Politik

Ist die ARD-Expertin eine Hochstaplerin?

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… und das sagt sie selbst zu den Vorwürfen

Die Debatte um das „Framing Manual“ der ARD könnte jetzt für alle Seiten richtig peinlich werden.

Denn offenbar ist die Sendeanstalt bei dem Projekt auf einen ziemlichen Hokuspokus hereingefallen. Weder das Institut, noch das Arbeitspapier halten das, was sie versprechen. Auch wie wissenschaftlich die Autorin, Dr. Elisabeth Wehling, arbeitet, steht infrage.

Das Institut

Das „Framing Manual“, für das die ARD 120.000 Euro hinlegte, stammt vom Berkeley International Framing Institute. Berkeley: Der Name gilt als Ausweis höchster wissenschaftlicher Standards. Die University of California, Berkeley, ist eine der berühmtesten Universitäten der Welt. Sie hat sogar einen eigenen Parkplatz für Nobelpreisträger – so viele Forscher der absoluten Weltklasse arbeiten dort.

Studienautorin Dr. Elisabeth Wehling wird in Berkeley als Postdoc geführt. So werden Forscher bezeichnet, die nach ihrem Doktor-Abschluss weiter am Institut tätig bleiben. Doch mit ihrem Berkeley International Framing Institut will die echte Uni nichts zu tun haben, wie auf dem Portal „Salonkolumnisten.de“ nachzulesen ist. Dort wird eine Sprecherin der echten Berkeley Universität zitiert: Wehling sei zwar weiterhin als Postdoc an Berkeleys Linguistik-Fachbereich aktiv, ihr Institut habe aber keine Verbindungen mit der Universität Berkeley.

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Alles Hochstapelei? Merkwürdig auch: Die Homepage des Instituts hat kein Impressum, keine Anschrift, keine Kontaktdaten, keine Mitarbeiter. Das gleiche gilt für Wehlings persönliche Homepage. Außer einer E-Mail-Adresse, die zur University of California Berkeley gehört (@berkeley.edu), nichts zu finden.

In einigen Artikeln ist von einem „Berliner Institut“ die Rede, ein Sitz ist aber nicht bekannt. Lediglich hinter dem Link „Meine Forschung“ wird es persönlich: Dort präsentiert sich Elisabeth Wehling (ohne Doktortitel) als Linguistin der Uni Berkeley und verweist auf „zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen“.

Bekannt ist Wehling aber vor allem als Teilnehmerin in Diskussionsrunden und als Interview-Partnertin zu politischer Sprache.

Auf eine BILD-Anfrage antwortete Elisabeth Wehling mit dieser Stellungnahme: „In den letzten Tagen ist eine Diskussion um ein Kommunikationskonzept entstanden, an dem ich im Auftrag der ARD gearbeitet habe. Im Rahmen der aktuellen Diskussion wurden Zitate aus dem Konzept, was ausschließlich für die interne Verwendung gedacht war, aus dem Zusammenhang gerissen und für eine politische Skandalisierung benutzt. Eine sachliche Auseinandersetzung mit dem auf wissenschaftlichen Grundsätzen basierenden Konzept findet nicht statt. Dies finde ich einen höchst bemerkenswerten Vorgang.“

Die Expertin

Die ARD hat nach eigener Darstellung „die Sprachforscherin Dr. Elisabeth Wehling gebeten, ihre wissenschaftliche Sicht“ mit Blick auf „Sprache und ihre Wirkung“ einzubringen. Wehling selbst erwähnt in einer Klarstellung zum Thema an drei Stellen den wissenschaftlichen Charakter ihrer Tätigkeit. Einen Autorennamen, eine Anschrift oder zumindest eine Ortsangabe gibt es auch im ARD-Papier nicht. Doch wie wissenschaftlich diese Arbeit tatsächlich ist, daran wirft nicht nur der fragwürdige Gebrauch des Namens „Berkeley“ Zweifel auf.

„Aus Sicht der professionellen Linguistik wurde hier viel Wind gemacht und ein lange bekanntes Phänomen und ein längst eingeführter Ansatz zu einer Sensation gemacht“, sagte Professorin Heidrun Kämper vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim gegenüber der „Welt“.

Professor Jörg Matthes von der Uni Wien sagt dort: „Das Framing-Manual ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.“ Auch ein wissenschaftliches Magazin, das Wehling nach eigenen Angaben herausgebe, existiere nicht. „Dr. Wehling legt selbst keine empirischen Belege vor, es finden sich auch keine neurowissenschaftlichen Befunde für die Thesen. Mir kommt das wie eine perfekte Inszenierung von Wissenschaftlichkeit vor und die Medien sowie die Politik fallen darauf reihenweise herein.“

Dagegen sagt Professor Henning Lobin von der Uni Mannheim: „Elisabeth Wehlings Arbeiten basieren auf einer sehr guten Kenntnis von sprachwissenschaftlichen wie kognitionswissenschaftlichen Arbeiten in diesem Bereich, sodass ich nicht an ihrer Expertise zweifle.“

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