Politik

Gerüchte um EU-Posten für Merkel nicht totzukriegen

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Alarm! Diesmal sind es keine Extremisten vom linken und rechten Rand, sondern die großen Volksparteien der Mitte, die vor dem Untergang des Abendlandes warnen.

Sandra Maischberger (ARD) ist trotzdem skeptisch: „Die Schicksalswahl: Ist Europa wirklich in Gefahr?“

Die Gäste

  • Nicola Beer (49, FDP). Die Spitzenkandidatin der Liberalen schimpft auf Brüssel: „Die EU mischt sich permanent in das Klein-Klein des Alltags ein!
  • Sarah Wiener (56, Grüne). Die TV-Köchin tritt in Österreich an, „da tun ein paar unabhängige Querköpfe wie ich nicht schlecht”.
  • Viviane Reding (68). Die ehemalige EU-Kommissarin aus Luxemburg zählt zu den Konservativen und klagt: „In Polen und Ungarn werden unsere Grundwerte angegriffen!“
  • Aleksandra Rybińska. Die Journalistin lobt Warschau und schießt gegen Berlin: Deutsche Bevormundung führe in ihrem Land dazu, dass der Enthusiasmus für Europa schwinde.
  • Dirk Schümer (57). Der Europakorrespondent der „Die Welt“ warnt: „Wenn die EU nicht reformiert wird, kann das der Anfang vom Ende sein!”
  • Udo van Kampen (70). Der altgediente EU-Korrespondent des ZDF klagt: „Linke wie rechte Populisten setzten auf Desinformation!“

Vier Frauen, eine Talkmasterin – wird’s heute friedlicher als sonst? Das Zoff-O-Meter ist gespannt …

Erst mal die To-Do-Liste

Talkmasterin Maischberger (52) fragt pflichtgemäß die Positionen ab. Grün-Köchin Wiener möchte „als Quereinsteigerin auf das große Ganze schauen“. Journalist Schümer spottet: „Europa verstehen nicht mal mehr die Kommissare und die Berufspolitiker!“

  • Merkel zur Europa-Wahl

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  • Verletzung der Chancengleichheit?

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ZDF-Mann von Kampen killt einen Mythos: Die berüchtigte Verordnung zur Krümmung der Gurken sei gar nicht auf dem Mist der EU gewachsen, sondern vielmehr eine Idee des Deutschen Fruchthandelsverbands, der mit den Norm-Gurken seine Kisten besser packen kann. Eine höchst willkommene Ehrenrettung in diesen europakritischen Zeiten!

Stich ins Wespennest

Maischberger zitiert, was man jetzt häufig gegen Brüssel höre: „Die Migration kriegt ihr nicht geregelt, aber dafür macht ihr schöne Tabellen über den Bräunungsgrad der Fritten!“
 
Prompt geht das Zoff-O-Meter los. Zuerst steigt die Ex-Kommissarin Reding in den Ring: „Europa ist eine unglaublich starke Kreation der Menschheitsgeschichte, und das redet man klein mit Fritten und Gurken!“ empört sie sich.

Schönstes Wort des Abends

FDP-Beer hat das neueste Arbeitszeit-Urteil des Europäischen Gerichtshofs auf dem Kieker: „In der Welt der Digitalisierung ist die Stechuhr ein Problem!“

Doch die Ex-Kommissarin verteidigt auch die Euro-Richter, denn die Durchführung der Arbeitszeitkontrollen bleibe ja den Mitgliedsstaaten überlassen: „Der Gerichtshof hat das nicht ausgedeutscht!“ stellt sie fest. So sage man in Luxemburg für „ins Detail gehen“.

Die Runde ist darüber ganz köstlich amüsiert.

Spitzigste Frage

Auch Wiener hat Probleme mit der EU-Regulierungswut: Vor allem Kleinbetriebe würden darunter leiden. Bestes Beispiel der Köchin: „Wenn du zwei Ferkel schlachten willst, brauchst du einen eigenen Umkleideraum für den Veterinär!“

Die Ex-Kommissarin verteidigt die „Lebensmittelsicherheit“. Die Journalistin aus Polen fragt sie ganz unschuldig: „Hatten wir die nicht schon ohne die EU?“

Härtester Vorwurf

Die Köchin denkt an das Sterben der Bienen, aber das findet keine Gnade bei der Polin, sie hat ganz andere Probleme im Sinn: Für gesundes Essen und den Schutz von Insekten „sind die Gelbwesten in Frankreich nicht auf die Straße gegangen!“

Dann geht es ans Eingemachte. „Wir haben das Gefühl, dass man uns wie kleine Kinder behandelt“, beschwert sich die Polin. „Wir sind nicht erwachsen genug, um die Demokratie zu verstehen! Wir sind Mitglieder zweiter Klasse!“

Und dann lässt sie die Katze aus dem Sack: „Die EU kann uns nicht vorschreiben, welche Justizreform wir durchführen können!“

Wichtigstes Stichwort

Und darum geht es ihr: Als Polens alte Regierung abgewählt worden war, ernannte sie schnell noch drei neue Richter für den Obersten Gerichtshof, um dort ihre Politik auch in Zukunft mit Mehrheit abzusichern.

Der neuen Regierung passt das nicht, und sie kämpft seither mit harten Bandagen dagegen an. Das wiederum ruft die EU-Kommission auf den Plan.

„Schreiben Sie den Polen zu Unrecht was vor?“ fragt Maischberger. „Nein! Zu Recht!“ antwortet die Ex-Kommissarin energisch.

Schärfstes Wortgefecht

„Gibt es in Polen keinen Rechtsstaat mehr?“ fragt die Polin Rybińska provozierend.

„Nein! Den gibt es nicht mehr!“ antwortet die Luxemburgerin wütend.

„78 Prozent der Bevölkerung wollten diese Justizreform!“ sagt die Polin.

Die Köchin mischt sich mit einem beliebten Totschlag-Argument ein: „Wir können es nicht hoch genug schätzen, dass wir in Europa seit 60 Jahren Frieden haben“, erklärt sie. Das liegt allerdings wohl eher an der Nato.

Interessantestes Argument

Die Ex-Kommissarin hat sich in Rage geredet und holt zuletzt den Euro-Knüppel raus: Polen erhalte jährlich 80 Milliarden Zuschüsse“, droht sie und meint: Wenn sich das Land nicht an die Regeln halte, sei die Kohle futsch.

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  • Europawahl 2019

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    Die Europawahl steht vor der Tür – doch die zur Wahl stehenden Kandidaten sind den Deutschen oft gar nicht bekannt.

„Wir haben einen Preis dafür bezahlt“, kontert die Polin, „denn wir haben unsere Märkte geöffnet, damit die Unternehmen aus Frankreich und Deutschland bei uns ihre Geschäfte machen können!“

Schlimmste Drohung

„Wenn Brüssel so weitermacht“, sagt die Polin voraus, „kommt irgendwann der Moment, indem wir keinen gemeinsamen Weg mehr finden!“

„Und dann?“ fragt Ex-Kommissarin Reding höhnisch. „Und dann? Und dann?“

Spannendste Frage

Maischberger lässt die Dompteusen-Peitsche knallen und schickt die Engländer in den Talk-Käfig. „Die Welt“-Schümer findet, Brexit-Erfinder Nigel Farage sei nach den Umfragen zur Europawahl „der erfolgreichste Politiker seit Margaret Thatcher“.

„In Großbritannien hat die traditionelle Politik völlig versagt!“ urteilt die Ex-Kommissarin ungerührt.

Heftigste Tirade

Die Polin Rybińska fährt der Überzeugungseuropäerin aus Luxemburg schon wieder in die Parade: „Ich bin erstaunt über die Selbstzufriedenheit der europäischen Politiker!“ schimpft sie. „Man wollte die Briten für ihre Entscheidung bestrafen!“
 
Und weiter: „Ich sehe nicht das kleinste bisschen Selbstkritik bei den Europäern! Wir sind ja so wunderbar! Wir machen einfach weiter wie bisher!“

Schwierigstes Argument

„Wir wollen ein Europa der Nationalstaaten und kein supranationales Europa“, fordert die Polin zum Schluss. „Der Nationalstaat ist kein überholtes Modell! Er ist der einzige Rahmen, in dem die Demokratie funktioniert!“

„Die Links- und Rechtsextremisten wollen ins Europäische Parlament, um die EU von innen zu zerstören“, warnt der „Welt“-Journalist um 50 nach Zwölf. „Und das ist noch nicht mal Betrug, denn sie sagen es ja ganz offen!“

Latrinenparole des Abends

„Das Gerücht ist nicht totzukriegen, dass Angela Merkel nach den Europawahlen eine Funktion in Brüssel wahrnimmt.“ (Udo von Kampen)

Fazit: Viel Schwarmhysterie, aber immerhin nicht so viele katastrophengeilen Kollapspropheten wie sonst.

Die Sendezeit verlangte Stehvermögen: Das war ein Talk der Kategorie „Lange Vorwahlnummer“.

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