Politik

CDU-General fetzt sichmit SPD-Superminister

0

Superminister Hubertus Heil: Mit seinen teuren Versprechungen schlägt der SPD-Mann dem verdutzten Koalitionspartner CDU/CSU seinen Gerechtigkeitssinn um die Ohren. Maybrit Illner fragt, wenn auch nicht in eigener Sache: „Mehr Rente aus der Steuerkasse – was sind uns die Alten wert?“

Die Gäste

• Hubertus Heil (46, SPD). Der Arbeits- und Sozialminister ging von der Uni direkt in die Politik. Sonstige Berufserfahrung: Null.

• Paul Ziemiak (33, CDU). Der Generalsekretär ging von der Uni direkt in die Politik. Sonstige Berufserfahrung: Null.

• Elisabeth Niejahr (53). Die Journalistin („Wirtschaftswoche“) ging von der Uni direkt in die Medienbranche. Weitere Berufserfahrungen: Fehlanzeige.

• Sarna Röser (31). Die Unternehmertochter ist Bundesvorsitzende des Verbands „Die Jungen Unternehmer“ und wird das Familienunternehmen (Betonwerk) übernehmen.

• Maria Loheide (60) hat Verbandsmanagement und Sozialarbeit studiert. Sie ist Vorstand Sozialpolitik der „Diakonie Deutschland“ und Vorstand des „Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung“.

• Gudrun Weißmann. Die Gebäudereinigerin sitzt im Bochumer Bezirksvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt.

• Heike Debertshäuser, Rentnerin aus Thüringen, leitet die Ilmenauer Initiativgruppe des Vereins in der DDR geschiedener Frauen.

Politik, Presse, Gewerkschaft, Kirche, Verbandswesen. Gibt’s heute auch was aus dem wirklichen Leben oder wieder mal nur Funksprüche aus dem Raumschiff Berlin? Das Zoff-o-Meter ist im Flitzebogen-Modus!

Erst werden die Claims abgesteckt

Ziemiak patzt Heil an: „Ihr Vorschlag geht an der Sache vorbei!“ Heil kontert: „Wir möchten den Koalitionsvertrag ernst nehmen!“ Soll so klingen, als täte die Union das nicht.

Nach den beiden Anführern marschieren die Hilfstruppen auf, nach klassischem Strickmuster: Gewerkschaft, Kirche und Verbände für die SPD, die Unternehmerin für die CDU, die Journalistin in der neutralen Zone.

  • BILD-Leser berichten

    Das ist ungerecht in Deutschland

    Deutschland diskutiert über die „Respekt-Rente“ von Arbeitsminister Hubertus Heil und die Frage: Ist DAS eigentlich gerecht?

  • Ungerecht! Diese Familie berichtet

    Darum kann man sich bald keine Kinder mehr leisten

    Seit Tagen debattiert Deutschland über die Gerechtigkeit in diesem Land. Auslöser: der Grundrenten-Plan von Hubertus Heil.

Dann ein Störfeuer aus dem Hinterhalt

Die Talkmasterin holt einen Giftpfeil von Sigmar Gabriel aus der Asservatenkammer: Er hatte gesagt, dass der Heil-Vorschlag „fair, gerecht und überfällig“ sei.

Der Ex-SPD-Chef hatte aber auch gesagt: „Er (Heil) bringt das Sozialministerium auf Kurs, das noch vor zwei Jahren die Grundrente gemeinsam mit dem Kanzleramt verhindert hat!“

Frechste Frage

Und wer war damals zuständig für Arbeit und Soziales? Gabriels Intimfeindin, die heutige SPD-Chefin Andrea Nahles.

Außerdem findet Illner es „hochinteressant, dass sich jetzt auch Gerhard Schröder an Andrea Nahles abarbeitet“. Ihre provokante Frage an Heil: „Glauben Sie, dass Sie die richtige Parteivorsitzende haben?“

  • »Müssen wir drüber reden

    Wirbel um Nahles-Zitat über die Zukunft der Nato

    Bei einer Podiumsdiskussion an der Uni Jena meldete sich SPD-Chefin zur Außenpolitik zu Wort und verwirrte mit einer Äußerung zur Nato.

Doch der Minister lässt sich nicht aus der Reserve locken: „Andrea Nahles war eine ausgezeichnete Arbeitsministerin und sie ist eine sehr gute Parteivorsitzende“, sagt er knapp. Punktum!

Interessanteste Beispiele

Gebäudereinigerin Weißmann beklagt sich, dass sie nur 649 Euro Rente bekomme. Ihr Ehemann ist krank, ihre Eigentumswohnung aber fast abbezahlt. Gegen die von der Union geforderte Bedürftigkeitsprüfung hat sie nichts.

Ziemiak denkt an zwei Arbeitnehmer in der gleichen Firma: Der eine arbeitet Vollzeit und hat später 1000 Euro Rente, der andere arbeitet Teilzeit, hat später nur 500 Euro, aber dank Heil dann ebenfalls 1000 Euro. Was daran wohl gerecht sei?

Phrasengewitter des Abends

Versöhnliche Geste: „Wir sind uns im Ziel einig“, sagt der CDU-General zum SPD-Minister, „aber am Weg müssen wir noch arbeiten.“ Dafür gibt’s den ersten Applaus.

Heil ist aber nicht in der Stimmung für die Friedensschalmei, er lässt lieber Parolen donnern: Er kämpfe für „hart arbeitende Frauen“, für die „Gleichstellung“ und für „Leistungsträger, die das Land zusammenhalten“. Auch dafür Applaus.

Schlaueste Schutzbehauptung

„Sogar einige aus der Union sagen mir: Du bist auf dem richtigen Weg!“ beteuert der Minister. „In der CSU sagen sie: Lass dich nicht beirren! Die haben nämlich Angst, dass die FDP sie überholt.“

Namen nennt er natürlich nicht.

Unternehmerin Röser legt den Finger in die Wunde: Wer soll das bezahlen? Wir wissen jetzt schon, dass das eine tickende Zeitbombe ist!“ Das gelte vor allem für ihre, die jüngere Generation.

Deutlichste Warnung

„Altersarmut ist im Moment in Deutschland kein großes Problem“, meint Journalistin Niejahr. „Aber das wird sich bald ändern, denn in Ostdeutschland gehen jetzt die Wendeverlierer in Rente.“ Und die konnten nur wenig einzahlen.

In Thüringen etwa kümmert sich Rentnerin Debertshäuser um Frauen, denen bei der Scheidung – anders als im Westen – Rentenpunkte aus dem Versorgungsausgleich fehlen. Bis heute wurde diese Ungerechtigkeit nicht ausgeglichen.

Heike Debertshäuser

Punktgenaue Landung

„Wir sprechen die ganze Zeit über das Ausgeben von Geld“, klagt Ziemiak, „aber am Ende muss jemand die vielem Milliarden bezahlen. Entweder die Beitragszahler, oder die Steuerzahler!“

Die Talkmasterin will über einen höheren Mindestlohn reden, doch die Jungunternehmerin blockt ab: „Dann fallen Arbeitsplätze weg“, warnt sie. Lieber würde sie Steuern und Abgaben senken: „Warum bleibt netto so wenig vom Brutto?“

Dann geht das Zoff-o-Meter los

Ziemiak warnt vor einem „Überbietungswettbewerb“ beim Mindestlohn und wirft dem Minister vor: „Sie fachen eine Neiddebatte an!“

„Wirtschaftswoche“-Niejahr sekundiert mit einem Seitenhieb: „Ich hätte gern, dass Herr Heil nicht nur Respekt vor Rentnern hat, sondern auch vor Konjunkturprognosen!“ Denn die Zeit der vollen Kassen gehe zu Ende.

Klügste Analyse

„Die SPD hat gemerkt, dass sie mit dem artigen Umsetzen des Koalitionsvertrags allein nicht weiterkommt“, stellt die Journalistin fest. „Sie fordert jetzt eine ganze Menge, damit die Leute merken, dass da zwei verschiedene Parteien sind!“

Doch Heil bleibt gelassen: „Mein Ziel ist nicht Wahlkampf, sondern den Menschen zu helfen!“ kontert er kühn.

Zitat des Abends

Ziemiak:

Wir müssen das Geld verdienen, das wir ausgeben!

Fazit

Viel Fachverstand, aber nur wenig persönliche Erfahrung mit der Altersarmut. Viel gutmenschliche Selbstgefälligkeit, aber auch große Meinungsstärke: Das war ein Talk der Kategorie „Handkante“.

Gewinner & Verlierer

Previous article

BILD-Leser über Ungerechtigkeit in Deutschland

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik