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TV-Tipp: Tatort: Wir kriegen euch alle

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Tablet, Handy und Co. für die Kinder – schon haben gestresste Eltern ihre Ruhe. Doch Experten raten zur Vorsicht, wenn die Kleinen mit smarter Technik hantieren. Der «Tatort» aus München zeigt drastisch, warum man solche Warnungen beherzigen sollte.

Lena Faber (Romy Seitz) hört in ihrem Kinderbett der sprechenden Puppe Senta zu. Foto: Hendrik Heiden

Fenster und Türen sind verriegelt. Nie im Leben würden Eltern Fremde ins Kinderzimmer lassen. Oder doch? Die Technik macht es möglich, so wie die Puppe «Cayla», die vor gut zwei Jahren für Aufsehen sorgte. Per Funk ans Internet angebunden, sollte sie sich mit niedlicher Kleinmädchenstimme unterhalten können.

Doch «My Friend Cayla» wurde in Deutschland als potenzielles Spionagegerät verboten. Außerdem gab es Befürchtungen, Hacker könnten über die Puppe mit Kindern Kontakt aufnehmen. Eine unheimliche Vorstellung, die im «Tatort» aus München Wirklichkeit wird. In «Wir kriegen euch alle» spielen smarte Spielzeuge eine gruselige Rolle in einer Reihe entsetzlicher Morde, zu sehen am Sonntag (2. Dezember) um 20.15 Uhr im Ersten.

Ein Ehepaar wird in seiner Villa brutal ermordet. Die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr sind ratlos, erst recht, als sie auf der Überwachungskamera einen Weihnachtsmann sehen, der in der Mordnacht durch den Garten schleicht und offenbar problemlos ins Haus gekommen ist. Wer hat ihm die Tür geöffnet? War es die Tochter Lena, die den Weihnachtsmann schon seit Tagen sehnsuchtsvoll erwartet hat? Noch rätselhafter wird es, als die Ermittler Lenas sprechende Puppe Senta entdecken. Sie ist das Geschenk einer netten alten Dame auf dem Spielplatz, und Lena liebt sie heiß und innig. Eine Spur führt Batic und Leitmayr zu einem Verein von Männern, die in ihrer Kindheit und Jugend sexuell missbraucht wurden. Ob sich hier der Täter findet?

«Wir kriegen euch alle» erzählt eine hochspannende und tiefgründige Geschichte. «Es dreht sich nicht ausschließlich um diese Puppen, es geht auch um Selbstjustiz und Kindesmissbrauch. Wie gehen Opfer mit ihren Gefühlen um?», sagt der Regisseur Sven Bohse («Ku’damm 56»). Einfühlsam behandelt der Film dieses schwierige Thema um Männer mit Missbrauchserfahrungen, die zwischen Trauer, Verzweiflung und Rachegelüsten schwanken.

Geschickt verwebt der Film des Bayerischen Rundfunks und der Tellux Film die Puppe mit den Morden. Das Spielzeug ist das Einfallstor für den unbekannten Täter, der sich mit seinem Handy mit dem Computer in der Puppe verbindet und diese steuert. «Technisch ist ein solches Szenario denkbar», heißt es von der Bundesnetzagentur in Bonn, die Cayla im Februar 2017 vom Markt genommen hat.

Doch nicht nur Smart-Puppen machen den Experten Sorgen. Die Bundesnetzagentur verbietet den Verkauf von Kinderuhren mit Abhörfunktion, die Gespräche mitschneiden und verschicken können. Auch Staubsaugerroboter mit eingebauter Kamera sieht sie kritisch, wenn diese Bilder und Filme über WLAN oder Bluetooth versenden.

Was tun? «Wir raten Verbrauchern, sich vor dem Kauf von smartem Spielzeug über die genaue Funktionsweise zu informieren», empfiehlt die Bundesnetzagentur. Lenas Eltern haben genau das versäumt, mit fürchterlichen Folgen, wie der Krimi drastisch vor Augen führt. Smarte Spielzeuge dürften in den meisten Kinderzimmern allerdings noch selten sein. «Das Meiste unterm Weihnachtsbaum ist ganz klassisch», sagt Steffen Kahnt vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels in Köln. Gerade die Deutschen bevorzugten typisches Spielzeug – und pädagogisch wertvolles.

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