Politik

Seehofer nennt Merkel die „Beste in der Regierung“

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Experte: „Seehofer blickt jetzt auf seinen Eintrag in den Geschichtsbüchern“

Horst Seehofer (69) und Angela Merkel (64) – das war bisher keine dicke Beziehung.

Jahrelang hat sich der CSU-Politiker harte Auseinandersetzungen mit der Bundeskanzlerin geliefert. Jetzt überrascht er mit diesem Kompliment in der „Rheinischen Post“:

Sie ist in dieser Regierung die Beste. Ich habe wohl die meisten Diskussionen mit ihr geführt, aber das hat nie meine Wertschätzung für sie beeinträchtigt.

Sogar Merkels berühmten Satz in der Flüchtlingskrise, „Wir schaffen das“, sieht Seehofer inzwischen versöhnlich: Angela Merkel habe damals „Motivation auslösen wollen, und bei vielen hat sie das erreicht“, lobte er.

▶︎ Unvergessen auch der CSU-Parteitag in München, bei dem Seehofer die Kanzlerin auf offener Bühne kritisierte, während sie neben ihm stand. Oder auch die Streitigkeiten im Zuge von Seehofers „Masterplan“ über die Zurückweisung von Flüchtlingen an der deutschen Grenze. Die Kanzlerin wollte eine EU-Lösung, ihr Innenminister drohte mit einem Alleingang.

Jetzt stellte Seehofer klar: Merkel reibe sich auf für Deutschland, und es gebe in Europa niemanden, der so viel Vertrauen genieße wie sie. „Wir sollten in der Union stolz sein, dass so eine herausragende Persönlichkeit aus unseren Reihen kommt.“

Was ist denn mit Horst Seehofer los?

★ Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld zu BILD: „Es gehört zu Seehofers Naturell, eine gewisse dramatische Sprunghaftigkeit zu haben – und sich dann auch auf der jeweils anderen Seite zu positionieren.“

Ein zweiter Aspekt: „In der Reifephase seiner politischen Karriere blickt Seehofer auch auf seinen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Nach vielen Rangeleien mit der Kanzlerin erkennt er jetzt die historische Bedeutung von Angela Merkel“, meint Weidenfeld und gibt Seehofer inhaltlich recht: „Wenn Merkel nicht die Beste in der Regierung wäre, hätte sie sich nicht so lange gehalten. In normalen Zeiten ist das nie jemandem gelungen.“

★ Politikwissenschaftler und CSU-Experte Heinrich Oberreuter sieht das ähnlich. Das ursprüngliche Urteil über Merkel sei oftmals von grundsätzlichen und persönlichen Konflikten geprägt gewesen, das heutige sei vielmehr bestimmt von der aktuellen Erfahrung: „Bei aller Kritik in Details hat die Union (und andere auch) niemanden von Merkels Format und speziell ihrer Präsenz und ihrem Einfluss in der internationalen Politik.“ Hinzu komme: „Konsens und Schulterschluss zwischen den Schwesterparteien sind am Wählermarkt jetzt gewinnbringender als Konflikt und Krise. Man schmust derzeit geradezu.“

Es scheint, als habe Innenminister Seehofer tatsächlich seinen Frieden mit der Kanzlerin gefunden. Er will mit ihr bis zum Ende dieser Legislaturperiode zusammenarbeiten und sieht keine Anzeichen für einen vorzeitigen Koalitionsbruch oder einen Wechsel im Kanzleramt.

▶︎ Zu Spekulationen über entsprechende Änderungen nach der Europawahl sagte der CSU-Politiker in der „Rheinischen Post“: Nach der Wahl werde „gar nichts passieren“. Union und SPD arbeiteten „gut und vertrauensvoll“ zusammen und würden bis 2021 „vernünftige Politik“ machen. Er mahnte allerdings alle Beteiligten, klug und besonnen zu bleiben.

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