Politik

Ernährungsministerin bremstNährwert-Ampel aus

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Rot, Gelb, Grün – die Farben sollen beim Einkauf helfen und auf einen Blick zeigen, wie gesund ein Produkt ist. Das ist der Plan für Nestlé-Produkte. Doch in Deutschland wird das wohl so erst mal nicht kommen …

Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé (unter anderem Herta, Nesquik, Wagner) will besser über Inhaltsstoffe seiner Produkte informieren. Dafür werde man die Nährwert-Ampel „Nutri-Score“ in Europa auf die Verpackungen drucken. So können Käufer lesen, wie gesund zum Beispiel eine Pizza ist.

Aber: Deutschland bleibt außen vor. Nestlé will das freiwillige System nur dort anbieten, wo es von den Behörden unterstützt werde. Das seien Frankreich, Belgien und die Schweiz. In Deutschland bremst dagegen Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU). Sie will auf Basis einer Verbraucherumfrage (wird am Donnerstag vorgestellt) ein eigenes System entwickeln.

Dennoch fand Klöckners Ministerium lobende Worte für Nestlés Initiative: „Dass sich Unternehmen jetzt immer mehr bei der Kennzeichnungsfrage bewegen, ist richtig und wichtig“, hieß es.

Kritik von Verbraucherschützern

Aus Sicht der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch geht das Verfahren in Deutschland zu langsam. Der „Nutri Score“ sei wissenschaftlich abgesichert und praxiserprobt, kritisierte Foodwatch-Expertin Luise Molling.

Klöckner betreibe „Verbraucherschutz-Verhinderungspolitik“. Die Verbraucherschützer werfen der Ministerin außerdem zu große Nähe zur Lebensmittelindustrie vor. So hatte Klöckner vor Kurzem in einem Video Nestlés Fortschritte beim Reduzieren etwa von Zucker in Lebensmitteln gewürdigt.

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Klöckner hatte Ärger wegen Nestlé-Video

Anfang Juni hatte das Landwirtschaftsministerium ein kurzes Video mit Klöckner und Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch veröffentlicht. Darin lobt Klöckner den Konzern dafür, dass er den Zucker-, Salz- und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe.

Folge: heftige Kritik im Netz. Einer der ersten Kommentare stammt von Youtuber Rezo, der mit einem Video schon vor der Europawahl scharf mit der CDU ins Gericht gegangen war.

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg prüft den Clip. „Wir wollen erst mal hören, was da passiert ist“, sagte eine Sprecherin damals. Daher wolle die Behörde sich mit dem Ministerium über den Hintergrund des Videos austauschen.

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Das Unternehmen Nestlé ist umstritten, steht auch in der Kritik, in Dürreländern mit Grundwasser zu handeln und für die Austrocknung einer ganzen Region in Pakistan verantwortlich zu sein.

Klöckners Reaktion damals: Sie verteidigte das Video und hielt daran fest, ihre Reduktionsstrategie für Salz, Zucker und Fett in Lebensmitteln sei ein Erfolg. Nestlé diene als Beispiel dafür: „Erst unterstellen, dass nichts geschieht. Dann durchdrehen, wenn man was erreicht“, sagte sie auf Twitter. Das Ministerium äußerte zwar Verständnis für die Kritik, steht aber weiter zu dem Treffen mit dem Nestlé-Chef: „Politik heißt, im Gespräch zu bleiben“, hieß es in einem weiteren Tweet.

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