Politik

Juden sollten nicht überall Kippa tragen

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Schlimm, dass solch eine Warnung offenbar nötig ist!

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat Juden davor gewarnt, überall in Deutschland die Kippa zu tragen.

„Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Das muss ich leider so sagen“, sagte Felix Klein (51) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). Er habe seine Meinung „im Vergleich zu früher leider geändert.“

Seine Begründung: eine „zunehmende gesellschaftliche Enthemmung und Verrohung“. „Hierzu haben das Internet und die sozialen Medien stark beigetragen, aber auch die fortgesetzten Angriffe auf unsere Erinnerungskultur“, sagte Klein. Etwa 90 Prozent der Straftaten seien dem rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen. Bei muslimischen Tätern seien es zumeist Menschen, die schon länger in Deutschland lebten. „Viele von ihnen gucken arabische Sender, in denen ein fatales Bild von Israel und Juden vermittelt wird.“

Klein forderte wegen des starken Anstiegs antisemitischer Straftaten in Deutschland Schulungen für Polizisten und andere Beamte. Es gebe „viel Unsicherheit bei Polizisten und bei Behördenmitarbeitern im Umgang mit Antisemitismus“, sagte er. Viele wüssten nicht, „was erlaubt ist und was nicht“. Es gebe eine klare Definition von Antisemitismus, und die müsse in den Polizeischulen gelehrt werden. „Genauso gehört sie in die Ausbildung der Lehrer und Juristen“, sagte der Antisemitismusbeauftragte.

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Außerdem sagte Klein, die Erinnerungskultur müsse weiterentwickelt werden. „Ich sehe gewisse Abnutzungserscheinungen beim Holocaust-Gedenken“, sagte er. Man müsse neue Formen des Erinnerns finden, „die die Menschen nicht nur rational ansprechen, sondern auch Empathie vermitteln“.

Im April vergangenen Jahres hatte schon der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster (65), Juden davor gewarnt, sich in Großstädten öffentlich mit einer Kippa zu ihrer Religion zu bekennen. Und das nicht zum ersten Mal.

„Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg“, sagte Schuster dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). „Trotzdem würde ich Einzelpersonen tatsächlich davon abraten müssen, sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen.“ Man müsse vernünftigerweise dazu raten, „stattdessen lieber ein Basecap oder etwas anderes als Kopfbedeckung zu tragen“.

Bayerns Innenminister ist anderer Meinung

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) widersprach der Warnung des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung. Er hat Juden in Deutschland zum Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit ermutigt: „Jeder kann und soll seine Kippa tragen, egal wo und egal wann er möchte“, erklärte Herrmann am Samstag.

Herrmann sagte, die Kippa zu tragen, sei Teil der Religionsfreiheit. „Wenn wir vor dem Judenhass einknicken, überlassen wir rechtem Gedankengut das Feld“, sagte der Minister.

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