Es ist ein Moment der Ruhe nach stürmischen Zeiten.
Ein in sich gekehrter Friedrich Merz (63) geht langsamen Schrittes und schweigsam mit seiner Frau Charlotte durch den ausgestorbenen Aussteller-Bereich im Messegelände. Die beiden wirken einsam inmitten der verlassenen und abgedunkelten Stände von Verbänden und Unternehmen.
Sie sind spät dran. In der Halle nebenan wird bereits ausgelassen beim Delegierten-Abend gefeiert. Die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (56) steht eingerahmt von Delegierten, macht Selfies mit ihren Fans. Sie ist der neue Star der CDU.
Doch was wird aus dem Verlierer Merz?
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Fehler-Analyse
Vier Gründe, warum es Merz vergeigt hat
Es war ein Krimi, den nicht nur die ganze Republik verfolgte – sondern auch die Augen der Weltpresse waren auf Hamburg gerichtet.
Ministerposten in Berlin möglich
Direkt nach seiner Niederlage lehnte er ab, für das CDU-Präsidium zu kandidieren, obwohl ihn führende CDU-Vertreter auf der Bühne dazu ermuntert hatten. Merz will kein Stellvertreter von AKK sein. Stattdessen warb er für den ebenfalls unterlegenen Mitstreiter Jens Spahn (38).
Er sei aber bereit, die CDU, wo es gewünscht werde, zu unterstützen, sagt er. Doch noch ist unklar, ob und wie er das tun könnte …
„Ich habe mich noch nicht entschieden“, sagte Merz Samstagabend beim Atlantik-Ball, als ihn Gäste nach seinen CDU-Zukunftsplänen fragten.
Spekuliert wird, ob er demnächst als Minister nach Berlin wechselt.
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Gerüchte im CDU-Machtkampf
Schäuble warnt vor Rache-Aktionen
In der TV-Serie „House of Cards“ werden Intrigen geschmiedet, Gerüchte gestreut, Allianzen geschlossen – wie beim CDU-Parteitag.
Weil Justizministerin Barley (50) als SPD-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl ihr Amt aufgeben wird und Innenminister Horst Seehofer (69, CSU) sich womöglich bald zurückzieht, steht eine Kabinettsumbildung an.
Für Merz könnte das Wirtschaftsressort freigeräumt werden, heißt es. Merz bliebe der ersten Reihe erhalten, könnte sich Chancen als Kanzlerkandidat aufbauen.
Doch ob er wirklich freiwillig in das Kabinett seiner alten Widersacherin Angela Merkel (64, CDU) eintritt, ist mehr als fraglich.
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Mammutaufgabe für CDU-Chefin
So viel Krampf wird’s für Karrenbauer
Zu beneiden ist Annegret Kramp-Karrenbauer (56) nicht! Für die Neuaufstellung der CDU hat sie Zeit bis Dezember 2020.
Teile der Partei rechnen jedenfalls fest mit seiner Unterstützung! Führende ostdeutsche CDU-Politiker hoffen auf Merz bei den anstehenden Landtagswahlen. „Friedrich Merz muss uns helfen, da setze ich sehr darauf. Er genießt sehr viel Sympathie und Zustimmung vor Ort bei den Leuten an der Basis“, sagte der Thüringer CDU-Chef Mike Mohring.
Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte: „Friedrich Merz wird eingeladen, selbstverständlich. Ich freue mich, wenn er kommen würde und mit eingreift in den Wahlkampf.“ Merz hatte in Ostdeutschland viel Unterstützung bei seiner Kandidatur für den CDU-Bundesvorsitz erfahren.
Bis Anfang nächster Woche will Merz mit der CDU sondieren, welche Rolle er weiter spielen könnte.
Auf seinen alten Posten als Aufsichtsrats-Chef beim Vermögensverwalter Blackrock wird er nicht so einfach zurückkehren können. Nach seiner Comeback-Verkündung hieß es, es werde ihm kein Platz warmgehalten …
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