Politik

So lief der CDU-Schicksals-Tag

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Wie 999 Delegierte in zwei Wahlgängen Merkels Wunsch-Kandidatin kürten

Dieses Lied passte zum Tag: „Macht hoch die Tür“ ließ ein Tuscheln und Lachen durch die andächtigen Reihen gehen beim ökumenischen CDU-Gottesdienst im Hamburger Michel.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;/es kommt der Herr der Herrlichkeit,/ein König aller Königreich …“

Das sei aber NICHT mit Blick auf die Vorsitz-Wahl zu verstehen, versicherte Bischöfin Kirsten Fehrs.

  • Kommentar von Julian Reichelt

    Viel Klück, AKK!

    Annegret Kramp-Karrenbauer hat im bisher wichtigsten Moment ihrer politischen Karriere die beste Rede ihres Lebens gehalten.

Und am Ende wurde es ja auch eine Frau.

Seit Tagen hatten Abgesandte der drei Kandidaten hinter den Kulissen Delegierte „bearbeitet“.
Besonders heftig für AKK unterwegs: Entwicklungsstaatssekretärin Maria Flachsbarth (55) und Merkels Staatsminister Hendrik Hoppenstedt (46) aus Niedersachsen. „Die haben richtig Stimmung gemacht, vor Chaos und Neuwahlen gewarnt, wenn Merz gewinnt“, sagt ein Delegierter.

Spahn hatte in den letzten Tagen rund 300 Delegierte angerufen: „Du kennst mich, wäre es ein Problem für dich, mich im 1. Wahlgang zu wählen, dass ich da einigermaßen gesichtswahrend herauskomme …“

Auf 130 bis 170 Stimmen hoffte Spahn im ersten Wahlgang – 157 wurden es. Auch das Merz-Team arbeitete noch auf dem Parteitag am Freitag, verschickte u. a. SMS: „Eine Richtungswahl – denken Sie bei der Abstimmung daran“, so hieß es.

Und alle sind unsicher. Freitagfrüh war die meistgestellte Frage: „Wie geht‘s aus?“ Und die häufigste Antwort: „Keine Ahnung. Verdammt eng!“

Friedrich Merz wartet am Anfang des Parteitages in einem unscheinbaren Messebüro A1 Z1.01 (acht Stühle, ein Tisch und ein paar Getränke). Vorhänge zugezogen, seine Frau Charlotte und Berater sind mit ihm. Kurz nach 10 Uhr ziehen sie in die Halle ein. Applaus.

Auch Spahns Partner Daniel Funke und AKKs Ehemann Helmut Karrenbauer sitzen in den ersten Reihen.

Um 11.30 Uhr tritt Angela Merkel zu ihrer letzten Rede als Parteichefin ans Pult. Danach steht der Saal, applaudiert, jubelt.

Damit scheint die Stimmung gesetzt: Das wird kein Tag der Abrechnung mit Angela Merkel – gut für AKK.

„Wir haben es allen gezeigt“

Merkels Abschiedsrede in voller Länge

Quelle: BILD/cdutv
35:00 Min.

▶︎ Merz mit einer Kampf-Rede für neue Reformen.

Die Menschen in Deutschland wollten arbeiten, etwas unternehmen. „Sie sagen nur: Lasst uns einfach arbeiten!“ Und: „Wir überlassen den Osten nicht den Populisten von rechts und links.“ Da tobt der Saal.

▶︎ Spahn mit einer forschen Gefühlsrede.

„Diese Christlich Demokratische Union ist größer als die drei Kandidaten, ist größer als wir alle hier. Und es ist ein sehr gutes Gefühl, Teil davon zu sein.“

Kurz nach 16 Uhr, der Saal hält den Atem an, das Ergebnis des ersten Wahlgangs kommt. Von 999 Stimmen gehen 450 an AKK, 392 an Merz, 157 an Spahn. Kein Sieger.

Jens Spahn im BILD-Gespräch

„Wir müssen uns die Lust an der Debatte erhalten“

Quelle: BILD
3:44 Min.

Bei den Stellvertreter-Wahlen erreichten Volker Bouffier 90,04 Prozent, Julia Klöckner 86 Prozent und Armin Laschet 75,62 Prozent. Thomas Strobl (59,24 Prozent) und Ursula von der Leyen (57,47 Prozent) wurden abgestraft.

Der Frust ist überall greifbar. Und die konservative Werte-Union zieht sich an den eigenen Parteitagsstand zurück und lässt den Gin in Strömen laufen …

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