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Vereinssatzung ausgehebelt: Kind treibt H96-Machtkampf auf die Spitze

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Der Kampf um die Macht bei Hannover 96 zwischen Martin Kind und der vereinsinternen Opposition erreicht die nächste Eskalationsstufe.


In der Fußball-Bundesliga steckt Hannover 96 im Tabellenkeller fest. Auch klubintern bleiben die Zeiten unruhig. Obwohl die Vereins-Opposition genug Unterschriften sammelt, lehnt der Vorstand um Präsident Kind eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab.

Der Trainer angeschlagen, die Mannschaft am Abgrund – und der Klub heillos zerstritten: Mitten in der sportlichen Krise hat der Machtkampf bei Hannover 96 eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Klub-Vorstand um Präsident Martin Kind lehnt eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab, obwohl die Opposition dafür genügend Stimmen gesammelt hatte.

Die Interessengemeinschaft "Pro Verein 1896", die auf der Mitgliederversammlung die der Kind-Linie folgenden Aufsichtsräte Veronika von Lintel, Michael Beck und Valentin Schmidt abberufen wollte, bringt nun ihre Anwälte in Stellung. Der Vorstand um Kind verstoße "zum wiederholten Male gegen die Satzung des Vereins und geltendes Recht", teilte die Organisation mit. Es zeige "sich erneut der mangelnde Respekt des Vorstands vor den Vereinsmitgliedern und der Vereinssatzung".

Die Klubführung um Kind und die "IG Pro Verein 1896" streiten seit Jahren um Ausrichtung und Struktur des Vereins. Kind möchte die Mehrheit an der ausgegliederten 96-Profigesellschaft übernehmen und dafür eine Ausnahme von der 50+1-Regel im deutschen Fußball erwirken. Diese besagt, dass Stammvereine die Mehrheit an Profigesellschaften behalten müssen. Die Opposition will genau diese Übernahme verhindern – durch die Installation von drei neuen Aufsichtsräten, die Kinds Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung bei der sogenannten 50+1-Regel nicht mittragen würden.

Obwohl 1271 gültige Stimmen für die außerordentliche Mitgliederversammlung abgegeben worden waren – nötig wären lediglich 1145 gewesen – lehnte der 96-Vorstand den Antrag ab. "Dazu wurde der Rat mehrerer Juristen eingeholt", teilte der Verein mit, die Entscheidung sei "letztlich auf Basis eines unabhängigen Rechtsgutachtens" getroffen worden.

Klub sieht keine "Eilbedürftigkeit"

Den Vorwurf, dass Kind die Mitgliederversammlung bis zur Entscheidung des Schiedsgerichts der Deutschen Fußball Liga (DFL) über seinen Ausnahmeantrag zu 50+1 verhindern will, wies der 74-Jährige zurück: "Das hat nichts miteinander zu tun." Eine mündliche Verhandlung vor dem DFL-Schiedsgericht soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Für die Ablehnung des Antrags nannte 96 vier Gründe. Unter anderem fehle die "Eilbedürftigkeit", weil die ordentliche Mitgliederversammlung schon lange auf den 23. März 2019 terminiert ist. Dort würden Beck, von Lintel und Schmidt ohnehin nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Auch der von der IG kritisierte Kind tritt nach 20 Jahren als Präsident des eingetragenen Vereins nicht mehr an.

Der 96-Vorstand argumentiert deshalb: Sollte eine außerordentliche Versammlung im Januar drei Aufsichtsräte abwählen, müsste im Februar eine weitere Versammlung stattfinden, um die Posten neu zu besetzen und das Kontrollgremium wieder handlungsfähig zu machen. Somit müsste der Verein "in zweieinhalb Monaten insgesamt drei (!) Mitgliederversammlungen abhalten. Das ist für Mitglieder weder vertretbar noch zumutbar", hieß es. Auch mit dem Verweis auf die Kosten von rund 80.000 Euro für jede einzelne Mitgliederversammlung lehnt 96 dieses Prozedere ab. "Das hohe Gut der Außerordentlichen Mitgliederversammlung wird leider missbraucht, um persönliche Interessen im Profifußball durchzusetzen", sagte einer der 17 Klub-Abteilungsleiter, Hansi Teille.

Schlammschlacht zur Unzeit

Die eskalierende Schlammschlacht kommt für Hannover auch sportlich gesehen zur Unzeit. Es wäre "gut und hilfreich, wenn die Reihen geschlossen sind", hatte Manager Horst Heldt zuletzt gesagt: "Aber wenn das – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich ist, dann ist das eine Situation, die man annehmen muss." Allerdings gelingt dies dem Team von Trainer Andre Breitenreiter derzeit nicht, nach vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen sind die Niedersachsen nur noch Tabellenvorletzter.

In Mainz muss Breitenreiter am kommenden Sonntag wohl gewinnen, sonst gerät sein Job ernsthaft in Gefahr. Heldt sagte, er könne in dieser prekären Situation niemandem einen "Freifahrtschein" ausstellen.

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