Politik

Merkel herzt Obama

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Quelle: Reuters
1:05 Min.

Ein alter Bekannter zu Besuch im Kanzleramt:

Angela Merkel (64, CDU) hat sich am Freitagnachmittag mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama (57) zu einem anderthalbstündigen Meinungsaustausch getroffen.

Zentrales Thema dürften die angespannten transatlantischen Beziehungen gewesen sein. Diese hatten sich nach dem Amtsantritt von Obamas republikanischem Nachfolger Donald Trump als US-Präsident deutlich verschlechtert

Zwischen Merkel und Obama hatte sich dagegen in dessen achtjähriger Amtszeit eine Art politische Freundschaft entwickelt, obwohl beide unterschiedlichen Parteienfamilien angehören.

Das Gespräch zwischen der Bundeskanzlerin und dem Ex-Präsidenten ist nicht presseöffentlich, trotzdem wurden Fotos verbreitet. Die Atmosphäre zwischen beiden war locker und freundlich – Merkel herzte Obama demonstrativ.

Merkel hatte Obama im Ehrenhof des Kanzleramtes empfangen – eine ungewöhnliche politische Geste für einen Privatmann.

Trump und seinen Gefolgsleuten dürfte das gar nicht gefallen.

Obama wohnt im Adlon

Obama war am Freitag um 13.50 Uhr mit einer Privatmaschine auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel gelandet. Zwei Minuten früher hatte der Jet (eine Gulfstream G550, Kennung „Lima 33“) um Lande-Erlaubnis ersucht.

Nächstes Ziel: das Luxus-Hotel „Adlon“ in Laufnähe zum Kanzleramt. Dorthin fuhr Obama in einer Kolonne von gepanzerten Fahrzeugen mit Polizei-Begleitung, checkt dann mit seiner Entourage (ca. 25 Leute) ein.

  • Kommentar

    Großer Schaden für ein bisschen Nostalgie

    Merkel hat Obama im Kanzleramt empfangen. Man könnte das einen schweren Fehler nennen, aber Fehler geschehen ohne Absicht.

  • Früherer US-Präsident sprach in Köln

    Obama fordert schnelle Schritte im Kampf gegen Klimawandel

    Der frühere US-Präsident Obama trat am Donnerstagabend in Köln auf. Er forderte konkrete Schritte gegen den Klimawandel.

Das Zimmer des früheren US-Präsidenten: die 200-Quadratmeter-große Präsidentensuite mit Blick zum Brandenburger Tor, 24-Stunden-Butlerservice, Trocken- und Dampf-Sauna und einer Auswahl an internationalen Büchern, die von der Hausdame verwaltet und regelmäßig ausgetauscht werden.

Die Räume (u. a. Wohn- und Esszimmer, Küche mit Silber-Geschirr) kennt Obama schon von seinem letzten Besuch in Berlin. Im Bad gibt‘s Shampoo, Duschgel und Cremes der britischen Kosmetik-Firma Molton Brown.

Für Samstag ist in Berlin ein „Town Hall“-Treffen geplant, bei dem sich Obama den Fragen junger Menschen stellt. Zudem trifft er sich mit etwa 20 Vertretern der Umweltaktivisten von „Fridays for Future“ .

Sein Auftritt in Köln

Donnerstag gegen 17 Uhr war Obama auf deutschem Boden gelandet. In Köln sprach auf dem „World Leadership Summit“ abends vor 14 000 Menschen.

Nach kurzen Abstechern ins Private (Obama verrät, dass er nach seiner Amtszeit nicht gewusst habe, wie man eine Kaffeemaschine bedient) wird es politisch: Ohne den Elefanten im Raum zu benennen, bezieht er Stellung gegen die Politik des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump (72):

▶︎ Die Klimapolitik dürfe „man nicht alten Leuten überlassen, auch nicht mir“. Der Klimawandel geschehe gerade jetzt, junge Menschen müssen für Veränderungen kämpfen – das wäre mit der richtigen Wahlentscheidung auch schnell möglich! Er sei „zuversichtlich und vorsichtig optimistisch“, dass die USA im Klimaschutz bald wieder führend sein werden.

▶︎ Auch Trumps Lieblinge, die „alternativen Fakten“, erwähnte er: Die Demokratie könne nicht funktionieren, „wenn grundlegende Fakten infrage gestellt werden“. Obama: „Ich bin ein großer Anhänger aufklärerischer Werte wie Fakten, Vernunft, Logik.“

Merkel & Obama: Traumpaar mit Startschwierigkeiten

Schon seine letzte dienstliche Auslandsreise als US-Präsident führte Obama 2016 nach Deutschland. Mit Merkel verbindet ihn eine enge Partnerschaft. Im Vorfeld seines Besuchs bezeichnete der Ex-Präsident die Kanzlerin als die „wohl engste Verbündete“ seiner Amtszeit.

Sein erster Auftritt 2008 in Deutschland war auch sein größter. Obama, damals noch Senator von Illinois, sprach vor begeisterten Massen rund um die Berliner Siegessäule. Damals waren sich Merkel und Obama noch nicht so nah:

Sie weigerte sich, Obama während seiner ersten Kandidatur vor dem Brandenburger Tor reden zu lassen. Merkel war skeptisch, ob der charismatische erste schwarze Präsident Amerikas die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen würde.

Doch aus Skepsis wuchs bei beiden Politikern großes Vertrauen. In ihrer Liebe fürs Detail und ihrer Berechenbarkeit ähnelten sich Merkel und Obama. Sie wurden – zumindest nach seinen Worten – Freunde.

  • Das wird Trump nicht gefallen

    Merkel lädt Obama ins Kanzleramt ein

    Ex-US-Präsident Barack Obama ist auf Deutschland-Besuch. Auf dem Reiseplan steht dabei auch ein Treffen mit Kanzlerin Merkel.

  • Abschiedsbesuch

    Raten Sie mal, was Merkel Obama schenkt

    Sie sind Tradition: Bei Staatsbesuchen schenken sich die Regierungschefs kleinere Präsente. Und das gab es zu Obamas Abschied!

Merkel hält mit ihren Gefühlen normalerweise hinter dem Berg. Obama bezeichnete die Kanzlerin als seine wichtigste außenpolitische Partnerin und Garantin für Europa und die Welt, sie blieb sparsam mit Lob. In der gemeinsamen Zeit war die NSA-Abhöraffäre eine schwere Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses.

Im Wissen um den Wahlsieger Trump bejahte Merkel bei der letzten gemeinsamen Pressekonferenz im November 2016 in Berlin zwar die Frage, ob ihr der Abschied von Obama schwer falle. Sie bilanzierte aber auch nüchtern: „Demokratie lebt vom Wechsel.“

Dennoch bleiben beiden viele gemeinsame Momente, die sie, wenn man den Bildern glauben darf, sehr genossen haben.

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