Politik

Krawall-Comeback von Martin Schulz

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In Brüssel brennt‘s! Wer löscht, wer gießt Öl ins Feuer? Sandra Maischberger bangt: „Populisten gegen Europa: Ist der Brexit erst der Anfang?“

Die Gäste

▶︎ Martin Schulz (63, SPD). Jaaaaa, er lebt noch: Der Holzmichel der deutschen Sozialdemokratie kämpft sich zäh ins Zentrum der politischen Arena zurück.

▶︎ Wolf von Lojewski (81). Der ZDF-Altstar rät den beleidigten Brüsselkraten: „Die EU sollte sich jetzt nicht moralisch aufpumpen!“

▶︎ Petra Steger (31, FPÖ). Die Nationalratsabgeordnete behauptet: „Europa kann langfristig nur durch die Rückbesinnung auf das Nationale erhalten werden!“

▶︎ Shona Fraser (43). Die britische Musikexpertin („Deutschland sucht den Superstar“) lebt in München und beantragte vorsorglich die deutsche Staatsbürgerschaft.

▶︎ Roland Tichy (63). Dem Wirtschaftsblogger schwant: „Die Briten kommen alleine aus, viel schwieriger wird es für uns!“

▶︎ Ralph Sina (63). Der ARD-Hörfunkkorrespondent aus Brüssel würde „Brexit“ am liebsten mit „Irrsinn“ übersetzen.

Auf den ersten Blick ein unverdächtiges Casting aus Politikern und Medienleuten, doch das Zoff-O-Meter ist auf der Hut, denn Schulz diskutiert immer auf Zug!

Harter Vergleich

Briten-Fan von Lojewski kann nicht nur Understatement: „Selbst ein so kluger Mensch wie ich könnte das nicht entwirren!“ sagt er in fröhlicher Selbstironie zur Lage in London.

Schulz dagegen eröffnet dramatisch mit einem SPD-Lieblingsvergleich: Weimarer Republik. Auch dort habe ein unfähiges Parlament die Regierung in die Krise getrieben.

Optimistischste Prognose

Der Ex-SPD-Chef schimpft auf ein „Interessenkartell“ und „taktische Spielchen“ im Unterhaus, sieht aber trotzdem noch Chancen auf eine Lösung: „Es wird eine Verlängerung (der Zeit bis zum Austritt) geben, und nach dieser Schonfrist wird es zu einer neue Abstimmung kommen!“ sagt er voraus.

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Ehrlichstes Bekenntnis

Die Engländerin hofft auf ein neues Brexit-Referendum mit einem anderen Ergebnis: „Denn dann fehlen die alte Leute, die inzwischen weggestorben sind, jedes Jahr 500 000“, sagt sie. Die Jüngeren hätten ja in Europa bleiben wollen.

„Das ist aber sehr schwarzbritisch“, entfährt es der leicht geschockten Talkmasterin. Frasers coole Antwort: „Der Brexit ist schwarzer Humor, aber die Pointe fehlt …“

Überraschendste Info

Radio-Sina tut, was Journalisten tun sollten: Er informiert. „Es gibt die Möglichkeit einer Notbremse“, teilt er der verblüfften Runde mit. „Der Europäische Gerichtshof hat gesagt, dass die Regierung den kompletten Scheidungsvertrag auch zurückziehen kann.“ Dann ginge der Brexit aus wie das Hornberger Schießen.

Schulz läuft bereits zur Hochform auf: Er habe nach der Brexit-Entscheidung „schockiert reagiert“, ruft er erregt in die Runde, denn „das war Stammtisch!“

Schönste Stichelei des Abends

„Warum tut dann niemand was, um den Brexit aufzuhalten?“ fragt die Engländerin vorwurfsvoll.

Die Talkmasterin hat auch noch einen: „England raus, aber dafür kommt ja Albanien rein …“ Schulz ringt nach Fassung. „Jetzt bin ich von den Socken!“ schnauft er. „Die Albaner kommen!“

Die FPÖ-Abgeordnete neben ihm lächelt und bekommt dafür seinen Zorn zu spüren: „Sonst wird niemand mehr kommen, dafür wird die österreichische Regierung schon sorgen“, ruft Schulz erbost.

Interessantester Begriff

Steger lässt sich das nicht gefallen: „Respektlos!“ kontert sie. „Schlicht und ergreifend falsch!“ Denn, so die Abgeordnete: „Ein Schwerpunkt der österreichischen Ratspräsidentschaft war die Heranführung des Westbalkans an Europa! Es kommen immer noch Flüchtlinge über die Moscheen-Route!“

Jetzt dreht das Zoff-O-Meter immer höher

ARD-Mann Sina wirft der EU Instinktlosigkeit vor und hat auch ein Beispiel parat: Ein englischer Großindustrieller, ursprünglich EU-Fan, habe in Brüssel erlebt, dass seine Staubsaugerbeutel zu seinem Nachteil anders getestet wurden als die der Konkurrenz. Deshalb habe er dann auf den Brexit gesetzt.

Schulz ist sofort auf dem Baum: „Was ist denn die EU?“ herrscht er den ARD-Mann an. „Sagen Sie mal! Was ist die EU!“ Dann doziert er lang und breit, dass die EU ein Verbund von Mitgliedstaaten sei. Sollte heißen: Europa gehört nicht etwa der Brüsseler Kommission, die über Staubsaugerbeutel urteilt.

„Das ist das kleine Abc“, murrt Sina, doch Schulz ist jetzt nicht mehr zu bremsen: „Darf ich meinen Satz zu Ende sprechen?!“ Uff – bei so viel Luft in der Pumpe empfiehlt sich die stabile Seitenlage.

Klügste Analyse

„Die EU ist unübersichtlich, unklar und intransparent“, stellt Tichy fest. „Wir wollen ein Europa der starken Nationalstaaten“, sagt FPÖ-Steger, und als Schulz die Stirn runzelt, schiebt sie hinterher: „Das entspricht der Szenerie Nr. 4 im EU-Weißbuch von Jean-Claude Juncker.“ Rummms!

Schärfster Disput

Schulz unterstreicht die Wichtigkeit der EU mit Namen: Trump, Putin, Jinping. „Die EU ist ein Verbund kleiner Länder, die noch nicht begriffen haben, dass sie kleine Länder sind“, sagt er.

Maischberger gießt noch mal Öl nach: „Sie haben den österreichischen Vizekanzler einen Nazi genannt“, hält sie Schulz vor.

Die FPÖ-Politikerin nutzt das Stichwort sofort zu einer Attacke: „Verwerflich!“ macht sie Schulz an. „Außerdem ist das auch eine Verharmlosung des Nationalsozialismus!“

Härteste Attacke

„Genau das ist das Problem der EU, dass Sie immer mit solchen Worten wie ‚Nazi’ und ‚Zerstören‘ um sich werfen“, redet die Abgeordnete aus Wien weiter. „Damit diffamieren Sie nicht nur demokratisch legitimierte Politikerin, sondern auch hunderttausende Wähler!“

Jetzt geht Schulz aus dem Sattel. Wütend drischt er auf die Österreicherin ein. Tichy kommt ihr zu Hilfe: „Sie sollten jetzt nicht mit Lautstärke die Kollegin unterbrechen“, ermahnt er den Ex-Parlamentspräsidenten. „Wenn einer eine andere Meinung hat als Sie, ist er deshalb noch lange kein Nazi! Das müssen Sie akzeptieren!“

„Das tue ich“, bellt Schulz. „Nein, das tun Sie nicht“, bellt Tichy zurück. Was ist denn hier los? Freunde!

Zahl des Abends

Schulz kriegt sich wieder ein, will über die Verteilung der Flüchtlinge reden: Deutschland habe über eine Million aufgenommen, Ungarn nicht mal die per Quote zugeteilten 1250.

„Die Zahlen retten Sie nicht“, zweifelt ARD-Sina.

Auch mit den Ideen des französischen Präsidenten für noch mehr Kompetenzen für eine noch engere EU kann Schulz bei den Skeptikern nicht punkten: „Was nicht funktioniert, muss man verdoppeln“, spottet Tichy und macht auch diesen Punkt.

Zitat des Abends

„Wer an der EU Kritik übt, ist kein Anti-Europäer!“ (Tichy)

Fazit

Wutanfälle und wilde Paragraphenritte vom Schulz, harte Konter aus der Rechtsauslage von Steger, boshafte Sticheleien von Tichy, listige Fragen von Sina, langatmige Döntjes und alte Witze von Lojewski: Das war ein Talk der Kategorie „Europa, wie es leibt und lebt“.

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