Politik

Lanz grillt CDU-Politiker mit Fragen zu AKK

0

Bei der GroKo sind die Resultate flau, bei Markus Lanz bleibt die Quote lau. Unterschied: Für Volksparteien ist Zoff ein Problem, für Talkshows womöglich die Lösung!
 
Die Gäste:

▶︎Carsten Linnemann (41, CDU). Der Fraktionsvize nannte die Reaktion seiner Parteichefin auf Youtuber Rezo „unglücklich“. Wie hart kritisiert er sie heute?
▶︎Sascha Lobo (44). Der Blogger ist so rot wie seine Irokesenbürste, saß mal im Online-Beirat der SPD und spricht gern über Fehler der CDU.
▶︎Ursula Ott (55). Die Autorin (“Das Haus meiner Eltern hat viele Räume”) war früher bei „Emma“ und lädt heute bei „evangelisch.de“ die christliche Frauenpower auf.
▶︎Rüdiger „Purple“ Schulz (62). Der Musiker (” Wir haben alle was zu sagen“) wirbt für sein neues Album. Was hat er politisch drauf?
 
Wie krawallig wird die Unterhaltung, und wie unterhaltsam kann Krawall sein? Das Zoff-o-Meter ist zu allem bereit!

 Start mit Etikett

Lanz hat sich für den CDU-Mann etwas Besonderes ausgedacht und bescheinigt ihm eine „Günter-Jauch-Haftigkeit“. Seine erste Frage zielt auf die aktuellen Querelen der Partei: „Wie oft haben Sie sich dieser Tage gedacht, ich sollte weit weg fliegen, damit ich von diesem ganzen Elend nix mehr mitkriege?“
 
„Eigentlich gar nicht“, behauptet Linnemann, „aber ich freue mich auf die Sommerpause!“

 Kniffligste Frage

Lanz setzt ihm gleich mal die Kneifzange an den Zeh: „Was hat Sie mehr überrascht: Dass Herr Kretschmer sich mit Putin trifft, oder dass Ihr Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus kurzerhand Annegret Kramp-Karrenbauer zur Kanzlerkandidatin ausruft?“
 
Linnemann, als Friedrich-Merz-Unterstützer geoutet, rutscht auf seinem Stuhl herum: „Das Letztere hat mich mehr überrascht“, gibt er zu und wiegelt gleich ab: „Wir sind ein freies Land, freie Abgeordnete, jeder kann sagen was er will…“

 Schwungvollste Offensivaktion

Lanz lacht, Lobo grinst und Linnemann versucht es mit einem Ablenkungsmanöver: „Man muss ja nur mal zur SPD schauen, die machen ja sehr viel Personaldebatte…“
 
„Und jetzt machen Sie das auch!“ sagt Lanz. „Ich will, dass wir mehr über die Sachthemen reden“, hofft Linnemann. Doch der Talkmaster setzt nach: „Es war also ein Fehler von Brinkhaus?“

 Witzigster Vergleich

Linnemann will null über Personalfragen reden und mauert sich mit einem Beispiel aus dem Fußball ein: „Der HSV hat in den letzten Jahren 20 Trainer gehabt, und der Erfolg ist irgendwie ausgeblieben…“

 „Ich übersetze immer Politikersprech in Deutsch“, spottet Lanz. „Ich übersetze für Sie: Es war ein Fehler von Ralph Brinkhaus!“
 
„Das ist wieder so eine typische Lanz-Frage“, kontert der CDU-Mann und kassiert den ersten Beifall.

 Bester Konter

„Also es war ein Fehler“, wiederholt Lanz noch einmal. Das Publikum lacht.
 
„Es war kein Fehler!“ widerspricht Linnemann endlich. „Weil, die Debattenlage hat gezeigt, dass viele widersprochen haben. Übrigens ist Ralph Brinkhaus jemand, der die Sachdebatte immer wieder einfordert!“

 Interessanteste Antwort

„Wäre Armin Laschet eigentlich ein guter Kanzlerkandidat?“ fragt Lanz als nächstes.
 
„Die Frage stellt sich jetzt nicht“, behauptet Linnemann. „Ich finde, Jens Spahn ist auch ein guter Kanzlerkandidat. Annegret Kramp-Karrenbauer ist auch eine gute Kanzlerkandidatin. Markus Lanz vielleicht auch!“
 
„Nein! Ganz sicher nicht!“ sagt Lanz. Die Zuschauer sind amüsiert, nur Sascha Lobo guckt finster: Er ist die Statistenrolle nicht gewöhnt. Den beide anderen Gästen ergeht es aber noch schlimmer: Sie werden eine geschlagene Dreiviertelstunde in der Schweigefurche abgelegt.

 Dann geht das Zoff-o-Meter los

Lanz macht das nächste Fass auf: „Herr Kretschmer fährt zu Putin. Wie finden Sie das?“

 
Linnemann hat die passende Antwort: „Er vertritt als Ministerpräsident die Interessen seines Bundeslandes. Und das ist das große Thema dort, weil die Sachsen sehr viel im Anlagenbau, im Maschinenbau mit Russland zu tun haben.“
 
Der CDU-Mann kommt nun immer mehr in Fahrt: „Gehen Sie mal zu so einem Mittelständler hin, wo der Auftragseingang um dreißig, vierzig Prozent einbricht!“ sagt er, und Lanz gerät in die Defensive: „Jetzt werden Sie mal nicht so aggressiv!“

 Eigenwilligste Interpretation

„Angela Merkel hat 13 Jahre lang durchregiert und die Deutschen mit Politik nicht weiter belästigt“, meint Lanz.
 
„Vielleicht wollten die Deutschen das auch“, meint Linnemann.
 
Der Digital-Prediger mit dem Sozi-Irokesen hält es nicht länger aus. „Ich habe versucht, dem Gespräch zuzuhören“, grollt er. „Da, wo ich herkomme, aus dem Internet, würde man drunterschreiben: Bullshit-Verdacht!“ 

Härtester Vorwurf

Denn, so Lobo: „Linnemann hat auf jede einzelne Frage Ja, nein und das Gegenteil von beidem geantwortet!“ Der CDU-Mann lacht: Die beiden kennen sich aus vielen Diskussionen.

Lobos Vorwurf: „Diese Form von Nicht-Kommunikation ist aus dem 20. Jahrhundert übriggeblieben. Das ist nicht der Stil, wie von 15 Millionen Views auf Youtube bekommt!“

 Interessanteste Nachforschung

Der Internet-Guru möchte gern wissen, was aus der Antwort der CDU auf die Tirade des Youtubers „Rezo“ wurde: „Wo ist das Video von Philipp Amthor?“
 
Linnemann macht ein Friedensangebot und nennt Lobo „Sascha“. Prompt zeigt sich auch der Kritiker plötzlich versöhnlich gestimmt: „Wir duzen uns einfach weiter…“ Ja ist denn heute schon Weihnachten?
 
Das Amthor-Video liegt unter Verschluss in der CDU-Zentrale im Adenauer-Haus. Mehr weiß Linnemann auch nicht. Schade!

 Schönstes Zitat

Und wie hätte er auf Rezo reagiert? „Wenn sowas bei mir im Wahlkreis passiert: Sofort den Austausch suchen!“ sagt Linnemann. „Ich kann nicht fünf Tage warten und dann mit einem elfseitigen PDF kommen!“
 
Als Verstärkung zitiert er den Chef der CSU-Landesgruppe: Ich finde, der Alexander Dobrindt hat es auf den Punkt gebracht: Wenn dich jemand beim Schach herausfordert, kannst du nicht mit Würfeln kommen.“ Auch dafür gibt’s Applaus.

 Zitat des Abends

„Das Internet ist eine unheimliche Chance für die Demokratie!“ (Linnemann)

 Fazit

Wenig Politlyrik und Bedeutungshuberei, auch keine Gedränge am intellektuellen Hinterausgang, statt dessen schwungvolle politische Wechselgesänge unter Verzicht auf parteiische Pinkelspielchen. Das war ein Vollwert-Talk der Kategorie „Auf Lunge geraucht“.

Italien geht hart gegen Retter von Boots-Flüchtlingen vor

Previous article

Lafontaine will SPD und Linke fusionieren

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik