Kultur

“Netz aus Angst” von Bianka Echtermeyer: Die Lebens-Räuber

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10.000 Hasskommentare brachten ihr das Fürchten bei. Bianka Echtermeyer verarbeitete sie zu dem Krimi “Netz aus Angst”.

Nach dem Schock ist vor dem Text: Autorin Bianka Echtermeyer.

Als wir alle vor gar nicht allzu langer Zeit dachten, es gebe eine Realität und das, was im Internet passiert, bilde so eine Art Parallelwelt, vielleicht sogar eine bessere, da schrieb die Hamburger Journalistin Bianka Echtermeyer eine Glosse. Sie erlebte, wie ihr die virtuelle Welt ihr Leben raubte. Auf der Onlineplattform der Frauenzeitschrift “Brigitte” hatte sie sich über alternde Skateboarder lustig gemacht – und keine zwölf Stunden später hatten sich genau jene “ergrauten Schöpfe” im Netz zusammengerottet und drohten der Autorin mit Gruppenvergewaltigung, “Arschfick” und “Krieg”. – “Du baumelst bald am Michel” , schrieb einer.

Knapp 10.000 Kommentare sammelten sich unter ihrem Onlinetext, im -Postfach, auf und in eigens gegründeten Echtermeyer-Hass-Gruppen. Die Autorin traute sich nicht mehr in ihre Wohnung. “Ich verstand überhaupt nicht, was da gerade geschah. Es hat mich total überrollt.”

Bianka Echtermeyer verarbeitet ihre Erfahrungen zu einem Buch

Es dauerte Monate, bis sich ihr Leben wieder halbwegs so anfühlte, als gehöre es ihr. Einige Jahre später griff die Autorin zu einer Waffe, mit der sie zumindest die negativen Gedanken in die Flucht schlagen konnte: zum Schreiben. Sie erfand die Journalistin Charlotte Schmidt und schickte sie auf Recherche in die Szene der Hassgruppen und anonymen Onlineforen. Herausgekommen ist der erste Krimi von Bianka Echtermeyer, “Netz aus Angst”. Zügig, schnörkellos und spannend erzählt Echtermeyer von einer Frau, die auf ihrer Recherche nicht nur eine Leiche, sondern auch eine neue Liebe entdeckt. Und weil es sich so gut anfühlt, die ausgedachte Journalistin so unbeschadet durch alle Gefahren zu geleiten, schickt Echtermeyer ihre Charlotte Schmidt im nächsten Jahr auf neue Recherchen.

“Netz aus Angst” von Bianka Echtermeyer, Midnight (Ullstein), 220 Seiten, 11 Euro

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