Politik

„Mit den Briten in der WG ist die Hölle!“

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Die Briten kriegen’s nicht gebacken. Deshalb sorgt sich Maybrit Illner am Donnerstagabend im ZDF: „Brexit-Poker – Schrecken ohne Ende?“

Ein paar Stunden vor der Sendung hatte das Unterhaus beschlossen, den vertraglich festgezurrten Austrittstermin aus der EU noch mal zu verschieben. Ob das geht, muss die EU entscheiden.

Die Gäste dieser Brexit-Krisensendung

► Alexander Graf Lambsdorff, FDP-Bundestagsabgeordneter und früher Vize-Präsident des EU-Parlaments, bleibt hart: Die Briten müssten Angebote machen, „wenn es überhaupt nichts gibt, nur Chaos, dann kann es auch keine Verlängerung geben“.

► Derek Scally, Korrespondent der „Irish Times“ in Berlin: „Für uns Iren ist der Brexit eine Frage von Krieg oder Frieden.“ Er ätzte schon vor der Sendung über die Briten – diese „angeblich besten Diplomaten und Politiker der Welt“.

► Susanne Schmidt, Finanzjournalistin. Die Tochter von Helmut Schmidt lebt seit 40 Jahren in Großbritannien und weiß, was die Briten denken: „Wir haben die Nase voll, immer rein in die Kartoffeln und raus aus die Kartoffeln.“

► Anne McElvoy, Leitende Redakteurin des Wirtschaftsfachblatts „The Economist“, gibt einen gegensätzlichen Stimmungsbericht. Viele sagten noch immer: „Ja, ich will meine Souveränität wieder haben.“

► Dietrich von Gruben, Unternehmer, baut mit seiner Firma DEBA Fertigbäder und macht Dreiviertel seines Umsatzes mit England: „Das größte Problem für die Wirtschaft ist die Unsicherheit“, sagt er.

Das Zoff-O-Meter bleibt in Euronorm, denn mit dem Zoff im Briten-Parlament kommt keiner mit – selbst wenn es um den Brexit geht.

Illner schaltet den Unterhausabgeordneten Greg Hands von den Tories zu. Der lamentiert: „Wir brauchen ein bisschen Bewegung in Brüssel. Dieses Abkommen ist vorteilhaft für Brüssel.“

Kaum ist Hands vom Bildschirm verschwunden, motzt Lambsdorff: „Hands hat uns nicht gesagt, was er will. Bisher waren alle britischen Forderungen in sich widersprüchlich.“

Eindringlichster Appell des Abends von Lambsdorff: „Liebe Briten, sagt uns, was Ihr wollt!“

Und wenn Theresa May abtritt und einem neuen Premier Platz macht?

McElvoy: „Dann kommen dieselben Fragen.“ Und wer ist schuld? McElvoy: „Die EU hat nichts gelernt.“

  • Nun ist die EU am Zug

    Amtlich! Briten betteln um Brexit-Verlängerung

    Das britische Unterhaus hat über die Verschiebung des Brexit-Datums abgestimmt – eine explosive Frage für Großbritannien und die EU.

  • Post von Wagner

    Liebe Briten,

    ich bewundere Euch. Ihr habt die Queen, Shakespeare, Tweed-Jacketts. Ihr habt den Widerstand gegen Hitler.

Zoff-Dialog des Abends

Lambsdorff empört: „Was sollen wir lernen?“ – McElvoy: „Es ist der Ton, wie die EU mit Ländern umgeht, die nicht zu Kerneuropa gehören wollen. Das betrifft nicht nur Großbritannien, sondern auch andere, z.B. Italien.“

Die Wahl-Engländerin Schmidt mokiert sich: „Das ist eine sehr englische Haltung. Warum soll die EU den Briten noch weiter entgegenkommen? Denken Sie an Thatcher!“

Die forderte: „I want my money back!“ (zu dt.: Ich will mein Geld zurück). Und sie bekam es.

Schmidt weiter: „Auch Cameron hat Zusagen von der EU gekriegt. Was soll die EU denn jetzt noch machen?“ – McElvoy bleibt die Antwort schuldig. Sie hatte schon bei Lambsdorff auf Sendepause geschaltet.

Und was passiert nach dem 29. März, wenn Großbritannien aus der EU fliegt oder noch eine Schonfrist bekommt?

Lambsdorff: „Dann fängt einen Tag später das Verhandeln an.“

Schönstes Kompliment für die EU vom Iren Scally: „Die Unterstützung von den EU-Ländern für uns ist erstaunlich.“ Die EU kämpft dafür, dass es zwischen dem britischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland auch künftig keine Zollgrenze gibt.

  • Tagesschau-Drama im Video

    Nach dem Wetter konnte Jan Hofer nicht mehr sprechen

    Tagesschau-Sprecher Jan Hofer wirkte während der Live-Sendung körperlich angegriffen, musste sich festhalten. Das Drama im Video.

Briten-Bashing

Unternehmer von Gruben sorgt sich: „Wie kriegen wir unsere Bäder nach England?“ Das sind für die Politik „dramatische Aufgaben. Wenn die sich nicht in Wochen oder Monaten lösen lassen, wäre das wirklich eine Katastrophe.“

Lambsdorff: „Die Schiffe, die in Hongkong losgefahren sind, wissen nicht, welcher Zoll gilt, wenn die Ware in Manchester ankommt. Das ist völlig gegen die Interessen der Unternehmen.“

Auch die Ökonomin Schmidt teilt gegen die Briten aus: „Ich finde, es ist ein Skandal, wie wenig wirtschaftsfreundlich sich die konservative Regierung zeigt. Es gab keine Diskussion mit der Wirtschaft.“

Schlussfrage von Illner: „Was werden wir vermissen?“ – Wenn die Engländer die Biege weg von Europa machen.

Lambsdorff: „Die legen ja nicht ab und landen in Manhattan. Wir werden weiter mit den Briten verhandeln.“

Schmidt: „Sie werden uns besonders in der Sicherheitspolitik fehlen, auch was die Cybersicherheit angeht.“

Scally: „Eine WG mit den Briten ist die Hölle. Also lieber Schluss machen. Sie sollen ihre Butter und ihre Sachen aus dem Kühlschrank nehmen.“

McElvoy wird plötzlich wehmütig: „Aber wo sollen wir denn sonst hin?“

Zitat des Abends

Leicht vergiftet, von Lambsdorff: „Großbritannien bleibt ein wunderbares, manchmal auch merkwürdiges Land. Wir werden Großbritannien immer lieben.“

Das war ein Talk der Kategorie: Lebensnah und wie das Leben ohne Lösung.

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