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Dokumentation: «Fahrenheit 11/9»: Michael Moore gegen Donald Trump

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Oscar-Preisträger Michael Moore hat sich Schusswaffen und das US-Gesundheitssystem vorgeknöpft. Mit «Fahrenheit 9/11» ging er gegen George W. Bush vor. Nun ist Donald Trump an der Reihe.

In «Fahrenheit 11/9» zieht Michael Moore gegen Donald Trump ins Feld. Foto: Weltkino Filmverleih

Die Filmtitel sind zum Verwechseln ähnlich: In «Fahrenheit 9/11» knöpfte sich Amerikas unbequemer Doku-Filmer Michael Moore 2004 den damaligen US-Präsidenten George W. Bush und die Politik der US-Regierung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 (9/11) vor.

Sein Anti-Bush-Film wurde beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme gefeiert. Jetzt zieht der Oscar-Preisträger Moore (64) mit «Fahrenheit 11/9» gewohnt provokativ gegen Donald Trump ins Feld. Der Titel des Films bezieht sich auf den Tag nach der US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016 (11/9), als Trumps Wahlsieg offiziell verkündet wurde.

«Wie zur Hölle konnte es dazu kommen?», fragt Moore im Off-Kommentar zu Nachrichtenbildern aus der Wahlnacht, mit den fassungslosen Gesichtern der demokratischen Verlierer und entsetzter Wähler. Vorher ist noch Hollywood-Star George Clooney im Bild, der lachend abwinkt, es werde keinen Präsidenten Trump geben, das werde nie passieren.

Auf beschreibt Moore seinen Film als Mischung aus Komödie, Horrorfilm und Dokumentation rund um die Politik der US-Regierung Donald Trump, die «aufzeigt, wie der Wahnsinn anfing und wie man ihn beendet». Doch die 128 Minuten von «Fahrenheit 11/9» gelten nicht allein dem erklärten Erzfeind Trump. Moore nimmt auch Korruption und soziale Ungleichheit in den USA ins Visier, Hillary Clinton, Barack Obama und die demokratische Partei bekommt ebenfalls ihr Fett weg.

In gewohnter Showman-Manier setzt sich Moore selbst gerne ins Bild – einmal sogar locker plänkelnd an der Seite von Trump, als beide 1998 in einer TV-Talkshow erstmals aufeinandertreffen. In einer anderen Szene rückt der Doku-Filmer in seinem Heimatstaat Michigan mit einem riesigen Tanklaster vor der Villa des republikanischen Gouverneurs Rick Snyder an und sprüht verseuchtes Wasser über den Rasen. Der Politiker war in den Skandal um die Bleivergiftung des Trinkwassers in der Stadt Flint verwickelt, Moore forderte Snyders Festnahme.

Moore spricht mit Politikern und Geschäftsleuten, Lehrern, Schülern und Menschen auf der Straße. Ernste und wichtige Themen arbeitet der Filmemacher teils vergnüglich, teils bissig und wie gehabt mit wütender Neugierde auf. Dabei schlägt der linke Polemiker Moore aus Sicht seiner Kritiker auch wieder weit über die Stränge. Etwa unterlegt er Bilder von Adolf Hitler mit Sprüchen und Reden von Donald Trump, der darin die Medien zum Feind macht und gegen Minderheiten wettert.

«Fahrenheit 11/9» ist auch ein Appell des Filmemachers an seine Landsleute, für den Erhalt der Demokratie zu kämpfen. Er ruft zum Widerstand und politischen Engagement auf. Als die Doku im vorigen September beim Filmfestival im kanadischen Toronto ihre Weltpremiere feierte, bat Moore Überlebende des Schulamoklaufs in Parkland (Florida) auf die Bühne. Bei dem Massaker im Februar 2018 waren 17 Menschen getötet worden. Schüler starteten danach eine Protestbewegung gegen Waffenbesitz in den USA, sie machten bei Streiks und Demonstrationen mit. «Was wir jetzt brauchen, ist eine Generation der Aktion», sagte Moore bei dem Festival.

Der ultraliberale Moore, der mit «Bowling for Columbine» über die Schusswaffen-Kultur in den USA 2003 einen Oscar gewann, konnte mit seiner neuen Doku aber nur wenige Amerikaner ins Kino locken. Seit dem Filmstart im September spielte «Fahrenheit 11/9» in Nordamerika nur rund sechs Millionen Dollar (gut fünf Millionen Euro) ein. «Fahrenheit 9/11» sahnte 2004 dagegen fast 120 Millionen Dollar ab.

Moore hat diesmal auch keine Oscar-Chancen. Sein neuer Film war unter den 166 eingereichten Doku-Spielfilmen, er schaffte es bei der Vorauswahl im Dezember aber nicht einmal auf die Shortlist von 15 Kandidaten.

Fahrenheit 11/9, USA 2018, 128 Min., FSK o.A., von Michael Moore, mit Michael Moore, Donald Trump, Barack Obama, Katie Perry,

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