Am Freitag veröffentlichten „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ ein Video, das Österreich in die schwerste Regierungskrise seit Jahren stürzte.
Darin bittet Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache (49, FPÖ) die angebliche Nichte eines russischen Oligarchen um illegale Wahlkampfspenden. Bei dem Geheimtreffen in einer Villa auf Ibiza (Spanien) verspricht er, ihr im Austausch staatliche Bauaufträge zu zu schachern.
▶︎ Merkwürdig: Satiriker Jan Böhmermann (38) orakelte schon einen Tag vor Veröffentlichung des Skandal-Clips: „Kann sein, dass morgen Österreich brennt“, sagte er in seiner Sendung am Donnerstag.
Am Samstag erfüllte sich die Prophezeiung: Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte die Koalition mit der FPÖ – Heinz-Christian Strache trat zurück!
Was wusste Böhmermann über das Video? Steckt er vielleicht sogar dahinter? Oder ist es jemand ganz anderes? BILD erklärt die wichtigsten Fragen.
Was wusste der Satiriker
Jan Böhmermann?
Fakt ist: Jan Böhmermann kannte das Video schon länger, wie sein Manager bestätigte. Schon im April sagte der Komiker eine Preisverleihung in Österreich mit den Worten ab: „Ich kann leider nicht kommen, weil ich gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza rumhänge.“
Aber steckt er auch dahinter?
Unklar. Böhmermanns Manager betonte, dass dem Satiriker das Video nicht als erstes angeboten worden sei. Er ist aber auch dafür bekannt, Prominente und Politiker öffentlichkeitswirksam vorzuführen.
▶︎ Bekanntestes Beispiel „#verafake“: 2016 schmuggelte der Komiker einen falschen Teilnehmer in „Schwiegertochter gesucht“ und entblößte so die zwielichtigen Praktiken der Show von Vera Int-Veen (51).
Das Skandal-Video
Ibiza-Affäre um FPÖ-Chef Strache
Quelle: SPIEGEL/Süddeutsche Zeitung
6:11 Min.
Wieso taucht das Video
jetzt auf?
Auch unklar. Fest steht: Es wurde im Sommer 2017 auf Ibiza gedreht. Offen ist, warum es nicht schon vor den österreichischen Wahlen im Oktober 2017 veröffentlicht wurde. Nun, eine Woche vor den EU-Wahlen, hat das Video vielleicht eine noch größere Wirkung.
Wer ist Heinz-Christian
Strache?
Strache ist seit 2005 Parteichef der rechtspopulistischen FPÖ und seit 2017 Vizekanzler Österreichs. Der gelernte Zahntechniker machte seine Partei mit scharfen Parolen zur drittstärksten Kraft des Landes (25,9 Prozent bei der Nationalratswahl 2017). Er hat nachgewiesene Kontakte zur rechtsextremen Szene.
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Hat Strache illegal gehandelt?
Anke Reisch vom Deutsch-Österreichischen Juristenverein: „Illegales Handeln im Sinne eines Verstoßes gegen das Strafgesetzbuch ist zu verneinen.“ Grund: Strache, der damals noch kein Regierungsamt hatte, kündigt illegale Handlungen in dem Video nur an. Die von ihm vorgeschlagene Parteienfinanzierung am Rechnungshof vorbei würde gegen das Parteiengesetz verstoßen, eine gezielte Vergabe öffentlicher Aufträge an Parteispender gegen das Vergabegesetz.
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