Politik

BILD-Leser über Ungerechtigkeit in Deutschland

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Berlin – Seit Tagen debattiert Deutschland über die Gerechtigkeit in diesem Land. Auslöser: der Grundrenten-Plan von Arbeitsminister Hubertus Heil (46, SPD), nach dem Steuerzahler künftig allen mit kleiner Rente – auch Wohlhabenden – einen Renten-Aufschlag finanzieren sollen.

  • Das meint BILD

    So ungerecht darf Deutschland nicht sein

    Gerechtigkeit ist das Ziel aller politischen Parteien in Deutschland. Allein: Was gerecht ist – darüber wird heftig gestritten.

Jetzt legt die SPD nach! Laut einem Reformkonzept für die Vorstands-Klausur am Wochenende will sie über einen „Sozialstaat für eine neue Zeit“ diskutieren. Darin u. a.:

▶︎ Der Mindestlohn soll auf 12 Euro/Stunde steigen (derzeit 9,12 Euro)

▶︎ Kinder sollen eine eigene Grundsicherung erhalten

▶︎ Ältere Arbeitslose sollen länger das höhere und an weniger scharfe Bedingungen geknüpfte Arbeitslosengeld I erhalten, bevor sie in Hartz IV rutschen

  • Hartz IV weg, ALG I verlängern

    SPD will den Sozialstaat radikal umbauen

    Die SPD will Hartz IV hinter sich lassen. Ein „Bürgergeld“ soll das bisherige System ersetzen, kündigte Parteichefin Nahles an.

  • Rente, Hartz IV, Kindergeld

    So ungerecht ist Deutschland

    Arbeitsminister Heil (SPD) hat eine hitzige Rentendebatte ausgelöst. Andere Ungerechtigkeiten fallen hingegen schon gar nicht mehr auf.

▶︎ Bei jüngeren Hartz IV-Empfängern sollen Sanktionen gelockert werden.

Haken: Mit der Union als Koalitionspartner dürfte das alles genauso wenig durchsetzbar sein wie Heils Grundrente…

Viele Leser haben BILD geschrieben. Hier reden sie Klartext:

Wir zahlen jeden Monat 620 Euro Kita-Gebühr

Manuel Stumpf (34), Anwendungstechniker aus Wittersheim: „Ich finde es ungerecht, dass Kinderbetreuung bei uns im Saarland heute fast unbezahlbar ist! Unser Sohn ist dreieinhalb Jahre alt und geht schon in den Kindergarten. Wenn unsere Tochter (1) im Sommer auch zur Kita geht, zahlen wir monatlich 620 Euro inklusive Verpflegung! Wer soll das denn noch bezahlen? Meine Frau arbeitet auf 450-Euro-Basis Teilzeit in einem Supermarkt.

Wenn sie nicht arbeiten würde und wir uns da durch die Kita-Gebühren – sparen, hätten wir jeden Monat nur 30 Euro weniger zur Verfügung. Dazu kommt, dass der Kindergarten an 34 Tagen im – Jahr geschlossen ist, also mehr als ein Arbeitnehmer im Durchschnitt an – Urlaubstagen hat! Es wird bald eine Frage des Geldbeutels, ob man noch Kinder bekommt oder nicht.“

  • Das meint BILD

    So ungerecht darf Deutschland nicht sein

    Gerechtigkeit ist das Ziel aller politischen Parteien in Deutschland. Allein: Was gerecht ist – darüber wird heftig gestritten.

Therapie wird viel zu schlecht bezahlt

Nadine Wöhler (42, verheiratet, drei Kinder), Ergotherapeutin aus Wachtendonk: „Ergotherapeutin ist mein Traumberuf. Ich habe 20 000 Euro in meine Ausbildung investiert, die eigene Praxis gegründet, die einzige im Ort. Wir werden von Patienten überrannt, haben acht Wochen Warteliste. Jetzt arbeite ich 32 Stunden die Woche mit Patienten, dazu kommen 15 Stunden Bürokram. Und am Ende des Monats bleiben gerade mal 1400 Euro übrig. Ohne die Hilfe meines Mannes, der Steuerberater ist, könnte ich die Praxis gar nicht mehr halten. Dabei ist die Therapie so wichtig, verhindert Pflegebedürftigkeit. Das ist doch nicht gerecht!“

Das schreiben die BILD-Leser

Bei BILD gingen viele Leserbriefe zum Thema Ungerechtigkeit ein. Einige Beispiele:

Ich habe zwei Kinder, bin verwitwet, arbeite Vollzeit und bekomme aufgrund meiner Beschäftigung von der mageren Witwenrente von ca. 450 Euro nur 150 Euro ausgezahlt. Die Witwenrente wird auf mein Gehalt angerechnet, Krankenkassenbeiträge abgezogen, die ich sowieso schon durch mein eigenes Gehalt zahle. Was ist daran gerecht?

Esther Gerling, Emsdetten (NRW)

Milliarden gehen nach Griechenland, Gefährder werden nicht konsequent abgeschoben und leben von unseren Steuern, viele Rentner wissen nicht, wie sie satt werden sollen. Das sind Lach- und Sachgeschichten, erdacht von unseren studierten Politikern.

Anja Steil, Dieblich (Rheinland-Pfalz)

Ich habe 48 Jahre durchgearbeitet. Ich war keinen Tag arbeitslos. Ich habe es trotz einer Schwerbehinderung bis 63 geschafft. Meine erste Netto-Rente betrug 1085 Euro. Ob das gerecht ist, mögen andere entscheiden. Ich jedenfalls habe die Schnauze voll.

Erich Kobler, Mühldorf (Bayern)

Die Rente besteuern, während sich die Politiker mit Diäten die Taschen vollstopfen. Aber die Politik weiß ja, dass der deutsche Michel nicht den Mut hat zu demonstrieren.

Uwe Meier, Waghäusel (Baden-Württemberg)

Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. Jeder weiß, dass die Versprechungen unserer Politiker nach den Wahlen grundsätzlich nicht eingehalten werden.

Frank Huth, Maintal (Hessen)

Ich bin der Meinung, jeder, der gearbeitet hat, braucht eine Rente, von der er leben kann. Dabei darf nicht auf das Einkommen des Lebenspartners geschielt werden. Wenn die Union gegenrechnen will, dann sollten sie erst bei sich selber anfangen.

Wilfried Freier, Rostock (MVP)

…UND DAS SAGEN DIE BANK-CHEFS

Was ist ungerecht an Deutschland? BILD wollte wissen, was Deutschlands mächtigste Geld-Manager denken. Sie sagen: das Bildungssystem!

▶︎ Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing (48) zu BILD: „Wir leben in einem der gerechtesten Länder der Welt. Aber wir müssen mehr in unser Bildungssystem investieren, damit nicht Herkunft so ausschlaggebend für den späteren Erfolg ist und wir als Gesellschaft unsere Basis für nachhaltiges Wachstum vergrößern.“

▶︎ Der Vorstands-Chef der Commerzbank, Martin Zielke (56): „Ungerecht ist ein Bildungssystem, in dem der soziale Status des Elternhauses über die Bildungschancen der Kinder entscheidet. Das ist in Deutschland leider der Fall. Darüber können auch die objektiven Stärken unseres dualen Ausbildungssystems nicht hinwegtäuschen. Unser Bildungssystem muss deswegen durchlässiger werden, denn nur so können wir wirklich für größere Chancengleichheit in unserem Land sorgen.“ (jfe/kai/kp)

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