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Südbayern bangt im Schnee: Steht das Schlimmste noch bevor?

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Seit Tagen kämpft der Süden Bayerns mit bedrohlichen Schneemassen, in fünf Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Einen davon hat Ministerpräsident Markus Söder nun besucht – denn das Schlimmste steht möglicherweise noch bevor.

Wolfratshausen/Bad Tölz – Bäume neigen sich bedrohlich über die Landstraße zwischen Bad Tölz und Wolfratshausen. Erdrückt von weißer Last könnten sie – so sieht es zumindest aus – jederzeit zusammenbrechen und auf die Straße krachen. Viele Bäume sind bereits umgefallen, viele große Äste bereits unter der Schneelast abgebrochen. Trotzdem sind die Bäume gerade nur das zweitgrößte Problem im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Noch mehr Sorgen bereiten die Dächer.

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Mit bis zu 90 Kilo pro Quadratmeter drückt der Schnee auf das Dach der Straßenmeisterei in Wolfratshausen, 115 hält es aus. Rund 20 Helfer versuchen, den Schnee herunterzuschaufeln. Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr sind im Einsatz – und die Bergwacht, die die Schaufelnden mit Seilen sichert. Vor dem Gebäude steht das Rote Kreuz – für den Fall, dass das mit dem Sichern mal nicht klappt.

„Die arbeiten – und wir…“, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), als er den Helfern am Samstag vom Boden aus zuschaut. Dann scherzt er mit den Mitarbeitern der Straßenmeisterei über drei leicht bekleidete Frauen an der Wand: „Schicker Kalender übrigens. Der kommt jetzt ins Fernsehen.“

Katastrophenalarm ausgelöst

47 Räumungseinsätze dieser Art laufen zur gleichen Zeit noch anderswo im Landkreis, wie Landrat Josef Niedermaier sagt. Er trägt eine Warnweste mit der Aufschrift „Katastrophenschutz“ – in seinem Kreis gilt der Katastrophenfall. Auch vier weitere Landkreise in Bayern haben Katastrophenalarm ausgelöst. Öffentliche Gebäude wie Kindergärten und Turnhallen werden geräumt, letztere vor allem für den Fall, dass Unterkünfte für noch mehr Einsatzkräfte benötigt werden.

Es ist auch ein Wettlauf mit der Zeit, denn Meteorologen haben eine neue Unwetterwarnung für das südliche Bayern herausgegeben. Noch bis zum Dienstag werden weitere heftige Niederschläge erwartet. Nicht nur schneien soll es, auch regnen. Die Gefahr: Wenn der Schnee auf Dächern und Bäumen sich mit dem Regen vollsaugt, wird er noch schwerer. Werden vor allem ältere Häuser, die eine geringere Dachlast tragen können, nicht geräumt, sind sie akut einsturzgefährdet.

Einsatzkräfte „sehr, sehr besorgt“

„Die größte Herausforderung der nächsten Tage wird die Dächerlast sein“, betont auch der Ministerpräsident. Die Einsatzkräfte seien „sehr, sehr besorgt“, sagt Söder. Und: „Es gibt keinen Anlass zur Panik, aber schon zu ernster Besorgnis“, sagt Söder, aber auch: „Kein Grund zur Entwarnung – im Gegenteil.“ 500 zusätzliche Bereitschaftspolizisten sollen helfen, der Lage in den verschneiten Katastrophenregionen Herr zu werden. Insgesamt sind nach Söders Angaben 5000 Kräfte in Südbayern „volle Pulle im Einsatz“. Bei Bedarf sollen weitere in Bewegung gesetzt werden.

Landrat Niedermaier sagt, eine solche Wetterlage habe es zuletzt 2006 gegeben. Das war das Jahr, in dem die Eishalle in Bad Reichenhall einstürzte. Die kurze Atempause – am Samstag schneite es zunächst kaum im Landkreis, viele Straßen waren freigeräumt – müsse jetzt genutzt werden. „Das gibt uns Luft.“ Bis Dienstag werde der Katastrophenfall wohl dauern, sagt Niedermaier. „Und dann hoffe ich, dass irgendwann der Schnee runterkommt von den Dächern und Bäumen und es wieder normal wird.“

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dpa

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