Politik

Öko-Zoff um Wolfsangst und Bienensterben

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Die Bienchen summen, die Bauern brummen, die Wölfe jagen, die Hirten klagen, und Sandra Maischberger stellt die Fragen, z.B. Mittwochabend in der ARD: „Was ist uns der Naturschutz wert?“

Die Gäste:

► Andreas Kieling (59). Der Tierfilmer denkt an das „Ökosystem Wald“, wenn er beteuert: „Wir haben einen verdammt großen Nutzen vom Wolf!“

► Karsten Schwanke (50). Der Wissenschaftsjournalist („Schwanke meets Science“) und Meteorologe arbeitete früher für Wetter-Guru Jörg Kachelmann.

►Katharina Schulze (33, Grüne). Die Fraktionschefin jubelt über das „Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ als wäre es ihre Idee gewesen.

► Carina Konrad (36, FDP). Die Bundestagsabgeordnete ist von Beruf Landwirtin und stellt nüchtern fest: „Die Anzahl der Bienenvölker steigt seit Jahren!“

► Ronald Rocher (47). Der Schäfer aus Sachsen-Anhalt schimpft: „Der Wolf gehört hier nicht her. Er frisst den ganzen Wald leer und vermehrt sich rasend schnell!“

► Jan Fleischhauer (56). Der Journalist („Spiegel“) findet: „Wenn der Wolf überhandnimmt, dann muss er gejagt werden!“

Drei Medienleute, zwei Politiker, ein Betroffener. Wie laut heult heute das Zoff-o-Meter?

Zum Start eine böse Bilanz

Maischberger streut Zahlenfutter: 73 deutsche Wolfsrudel, 1600 tote Nutztiere. Ein Film zeigt Isegrim in einer Siedlung mit kleinen Kindern. „Die Angst ist da“, bestätigt „Science“-Moderator Schwanke.

Auf ihn mit Geheul! „Es geht nicht um Altenheime und Kindergärten!“ protestiert Kieling sofort. „Wir sind das wildreichste Land Europas! Der Wolf hat eine ökologische Aufgabe zu erfüllen!“

Irrster Vergleich

„Wie viele Kinder sterben denn jedes Jahr im Straßenverkehr?“ fragt der Tierfilmer dann. Seit 1950 nur neun tödliche Unfälle durch Wölfe!

Die Talkmasterin fühlt trotzdem mit den besorgten Eltern: Im ARD- Einspieler trabte ein Wolf drei Meter an einer Dreijährigen vorbei. Für Kieling kein Problem: „Das kleine Kind löst keinen Beutereflex aus!“

  • Post von Wagner

    Betrifft: Wölfe, Bienen

    Beide sind Lebewesen, beide haben ihr Dasein auf dem Planeten Erde. Der hungrige Wolf und die von Blüte zu Blüte fliegende Biene.

Und schon geht das Zoff-o-Meter los!

„Ich bin selbst Mutter und nehme die Gefahr sehr ernst“, widerspricht die FDP-Abgeordnete mit dem familieneigenen Bauernhof. Weiter kommt sie nicht, denn der Tierfilmer funkt gleich wieder dazwischen: „Wissen Sie, wie viele Kinder in der Landwirtschaft verunglücken?“

Neben ihm auf der Couch sitzt Rocher mit der klassischen dreireihigen Schäferweste. „Was ist mit dem alten, kranken, angefahrenen Wolf?“ fragt er. „Der verhält sich dann vielleicht nicht mehr so natürlich!“

Emotionalstes Bekenntnis

„Ich fühle mich für den Wolf verantwortlich!“ ruft Kieling in die Runde. „Wir missachten das Lebensrecht dieser Tiere!“

Rocher erlaubt sich einen Hinweis in eigener Sache: 50 tote Schafe in drei Jahren. Der Tierfilmer ist nicht beeindruckt: „Ich weiß nicht, wie viele Osterlämmer wir verspeisen“, kontert er. „Und wie viele Lebensmittel wir wegwerfen!“

Doch den Schäfer tröstet das in keiner Weise: „Der Wolf, der soll woanders fressen, aber nicht meine Schafe!“

Schönster Versprecher

Grünen-Fraktionschefin Schulze will „ganz pragmatisch rangehen“, und zwar mit „schnellen bürokratischen Ausgleichszahlungen“ für jedes tote Schaf.

„Unbürokratischen!“ verbessert Maischberger in das Gekicher der anderen.

Die FDP-Bäuerin verlangt ein „Wolfsmanagement“, und zwar mit scharfem Schuss, denn „Jäger haben das grüne Abitur “ – sie könnten Wölfe „artgerecht“ schießen.

Salto des Abends

„Für einen Teil der Szene ist der Wolf zu einem heiligen Tier geworden“, spottet „Spiegel“-Fleischhauer. „Vor allem für Leute, die mit der Natur sonst nix im Sinn haben, höchstens wenn sie einmal im Jahr in die Alpen fahren!“

„Wir ärgern uns ja auch, wenn die Japaner Wale jagen!“ sagt Schulze neben ihm auf dem Sofa. „Ich glaube, dass wir bei der Debatte mehr Sachlichkeit brauchen.“ Aha.

Interessantester Vorwurf

Fleischhauer ist nicht als konfliktscheu bekannt: „Wenn es eine Partei gibt, die mit Emotionen arbeitet, dann sind es die Grünen!“ keilt er zurück und haut ein Beispiel aus dem Insektenschutz raus: „Sie reden über die Bienen, aber über die Wanzen reden Sie nie!“

Die FDP-Politikerin gibt der grünen Kollegin schnell noch einen mit: „Auch das Tierwohl der Schafe hat einen Wert“, sagt sie. Und: „Bald muss man die Bauern auf die Rote Liste setzen!“

Ordnungsruf des Abends

Der Tierfilmer und Hobbylandwirt aus der Hocheifel wird unter seinem Freiluftteint immer roter: „Mir ist es ein Rätsel, dass sowas wie Sie in einer Partei sein kann“, patzt er die FDP-Bäuerin aus dem Hunsrück an.

„Wir bleiben sachlich!“ ermahnt ihn Maischberger prompt.

Schärfste Attacke

Grünen-Schulze gibt wieder Gas: „Wir haben das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier“, behauptet sie und will für den ökologischen Landbau „Subventionen umschichten“.

Eine Hauptursache für das Insektensterben sei die Energiewende, erklärt Fleischhauer, denn seither würden riesige Flächen artenarm mit Mais zugepflanzt, für Biogas und Biosprit, und „die Hauptverantwortlichen dafür sind die Grünen!“

Klügstes Argument

„Sie wollen noch mehr Geld für den ökologischen Landbau“, sagt FDP-Konrad zu ihrer Politikerkollegin, „aber es gibt keine Nachfrage. 90 Prozent kaufen Produkte aus konventioneller Landwirtschaft!“

„Der Bio-Umsatz steigt“, hält Schulze dagegen. Der Staat könne dabei helfen, wenn in den Kantinen von Behörden, Schulen, Universitäten nur noch Bio-Produkte verkocht werden dürften.

Flaueste Antwort

„Schenken Sie den Leuten reinen Wein ein“, donnert der „Spiegel“-Mann Schulze an und macht ihr den Zusammenhang zwischen Öko und Kasse klar. „Wenn Ihnen die Bienen so am Herzen liegen, dann sagen Sie auch, dass die Preise für Lebensmittel in Deutschland deutlich steigen werden!“

Schulze gefällt dieser Punkt weniger. „Das lassen wir mal so stehen“, sagt sie. Da macht die Talkmasterin aber nicht mit: „Werden die Lebensmittel teurer? Ja oder Nein?“

„Das Leben ist nicht so einfach, wie Sie sich das vorstellen“, antwortet Schulze etwas lahm.

Hellsichtigster Kommentar

Tierfilmer Kieling zeigt Durchblick: „Das kommt mir vor wie eine Wahlkampfveranstaltung der Grünen“, lästert er und schlägt dem Publikum zum Segen von Biene & Co. eine „Änderung des Konsumverhaltens“ vor – hin zur „guten alten FdH-Diät“.

Die Gedankenkette: weniger landwirtschaftliche Produktion = weniger Ackerfläche = mehr Wald und Wiese = mehr Schmetterlinge.

Schlimmste Zahl

Fleischhauer hat seine grüne Sitznachbarin noch mal am Wickel: „1200 Milliarden Insekten sterben jedes Jahr durch die Rotorblätter der Windkraftanlagen“, hält er ihr vor.

So schnell kann Schulze gar nicht gucken: „Hm – Faktencheck“, sagt sie. „Wir sind uns einig, dass unser gesamtes Leben Kosten verursacht.“ Amen!

Schönstes Schlusswort

Maischberger hat auch noch einen: „250 000 tote Fledermäuse durch Windräder“, stellt sie fest. Warum die Grünen dann etwa bei Brückenbauprojekten immer bremsten, um die kleinen Vampire zu schützen?

Schulze flüchtet sich in eine grüne Standardantwort: „Wir müssen alle an einen Tisch bringen.“

„Wie wollen Sie denn die Fledermäuse an einen Tisch bringen?“, höhnt der „Spiegel“-Journalist. „Wir brauchen für die Dinge Lösungen“, schwafelt Schulze. Dann zieht Maischberger Bilanz: „Die Dinge sind komplex.“

Zitat des Abends

„Der Wolf ist ja auch nur ein fauler Hund!“ (Konrad über Wölfe, die hilflose Schafe reißen)

Fazit

Kunstgerechte Emotionen, starker ökologistischer Beharrungsdrang, populistischer Schmelzkäse fürs Kurzzeitgedächtnis und immer wieder lockere Verstöße gegen das Talkshow-Wahrheitsgebot: Das war ein Talk der Kategorie „Naturtrüb“.

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