Politik

GORCH SCHOCK!

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Wie durch Missmanagement Milliarden versenkt wurden

Die „Gorch Fock“ war einst der Stolz der Marine …

Heute ist das Bundeswehr-Schulschiff in einen riesigen Skandal verwickelt und viele fragen sich, ob die Segel überhaupt nochmal gehisst werden. Immer neue Details werden bekannt. Erst am Mittwoch hat die mit der Sanierung beauftragte Elsflether Werft Insolvenz angemeldet. Es geht um hohe Schulden, dubiose Unterfirmen und sogar um eine Goldmine in der Mongolei!

Die Akte „Gorch Fock“ liest sich wie ein Wirtschaftskrimi! BILD hat das Pannenregister in der Übersicht.

Wie sieht es auf der Geheim-Baustelle aus?

Statt auf den Weltmeeren unterwegs zu sein, liegt die Dreimastbark (89,32 Meter lang, zwölf Meter breit, 5,35 Meter Tiefgang) seit dem 25. November 2015 im Dock 1 der Bremerhavener Dock GmbH (kurz: Bredo-Werft) im Fischereihafen. Allein die Liegekosten betragen pro Tag etwa 4000 Euro. Laut Bundesrechnungshof belaufen sich die täglichen Gesamtkosten sogar auf 10 000 Euro.

Lange war nicht bekannt, wie schlimm es um das Schiff wirklich steht. Ein Werft-Mitarbeiter zu BILD: „Es herrscht höchste Sicherheitsstufe, das Objekt wird streng bewacht.“

▶︎ Exklusive Fotos zeigen aber, dass die „Gorch Fock“ wohl schon jetzt ein Millionengrab ist: Asbest wurde gefunden, das Wrack musste komplett entkernt werden, überall stehen Gerüste.

Wegen des Streits über die explodierenden Kosten steht die Sanierung still. Ursprünglich waren 9,6 Millionen Euro veranschlagt, dann stiegen sie auf eine Obergrenze von 135 Millionen Euro. 80 Millionen Euro sollen laut BILD-Informationen bislang in die Arbeiten gesteckt worden sein.

Ein Marinesoldat sagte zu BILD: „Wir machen den ganzen Tag nichts außer Playstation zocken, schlafen, essen und trinken. Hier liegt alles still, nichts passiert mehr.“

Was hat es mit der dubiosen Werft auf sich?

Zu dem ganzen Chaos kommt jetzt auch noch der Insolvenzantrag der Sanierungsfirma Elsflether Werft dazu. Dem voraus gingen Korruptionsvorwürfe! Ende Januar wurden deshalb die damaligen Werft-Chefs gefeuert, es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue.

Seit mehr als vier Monaten zahlt die Werft keine Rechnungen mehr. Schuldenstand: 22 Mio. Euro! Schlimmer noch: Die alte Werftführung soll Bundeswehr-Zahlungen von rund 25 Millionen Euro in dubiose Kanäle abgezweigt haben.

Die neue Werft-Führung um Werksvorstand Axel Birk will versuchen, den Schiffbaubetrieb mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung wieder auf Kurs zu bringen. Birk und seine neuen Kollegen sollten den Sachstand feststellen und in Berlin eine transparente Rechnung für den Fertigbau vorlegen.

Am Dienstag berichteten Werftvertreter dem Verteidigungsministerium über die finanzielle Lage. Sie kommt einem Wirtschaftskrimi gleich, bei dem es um Profiteure, ausgezahlte Darlehen und ein branchenfremdes Firmengeflecht rund um die Werft gehen soll.

Nach BILD-Informationen soll der alte Vorstand der Werft rund 30 Millionen Euro aus der Firma illegal abgezweigt und in ein Netz von dubiosen Unterfirmen abgeleitet haben – darunter eine Filmagentur, Immobilien-Unternehmen und eine Goldmine in der Mongolei  …

Am Mittwoch, dem Tag des Insolvenzantrags, war es bei der Werft ruhig, aber ein Schlagbaum und ein Schiebetor riegelten den Zugang doppelt ab. Die neue Lage trifft schon Zulieferer wie die Shiptech GmbH. Deren Inhaberin Susanne Wiechmann ist die Noch-Ehefrau des früheren Werftvorstands Klaus Wiechmann. Ihre Mitarbeiter sollten Brandmeldeanlagen einsammeln, die Shiptech für die „Gorch Fock“-Baustelle gemietet hat. Doch dort wurde ihnen nach Wiechmanns Angaben der Zugang bereits verwehrt …

Wer ist schuld am Skandal?

Den einen Schuldigen gibt es vermutlich nicht. Es sind sowohl Behörden als auch die privaten Firmen, die mit der Sanierung beauftragt sind, involviert: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) muss sich neben den Korruptionsvorwürfen der Elsflether Werft mit Planungsfehlern der Marine und der Kritik des Rechnungshofs rumschlagen. Dieser bemängelt, die Ministerin sei aus ihrem Hause falsch über den Zustand informiert worden und habe so wirtschaftlich fragliche Entscheidungen getroffen.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), sprach in der „Rhein-Necker-Zeitung“ von „Verantwortungsdiffusion: Zu viele entscheiden mit, keiner ist verantwortlich.“

Zwischen der Sanierungs-Werft und dem Bund ging es in den vergangenen Wochen immer wieder hin und her, es wurde auf Antworten und Details zum weiteren Vorgehen gewartet.

Von der Leyen machte klar: „Geld, das die Bundeswehr für die ,Gorch Fock‘ zahlte, wurde nicht an Unterauftragsnehmer weitergeleitet.“ Fest stehe aber auch: „Die Entnahmen führten zur Insolvenz der Werft, nicht der Zahlungsstopp der Bundeswehr.“ Sie hatte Ende Dezember sämtliche Zahlungen an die Elsflether Werft einstellen lassen, als erste Betrugsvorwürfe laut wurden.

  • Das Schulschiff ist ein Wrack

    Berlin deckelt Summe für Gorck-Fock-Sanierung

    Die Bundesregierung will höchstens 128 Millionen Euro übernehmen. Das dürfte jedoch nicht reichen.

Grünen-Politiker Tobias Lindner: „Natürlich muss man die Frage stellen, wie diese Kostenexplosion zustande kommen konnte, warum die Ministerin in Entscheidungsvorlagen zweimal mit falschen Informationen versorgt worden ist.“

FDP-Haushaltsexperte Karsten Klein forderte, dass das Ministerium intern klären müsse, wer für Versäumnisse bei der Kontrolle verantwortlich sei. Von der Leyen (CDU) sei konkrete Antworten bei der Sitzung des Haushaltsauschusses am Mittwoch schuldig geblieben. Der Steuerzahler dürfe nicht mit einer weiteren Erhöhung belastet werden.

Klein: „Insgesamt muss man sagen, dass die Misere bei der Gorch Fock vermeidbar gewesen wäre.“ Das Verteidigungsministerium hätte sich nur an sonst übliche Kontrollmechanismen halten müssen.

Wie sieht die Zukunft des Schrott-Schiffs aus?

Um die Zukunft des Schulschiffes wird gestritten. Das Verteidigungsministerium signalisierte grundsätzliche Bereitschaft, das Schiff fertigzubauen. Berlin will aber höchstens 128 Millionen Euro übernehmen. FDP und Grüne dagegen fordern, den Bau des Schiffes auf Eis zu legen. Die Linke will ein Ende des Projektes „Gorch Fock“.

Wehrbeauftragter Bartels mahnte, dass Deutschland ein Segelschulschiff brauche. Er will deshalb eine rasche Entscheidung über die „Gorch Fock“. „Was man jetzt tun kann, um das Schiff wieder flott zu machen, sollte schnell passieren“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

„Entweder stellt man die Gorch Fock fertig, ob nun auf dieser Werft oder auf einer anderen. Oder man baut oder kauft ein neues Schiff“, fügte er in der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sollte in der Lage sein, seinem Marinenachwuchs ein Segelschulschiff zur Verfügung zu stellen.

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