francisco

Previous article

Wann laufen Madurodie Soldaten weg?

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik