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Escape-Room Betreiber: „Die größte Angst ist wahr geworden“

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In einem „Escape Room“ in Polen starben fünf Mädchen, weil sie sich bei Ausbruch eines Feuers nicht retten konnten. Ist ein solches Horror-Szenario auch in Deutschland denkbar? 

Ottobrunn – Unter Zeitdruck Rätsel lösen und so aus einem verschlossenen Raum entkommen: Das Prinzip von sogenannten Escape Games ist so einfach wie beliebt. In Polen hat dieser Nervenkitzel fünf Mädchen das Leben gekostet, als die Anlage Feuer fing und sie in den Flammen eingeschlossen waren. Ist ein solches Drama auch in Deutschland denkbar? Paul Karré, Geschäftsführer von „One Hour Left“, Escape-Room-Veranstalter in Ottobrunn und München, antwortet mit einem entschiedenen Nein. Der 30-Jährige wünscht sich dennoch einen Sicherheitsstandard.

Herr Karré, wie haben Sie den Vorfall in Polen aufgenommen?

Unser ganzes Team ist natürlich bestürzt. Die größte Angst davor, was passieren kann, wenn man eingesperrt ist, ist wahr geworden. Und so schrecklich es ist – ich habe damit gerechnet, dass es irgendwann so weit

kommt.

Warum?

Die Sicherheitsstandards sind nicht überall so hoch wie in Deutschland. In Polen soll eine Gasheizung den Brand ausgelöst haben, das wäre bei uns undenkbar. Ich habe auch schon in Hongkong gespielt. Da hängen schon am Eingang die Kabel an der Wand und gespielt wird im sechsten Stock. Wenn da was passiert, dann gute Nacht.

Welche Folgen könnte der Vorfall in Polen für deutsche Escape Rooms haben?

Ich fände zusätzliche Kontrollen gut. Gut wäre auch ein gesetzlicher Mindeststandard.

Gibt es den nicht?

Der Brandschutz muss natürlich eingehalten werden. Aber besondere Auflagen von der Gemeinde gibt es bei uns nicht. Manche Betreiber spielen im Keller, da ist die Gefahr natürlich größer, wenn mal was passiert. Vor allem, wenn es keinen zweiten Fluchtweg gibt.

Und den haben Sie in Ihren Räumen?

Ja, das war uns besonders wichtig. Deshalb haben wir einige Räumlichkeiten abgelehnt und unsere erste Filiale nicht in München, sondern in Ottobrunn eröffnet.

Wie sieht Ihr Sicherheitskonzept aus?

Bei uns ist ein Spielleiter nur für eine Gruppe zuständig. Er bekommt per Kamera und Mikrofon alles mit, was in dem Raum passiert. So kann er selbst bei einer Lappalie eingreifen, etwa wenn ein Spieler aufs Klo muss.

Können sich die Spieler auch selbst befreien?

Ganz wichtig: Die Türen sind bei uns nicht verschlossen, sondern magnetisch verriegelt. Wenn etwas passieren sollte, gibt es in jedem Raum einen Notschalter. Der stoppt das Spiel, schaltet die Magneten aus und unterbricht den Stromkreis an der Tür. So können sich die Spieler im Notfall jederzeit selbst befreien. Außerdem bekommen wir eine Nachricht, wenn der Schalter gedrückt wird. Und eine unserer Mitarbeiterinnen ist bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Kam es bei Ihnen schon zu Notfällen?

Es gab mal einen Notarzteinsatz, weil ein Spieler umgekippt ist. Die Gruppe hat dann den Notausschalter gedrückt und der Spielleiter ist sofort rein und hat den Rettungsdienst gerufen.

Gab es nach dem Vorfall in Polen schon eine Reaktion ihrer Kunden?

Nein. Vor zwei Jahren hat uns einer, der Ingenieur bei der Bahn war, genauer zu den Notausschaltern befragt. Mehr Sicherheitsbedenken gab es bisher nicht.

Lesen Sie auch: Fünf Mädchen verbrennen im „Escape-Room“: Türklinke des Raums war abmontiert und versteckt

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